Kohle statt Krankenbett
Busfahrer bekommen Prämie fürs Nicht-Krankmelden

Mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit trotzdem hinters Steuer!
Die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) will mit einer Prämie etwas gegen den Fachkräftemangel und steigende Arbeitsausfälle tun. Was erstmal nach einer klugen Idee klingt, findet nicht jeder smart - sondern manche sogar gefährlich!
Lösung für den hohen Krankenstand
Für jeden Mitarbeiter, der sich nicht krankmeldet, gibt es einen finanziellen Bonus. Ganze 250 Euro pro Quartal und insgesamt 1000 Euro im Jahr können die Mitarbeiter zusätzlich erhalten, wenn sie bei Krankheitsanzeichen erstmal auf eine Krankschreibung verzichten. Wer nur einige wenige Tage fehlt, profitiert aber auch noch anteilig vom Zuschuss. Die KVG sagt dazu in einer Pressemitteilung: „Die Prämie ist bewusst so gestaltet, dass ihr Ausbleiben keinen finanziellen Nachteil bedeutet, sie jedoch als Anerkennung und zusätzliche Belohnung empfunden wird.”
Ein Konzept, das auch die Hamburger Hochbahn schon fährt. Hier gibt es sogar 670 Euro mehr für U-Bahn-Fahrer, wenn sie ein halbes Jahr nicht krankgeschrieben sind.
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Im Video: Das ist erlaubt, wenn ihr krankgemeldet seid
Kritik an der Prämie
Mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel hält die Vereinigung der Unternehmensverbände Nord das Konzept für ein geeignetes Mittel, wenn es zu nachhaltig mehr Anwesenheit führt. Frank Hornschuh vom DGB Nord hat aber auch Bedenken: „Ich bin Handwerksmeister, kein Mediziner. Aber ich glaube, das ist Allgemeinwissen, dass wenn man eine Krankheit nicht ordentlich auskuriert, dass sie dann noch länger braucht und uns, der Gesellschaft und auch dem Versicherungssystem mehr zur Last wird, als würde man sie frühzeitig auskurieren“.
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Auch Bürgerinnen aus Kiel stehen im RTL-Interview der Idee mit gemischten Gefühlen gegenüber. „Ich halte das für schwierig. Jemand, der krank ist, sollte sich auch krankschreiben, sonst gefährdet er vielleicht die Fahrgäste“, so Arzthelferin Margit Krüger. Für Medienkauffrau Christina Kröger kann das Modell keine Dauerlösung sein. „Es ist natürlich erstmal ein gutes Lockmittel kurzfristig, um neue Kräfte ran zubekommen“. Aber „langfristig gesehen. Wenn man krank ist, ist man krank. Das ändert ja nichts daran, ob man jetzt eine Grippe hat oder nicht. [...] Ich finde, da muss man selbst ein bisschen auf sich achten“.
Konzept zunächst auf Probe
Das Konzept der Anwesenheitsprämie soll bei der Kieler Verkehrsgesellschaft jetzt für ein Jahr auf den Prüfstand gestellt und im Anschluss bewertet werden. Ob die Anwesenheitsprämie tatsächlich zur rettenden Lösung gegen Fachkräftemangel und hohen Krankheitsstand wird, bleibt also abzuwarten.