Denkzettel für dubiose Reinigungsfirma
„Sie haben mich wie einen Hund rausgeschmissen!” „Team Wallraff“-Informantin gewinnt vor Gericht!
Endlich bekommt sie das Geld, das ihr zusteht!
Vor Gericht: eine Reinigungsfirma, die nach Recherchen von Team Wallraff Zehntausende Euro aus unseren Steuergeldern einzuheimsen scheint, die Ex-Angestellte Maria*, die nach eigener Aussage bedroht wird und trotzdem für ihr Recht kämpft – und am Ende ein kleines bisschen Gerechtigkeit: Maria gewinnt den Fall!
Sackte Firma Zehntausende Euro an Steuergeldern ein?
„Team Wallraff”-Reporter Alex arbeitet im Januar dieses Jahres bei der Reinigungsfirma Capital Infradienst zur Probe. Dabei kommen ihm Zweifel, dass das Unternehmen bei seinem Einsatz an der Freien Universität Berlin auch wirklich die Leistungen erbringt, für die es von Steuergeldern bezahlt wird. Unter anderem sollen er und sein Kollege pro Tag nur vier Stunden arbeiten, obwohl acht abgerechnet werden. Nach Berechnungen von Team Wallraff geht es um rund 28.000 Euro im Jahr.
Capital Infradienst schreibt damals dazu:
„Soweit Sie unterstellen, es würden Arbeitsstunden gegenüber der FU [Freien Universität] abgerechnet, die nicht geleistet wurden, ist dies falsch. Falsch ist auch, es würden gegenüber der FU Leistungen im Gegenwert von 28.000,00 Euro abgerechnet, die tatsächlich nicht erbracht werden. Die vertraglich mit der FU per Leistungsverzeichnis vereinbarten Arbeitsstunden pro Tag werden erbracht und gegenüber der FU auch regelmäßig abgerechnet.“
Reinigungsfirma verweigert Ex-Angestellter den Lohn
Um Geld und Leistungen geht es auch in Marias Fall: Sie arbeitet für Capital Infradienst als Reinigungskraft und scheint sehr unter dem Arbeitsdruck und dem geforderten Tempo zu leiden. Dann werden ihr nach eigener Aussage auch noch wiederholt die aufgeschriebenen Arbeitszeiten gekürzt und somit weniger Lohn bezahlt, als ihr eigentlich zustehen würde. Als sie sich darüber beschwert, soll sie, laut ihrer Schilderung, sofort kündigen: „Sie haben mich wie einen Hund rausgeschmissen“, so formuliert es die Informantin.
Nach der Kündigung soll sie noch zwei weitere Wochen für die Firma arbeiten, ist jedoch arbeitsunfähig krankgeschrieben. Eigentlich steht ihr weiterhin ihr Lohn zu – 1.700 Euro, für Maria viel Geld. Doch das wird ihr nicht gezahlt. Die Informantin geht schließlich vor Gericht. Aber auch das bleibt nicht ohne Konsequenzen: Maria berichtet, einen Drohanruf und eine Warnung erhalten zu haben, dass sie auf das Geld verzichten soll, das ihr eigentlich zusteht. Doch sie lässt sich nicht einschüchtern.
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Capital Infradienst bekommt „Denkzettel vom Gericht”
Jetzt hat das Gericht Maria Recht gegeben: Capital Infradienst muss ihr den kompletten ausstehenden Lohn zahlen. „Mir geht es viel besser, ich bin viel gelassener, das habe ich auch Ihnen zu verdanken, weil Sie mir zur Seite standen, und ich danke Ihnen vielmals dafür“, erklärt die Informantin dem Team Wallraff, das fortlaufend eng mit ihr in Kontakt blieb. Reporter Alex erklärt: „Auf einmal stand abends eine dunkle Limousine bei mir vor der Tür, Informanten wurden bedroht. Doch nun ist eindeutig klar: Diese Firma hat nicht rechtskonform gearbeitet, hat einen Denkzettel vom Gericht verpasst bekommen. Wir sind alle erleichtert.”
Auch Günter Wallraff freut sich über den Sieg: „Vor Kurzem ist es uns wieder gelungen, einer Reinigungskraft zu ihrem Recht verholfen zu haben, für uns Ermutigung und Bestärkung zugleich. Denn es gehört zum Selbstverständnis von Team Wallraff, zusätzlich zu unseren Veröffentlichungen positive Veränderungen durchzusetzen, über Aufklärung Unrecht abstellen zu helfen und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.”
Ein wichtiges Signal auch für andere Angestellte der Firma, die Reporter Alex bei seinem Undercover-Einsatz ebenfalls von kaum erträglichen Arbeitsbedingungen berichteten. „Ich wünsche, dass niemandem das widerfährt, was mir mit dieser Firma widerfahren ist“, so Maria abschließend. (rka)
*Name von der Redaktion geändert