Bewährungsstrafe und Freispruch für Ärzte

Dominik (18) stirbt nach Zehn-Stunden-Zahn-OP

War es Fahrlässigkeit oder tatsächlich nur ein folgenschwerer Irrtum der Ärzte?
Die Zahnärztin beim Prozessauftakt Anfang April. (Archiv)
RTL Nord

Findet seine Familie jetzt endlich Ruhe?
Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt. So auch der 18-jährige Dominik. Deshalb will er mehrere Eingriffe auf einmal vornehmen lassen und wünscht sich dafür eine Vollnarkose. Dass sie ihn sein Leben kosten wird, ahnt er nicht.

Tödliche Vollnarkose beim Zahnarzt

Dominik soll riesige Angst vor dem Zahnarzt und schon viele kaputte Zähne gehabt haben. 2016 entscheidet er sich schließlich -auch, weil er schon über einen längeren Zeitraum Schmerzmittel einnehmen muss – zu einer Marathonbehandlung unter Vollnarkose. Bei der stundenlangen Behandlung verschlechtert sich sein Zustand plötzlich. Er erleidet wegen einer unsachgemäßen Narkose ein Herz-Kreislaufversagen.

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Auf die Frage der Zahnärztin, ob ein Notarzt gerufen werden müsse, erklärt der Anästhesist zunächst „alles im Griff zu haben.” Als die Zahnärztin schließlich Rettungskräfte anfordert, ist es schon zu spät. Der junge Mann stirbt im Krankenhaus.

Freispruch und Bewährungsstrafe

An diesem Freitag (12. Juli) wird seine Zahnärztin (46) freigesprochen. Der Narkosearzt (67) wird zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe von 12.500 Euro für die Frau wegen einer fahrlässigen Tötung gefordert.

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Der Vorwurf an die Mediziner laut der Anklage: Sie sollen den 18-Jährigen nicht ordnungsgemäß über die Risiken der Narkose-Behandlung aufgeklärt und viel zu spät den Rettungsdienst gerufen haben. Auch soll der 67-Jährige die Gefahr falsch gedeutet haben. „Ich schäme mich dafür und es tut mir sehr leid, dass ich als Arzt versagt habe”, gibt der Anästhesist gleich zu Beginn des Prozesses zu.

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Aufwendiges Gutachten

Dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis endlich ein Urteil gefallen ist, liegt vermutlich daran, dass es so lange gedauert hat, ein entsprechendes Gutachten zu erstellen und viele medizinische Fragen geklärt werden mussten. Der 67-jährige Narkosearzt hat sich bei der Familie entschuldigt. Er hat jetzt eine Woche Zeit, in Revision zu gehen. Beide Ärzte praktizieren weiter. Der Richter sagt am letzten Prozesstag noch: „Der Fall macht einen betroffen. Eine Mutter will ihrem Sohn helfen, ein Leben ohne Schmerzen zu führen“.