Bitte nicht nachmachen!Die krassen Abnehm-Tricks der MMA-Kämpfer

Am Tag der Waage muss das Gewicht bei MMA-Kämpfern stimmen.
Am Tag der Waage muss das Gewicht bei MMA-Kämpfern stimmen.
Oktagon
von Michael Bauer

Es ist der Kampf vor dem Kampf.
Bevor die Fighter der Mixed Martial Arts (MMA) in den Käfig klettern, unterziehen sie sich einer Prozedur, um ihr Gewicht drastisch zu schrumpfen. Gewichtmachen nennen sie das. Die Methoden gehen weit über eine bloße Diät hinaus, sie belasten den Körper stark und sind teilweise sogar gefährlich.

Wochenlange Diät und Kalorienzählen

Auch die MMA-Kämpfer bei Oktagon 62 am 12. Oktober in Frankfurt (live bei RTL+) wenden sie an. Etwa zwei Monate vor ihrem Kampf beginnen sie mit einer strikten Diät. Es werden in der Regel nur die Kalorien zugeführt, die der Körper für das Training braucht. Ein MMA-Kämpfer folgt dabei einem Ernährungsplan, zusammengestellt von einem Spezialisten.

Lese-Tipp: Knockout-Action bei Oktagon 62 - RTL überträgt MMA-Fight Eckerlin vs. Jungwirth LIVE

„Das ist höchstens eine psychische Belastung, die jeder, der eine Diät macht, durchlebt“, erläutert Ringarzt und Orthopäde Dr. Panagiotis Karachalios im Gespräch mit ntv/RTL. Das Ziel: „Bereits auf diesem klassischen Weg so viel Gewicht zu verlieren, dass in den finalen Tagen vor dem Kampf nur rund 10 Prozent des Körpergewichts als Wasser verloren werden müssen.”

Das Water Loading

Dazu beginnen die MMA-Athleten rund vier Tage vor dem Kampf das sogenannte Water Loading. Kontrolliert und über den Tag verteilt führen sie dem Körper enorme Mengen Wasser zu, zwischen sechs und zehn Litern pro Tag. Damit wird die Nierentätigkeit angekurbelt bevor der Athlet nach drei Tagen die Wasserzufuhr abrupt umstellt und nur noch einen Liter pro Tag trinkt.

Lese-Tipp: Das sind die wichtigsten MMA-Regeln

So wird die Niere ausgetrickst. Sie arbeitet weiter auf Hochtouren und verarbeitet Flüssigkeit, die über den Urin ausgeschieden wird. „Das ist ungefährlich, solange es kontrolliert durchgeführt wird”, so Karachalios. Gefährlich wäre es nur, wenn die Kämpfer kein Salz und keine Elektrolyte mehr zu sich nehmen würden. Karachalios: „Aber kleine Mengen essen die MMA-Sportler in dieser Zeit ja noch.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Das Abkochen

Einen Tag vor dem Kampf findet das offizielle Wiegen statt. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Athleten unter einem bestimmten Zielgewicht sein. Dafür schwitzen die Fighter 24 Stunden vorher, so viel Wasser wie möglich aus. Ein Standardpart beim sogenannten Abkochen: mehrere Saunagänge in einer mobilen Sauna oder einer Saunadecke.

Lese-Tipp: ARD muss sparen - Kult-Sportsendung wird möglicherweise abgeschaltet

Dort ist es 70 bis 75 Grad heiß, der Kopf ist jedoch frei, wird von Betreuern permanent mit Eiswürfeln gekühlt. So kann ein Athlet Saunagänge von teilweise bis zu einer Stunde absolvieren. Gegessen wird einen Tag vor der Waage nichts mehr, getrunken auch nicht. Um Körper und Geist zu überlisten, wird mit kleinen Tricks gearbeitet: Teilweise bekommen die MMA-Profis während der Schwitzkur einen Eiswürfel zum Lutschen, das Wasser dürfen sie aber nicht schlucken. Einen ähnlichen Effekt hat ein Lutscher, den die Athleten jeweils kurz in den Mund nehmen dürfen.

Das Salzbad

„Dann gibt es noch die Option, ein Salzbad zu nehmen”, erläutert Karachalios. Ein heißes Bad bei 55 bis 60 Grad. „Der Körper wird vorher noch mit einer Schwitzcreme eingerieben, damit sich die Poren öffnen”, führt Karachalios aus. Die Folgen: Die Gefäße weiten sich, die Organe werden schlechter mit Blut versorgt, das Herz beginnt schneller zu schlagen.

Lese-Tipp: Nächster Ausfall im DFB-Kader - Prominenter Rückkehrer ist gleich als Goalgetter gefragt

Karachalios: „Die Athleten bekommen teilweise Herzrasen und viele halten diesen Zustand nicht lange aus. Es passiert nicht selten, dass sie dabei kollabieren. Das kann auch in der mobilen Sauna oder mit dem Schwitzanzug passieren, aber beim Salzbad deutlich häufiger.”

Mediziner warnt vor langfristigen Risiken

Um auf diese Weise in kurzer Zeit viele Kilos loszuwerden, nehmen die MMA-Athleten große, langfristigen Risiken in Kauf, sagt Karachalios, der unter anderem auch Medizinchecks bei Oktagon-Veranstaltungen durchführt: Der Hormonhaushalt gerät aus der Balance, Kreislaufprobleme, Muskelkrämpfe, Ohnmachtsanfälle, chronische Verstopfung oder Nierenfunktionsstörungen können Folgen des Gewichtmachens sein.

„Psychischer Stress, Essstörungen können entstehen. Teilweise besteht sogar das Risiko einer Osteoporose, sofern man bereits in jungen Jahren diese Prozesse durchlaufen hat”, sagt der Mediziner. Er wünscht sich, dass das Gewichtmachen komplett aus dem Sport verschwindet.

Lese-Tipp: Neuer Job für Jürgen Klopp! Doch Fußball-Fans dürfte das wenig freuen

Dafür gibt es aus seiner Sicht nur eine Lösung: Bereits Monate vor dem Kampf müsse ein Gewicht festgelegt und die Athleten zur Waage gebeten werden. „So würden alle mit ihrem natürlichen Gewicht antreten. Ein Gewicht, in dem sie sich letztlich auch wohlfühlen.”