RTL-Kommentator erlebte tödlichen Fan-Sturz hautnah

„Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen”

von Julius Fellermann, Anina Woratschek und Manuel Lippert

Erst jetzt löst er sich aus der Schockstarre.
Eigentlich sollte RTL-Kommentator Robby Hunke am Sonntag „nur” das Nations-League-Finale zwischen Portugal und Spanien kommentieren. Doch dann erlebte er den bittersten Moment seiner Karriere. Hinter ihm stürzt ein Fan in den Tod. Erst jetzt scheint er die Tragödie ein bisschen verarbeitet zu haben. Auch, weil er endlich wieder schlafen kann. Wie er den schrecklichen Moment in der Münchner Allianz Arena erlebt, erzählt er oben im Video.

„Das Krasseste, was ich in meiner Kommentatoren-Karriere erlebt habe”

Es war DER Schockmoment des Abends, als während der Partie ein Fan (34) plötzlich von der Tribüne stürzte. Acht Meter fiel er in den Tod, er starb noch an der Unfallstelle. Und diese lag nur rund zweieinhalb Meter hinter unserem Kommentatoren-Duo Robby Hunke und Felix Kroos.

Was in diesem Moment in ihnen vorging, erzählt Hunke im RTL-Interview „Das ist ein super krasses Gefühl, wenn du weißt, da kämpft einer um sein Leben, während da ein Fußballspiel läuft. Das ist ein Gefühl, wo ich noch ein paar Tage brauche, um das zu verarbeiten. Erst habe ich mit Felix auf Autopilot geschaltet. Wir haben zwar die Informationen, die wir hatten, weitergegeben und das Bild gezeigt, wie der Sichtschutz aufgebaut wurde. Aber wir konnten teilweise nur vom Monitor aus kommentieren, wir waren die letzte Reihe, bevor die Pressetribüne anschließt an die normalen Zuschauerplätze, wir waren direkt hinter dem Sichtschutz, vor uns Polizei und Ordner, sodass wir das Spielfeld nicht mehr sehen konnten. Das war eine absurde Situation. Ich konnte auf jeden Fall nicht schlafen. Das war das Krasseste, was ich in meiner Kommentatoren-Karriere erlebt habe”, sagt Hunke im RTL-Interview.

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„Von allen Kommentatoren waren wir am nächsten da dran”

Danach professionell den Job weiterzumachen, scheint eine Grenzerfahrung gewesen zu sein, die man niemandem wünscht: „Du machst dann weiter, aber in einem gedämpfteren Ton, weil du merkst, boah, Fußball ist gerade nicht so wichtig. Nachher im Hotel ging natürlich das Gedankenkarussell an. Gepennt habe ich gar nicht, weil du merkst, wie schnell es auch vorbei sein kann. Der Mann ist ins Stadion gekommen, um genau wie wir ein Fußballspiel zu sehen, und dann passiert das wirklich maximal zweieinhalb Meter von dir entfernt. Von allen Kommentatoren waren wir am nächsten da dran.”

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Kraft gab ihm in diesem furchtbaren Moment vor allen sein Partner am Mikrofon. „Ich war super froh, meinen Co-Kommentator Felix Kroos bei mir zu haben. So fühlte sich das ein bisschen so an, als sei man nicht allein, das gemeinsam so zu erleben, so bitter und so hart das war. Es tat gut, einen neben sich zu haben.”

Mittlerweile hat die Polizei weitere Details über den Mann bekanntgegeben, der an diesem verhängnisvollen Sonntag (8. Juni) auf tragische Weise sein Leben verlor. Sie wertete nach dem tragischen Vorfall Videos aus dem Stadion aus und vernahm Zeugen, zu denen auch Robby Hunke und Felix Kroos zählen. Bei dem Fan handelte es sich um einen 34-Jährigen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Er wurde demnach als stark alkoholisiert beschrieben. Er war nach Polizeiangaben mit einer größeren Gruppe im Stadion. Die Ermittlungen dauern derweil noch an, eine Obduktion steht noch aus.

Bis die Bilder dieser dramatischen Ereignisse im Kopf von Robby Hunke und Felix Kroos verblassen werden, dürfte noch eine ganze Weile dauern.