Fußball-Fest der StraßeAbseits der „großen EM” kicken SIE sich in den Mittelpunkt − „Es ist das Größte für mich!”

Patryk ist überglücklich bei der Homeless EM in Hamburg dabei zu sein.
Patryk ist obdachlos und überglücklich, bei der Homeless-EM in Hamburg dabei zu sein.
Reuters/Kollage: RTL Nord

Ohne Glanz und Glamour dafür mit richtig gutem Fußball!
Seit Montag (17. Juni) kämpfen acht Teams in Hamburg um den Titel der Homeless Euro 2024. Das Besondere: Alle Spieler sind wohn- oder obdachlos und treten im Straßenfußball gegeneinander an! Auch Patryk Bialek (24) aus Polen ist mit dabei und kickt für sein Heimatland. Ein einmaliges Erlebnis − denn durch den Fußball hat sich sein ganzes Leben verändert!

„Die Drogen waren wichtiger als der Fußball”

Acht Jahre lang habe er unter einer Brücke geschlafen, sagt der 24-Jährige. Auch seine Leidenschaft für den Fußball sei damals in den Hintergrund gerückt, als er anfängt, Drogen zu nehmen. „Die Drogen waren wichtiger als der Fußball”, bedauert er. Doch der junge Mann rafft sich auf, macht eine Therapie und fängt wieder an zu spielen. „Jetzt kann ich manchmal gar nicht glauben, wie ich mein ganzes Leben verändert habe.”

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Nicht nur deshalb ist es für den 24-Jährigen etwas Besonderes, bei dem Turnier in Deutschland dabei zu sein. Die Homeless Euro 2024 ist in dieser Form die erste Europameisterschaft für benachteiligte Menschen. „Dieses Turnier ist ein großes Ereignis, eine große Party. Es ist das Größte für mich”, strahlt er. „Das ist wie meine zweite Familie.”

Im Video: Trainer will zu Fuß ins Mannschafts-Quartier

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Begegnungen und Austausch schaffen

Acht Mannschaften starten in das Turnier.
Acht Mannschaften starten in das Turnier.
Reuters

„Wohnungslos in Ungarn zu sein ist anders als wohnungslos in Schweden zu sein”, erklärt Organisator Johan Graßhoff vom Verein Anstoß im Gespräch mit RTL. Der Austausch zwischen den Spielern sei ihm wichtig, denn jeder bringe unterschiedliche Lebenserfahrungen mit ins Spiel. Die EM schaffe Begegnungsräume − auch für das Publikum. Denn die Spieler, die sonst am Rand der Gesellschaft stehen, sind jetzt einmal im Mittelpunkt.

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Da die Homeless-EM offiziell in der Hamburger Fan Zone auf dem Heiligengeistfeld stattfindet, kann sich jeder die Spiele kostenlos ansehen. Auf der Tribüne komme so eine bunte Mischung zustande − aus klassischen Fußball-Fans und Menschen, die selbst von Wohn- und Obdachlosigkeit betroffen sind. Das sensibilisiere die Zuschauer füreinander, erklärt der Organisator.

Rumänien nach Gruppenphase vorne

Auf dem Feld begegnen sich noch bis Freitag (21. Juni) Mannschaften aus Belgien, Deutschland, Ungarn, Italien, Litauen, Polen, Rumänien und Schweden. Nach der Gruppenphase liegt das Team aus Rumänien vorne, gefolgt von Patryk Bialeks Mannschaft aus Polen. Wer am Ende das Rennen macht, sei schwer zu sagen, so Graßhoff. Alle drei Teams seien sehr stark, am Ende entscheide die Tagesform, wer als Sieger vom Platz geht.

Anders als bei der großen EM laufe es für das deutsche Team hingegen nicht so gut, die Mannschaft liege derzeit auf dem letzten Platz. Noch sei aber nichts verloren, sagt Graßhoff. Denn bei der Homeless Euro 2024 spielen alle Teams gleich viele Partien, am Finaltag müssen also alle nochmal ran. Dann spielen die ersten vier Plätze gegeneinander sowie die Plätze fünf bis acht. Deutschland könnte sich mit etwas Glück also noch mindestens den fünften Platz holen. (okr)