Zehn Stunden wartet er vor dem Supermarkt, aber niemand fragt: Wem gehörst du?Allein, krank, abgestellt wie Müll! Kiez-Club rettet Hund Kurt

Sie gehen alle an ihm vorbei!
Abgemagert, krank und fast taub sitzt ein alter Hund den ganzen Tag vor einem Supermarkt in Hamburg. Mehr als zehn Stunden lang. Niemand bleibt stehen.
Mitten auf dem Kiez!
An einem ganz gewöhnlichen Vormittag wird der kleine Dackelmischling Kurt erstmals vor einem Supermarkt nahe dem Hans-Albrecht-Platz in Hamburg gesehen. Stunden später sitzt er dort immer noch: krank, erschöpft, allein. „Die Leute im Supermarkt sagen, er sei schon den ganzen Tag dort gewesen“, berichtet Maren Dickers vom Club Frieda B in Hamburg-St. Pauli.
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Der Hund gelangt über Umwege zu ihr: „Ich bekomme einen Anruf von einer Kollegin aus einem anderen Laden. Eine Freundin von ihr hat den Hund morgens entdeckt, als er am Nachmittag immer noch dort ist, ruft sie das Tierheim an, erreicht dort aber niemanden“, erzählt Dickers. Für ihre Kollegin steht fest: Maren wird helfen, denn sie ist selbst langjährige Unterstützerin des Franziskus Tierheims.
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„So etwas kommt eigentlich nie vor!”
Obwohl das Tierheim eigentlich keine Fundtiere aufnimmt, kann das Team Kurt nicht abweisen. „Ich konnte einfach nicht sagen: Ich nehme den nicht auf“, sagt Sabine Löwenstrom, stellvertretende Leitung des Franziskus Tierheims.
Im Heim wird schnell klar: Kurt ist in schlechter Verfassung. Die Augen tränen, das Fell ist trocken, die Nase rissig, die Ohrenspitzen angegriffen. Er ist taub, sieht schlecht und muss kastriert werden, seine Prostata ist stark vergrößert. All das kostet Geld.
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Das Team von Frieda B hilft erneut, übernimmt mit einer Spende von rund 500 Euro die Erstversorgung, ganz im Sinne ihres Mottos: „Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt.“ Jährlich spenden sie in der Weihnachtszeit, doch dass sie die komplette Behandlung eines Hundes übernehmen, ist etwas ganz Besonderes. „Toll, dass sie sich für die Tiere stark machen“, findet Sabine Löwenstrom.
Eine zweite Chance für Kurt
Vermissen scheint den Dackelmischling niemand. „Vielleicht kam er von einem Obdachlosen. Es kann sein, dass der Mensch sich nicht mehr kümmern konnte oder etwas passiert ist“, vermutet Löwenstrom. Kurt ist etwa acht bis zehn Jahre alt, doch trotz Alter und Einschränkungen ist er freundlich, läuft gern und verträgt sich mit anderen Hunden. „Trotzdem ist er total lieb, sehr nett zu anderen Hunden, läuft gerne“, sagt die Tierpflegerin.
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Die Hoffnung: ein liebevolles Zuhause. Am besten kein Mehrfamilienhaus, sondern ein ruhiges Heim mit Garten, in dem auch mal gebellt werden darf. „Er möchte einfach nur bei den Menschen sein. Ich glaube, er hat Verlustängste“, sagt Löwenstrom. Auch mit Kindern ab etwa acht Jahren könnte er gut klarkommen.
Wichtig sind vor allem Geduld, Zeit und Zuwendung. „Jemand, der mit ihm spazieren geht, ihn streichelt, für ihn da ist. Ich wünsche mir, dass er jetzt noch ein paar schöne Jahre hat. In einem Zuhause, wo er geliebt wird.“ Wer Kurt dieses Zuhause geben möchte, meldet sich beim Franziskus Tierheim.