Überlebenschancen nach Sturz von einem KreuzfahrtschiffHätte Daniel Küblböck aus dem Meer gerettet werden können? Experte schätzt ein

Seine Leiche wird wohl nie wieder auftauchen.
Am 9. September 2018 stürzt Daniel Küblböck (†33) nachts von Bord eines Kreuzfahrtschiffs in die etwa zehn Grad kalte Labradorsee vor Neufundland. Dr. med. Jens Kohfahl von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erklärt im Gespräch mit RTL.de, ob es unter diesen Bedingungen überhaupt eine Wahrscheinlichkeit gibt, zu überleben.
Experte über Daniel Küblböck: Je jünger und fitter ein Mensch ist, desto länger kann er überleben
Daniel Küblböck hat vermutlich nur normale Straßenkleidung an, als er mitten in der Nacht über Bord geht. Damit verringern sich seine Chancen enorm, denn der ehemalige Seenotarzt Dr. Kohfahl sagt: „Wenn ein Mensch ohne Kälteschutzbekleidung in zehn Grad kaltes Wasser stürzt, besteht die Gefahr, dass dieser unmittelbar nach dem Sturz oder in den ersten Minuten infolge einer Kälteschockreaktion beziehungsweise des autonomen Konflikts verstirbt.” Ein Kälteschock ist die Reaktion des Körpers auf das plötzliche Eintauchen in kaltes Wasser. Dadurch hyperventiliert der Mensch. In der Regel unter Wasser. Herz- und Atemfrequenz erhöhen sich. Der Mensch reagiert panisch, ist orientierungslos und ertrinkt. Oft kommt es binnen Minuten zum Herzstillstand.

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Kohfahl spricht auch vom „Autonomen Konflikt“. Das bedeutet, dass der Kreislauf verrückt spielt – oder wie die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) schreibt: „Gleichzeitiges Treten von Gas- und Bremspedal.“ Es gibt weitere Faktoren, die das Zeitfenster für eine Rettung beeinflussen: Trägt die Person eine Rettungsweste? Wie hoch ist die Wassertemperatur? Wie alt ist die Person? Dr. Kohfahl: „Je jünger und fitter ein Mensch ist, desto länger kann er in der Regel nach einem Sturz ins Wasser überleben. Und: Je mehr Kleidung er trägt, desto langsamer schreitet die Unterkühlung fort.“
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Hat Daniel Küblböck den Aufprall auf dem Wasser überlebt?
Der frühere DSDS-Star soll von Deck 5 des Kreuzfahrtschiffes gesprungen sein. Auch wenn es keine genauen Angaben über die Fallhöhe bis zur Wasseroberfläche gibt: Es sind geschätzt etwa zehn bis 15 Meter. Dies käme einem Sturz aus dem 4. oder 5. Stock gleich. Da die Wasseroberfläche dann bretthart ist, kann der Tod auch bereits mit dem Aufprall eingetreten sein. Hier kommt es auf den Winkel an, mit dem der Körper auf das Wasser trifft. Laut Dr. Jens Kohfahl kann der Aufprall Halswirbelsäulenverletzungen, Knochenbrüche oder auch Verletzungen innerer Organe wie Leber und Milz verursachen.
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Unwahrscheinlich, dass Daniel Küblböcks Leiche angespült wird
Um den Tod des Ex-DSDS-Sängers ranken sich viele Theorien. Manche Fans spekulieren, er sei gar nicht tot, sondern halte sich in Grönland oder Dänemark als Lana Kaiser auf. Kurz vor der Reise hat Daniel Küblböck sein Trans-Outing. Nach vielen Jahren des Suchens nach der eigenen Identität möchte er fortan als „Lana Kaiser” leben . Als „Beweis”, dass Daniel – oder Lana – weiterhin lebt, soll herhalten, dass keine Leiche angespült oder gefunden wurde. Doch dafür hat der frühere Seenotarzt eine Erklärung: „Dass ein Körper an Land angespült wird, ist eher bei einem Unglück in Küstennähe zu erwarten.”
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Bei Wassertemperaturen, wie sie in der Labradorsee herrschen, kann ein Leichnam für lange Zeit unter Wasser bleiben. Oder auch auf den Grund sinken und niemals wieder auftauchen. Der Verwesungsprozess dauert zudem wesentlich länger als im Normalfall.
Wie verhalte ich mich, wenn ich unfreiwillig über Bord gehe?
Hin und wieder gehen Menschen durch einen Unfall über Bord. Nachts, und wenn man aus großer Höhe gestürzt ist, ist man auf viel Glück und sofort eingeleitete Rettungsmaßnahmen angewiesen. Dr. Kohfahl hat ein paar Tipps, die Menschen im Ernstfall helfen können: „Wenn Schiffbrüchige den unmittelbaren Sturz und die Kälteschockreaktion überlebt haben, sollten sie sich im Wasser so ruhig wie möglich verhalten. Wenn Menschen infolge eines Schiffsuntergangs ins Wasser gelangt sind, sollten sie nach treibenden Gegenständen wie Paletten, Rettungsringen, Rettungsflößen oder Rettungsinseln Ausschau halten, um sich daran festzuhalten. Im Wasser kühlt der Mensch drei bis vier Mal schneller aus als an der Luft. Schiffbrüchige sollten mit dem Körper aus dem Wasser herauskommen, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen.”
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Hier findest du Hilfe in schwierigen Situationen
Solltest du selbst von Suizidgedanken betroffen sein, suche dir bitte umgehend Hilfe. Versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über deine Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.
Wenn du schnell Hilfe brauchst, dann findest du unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800 1110111 oder 0800 1110222 Menschen, die dir Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.