RTL erzählt sie ihre Geschichte
Sehkraft verloren, Job verloren! Wie Larissa (36) wieder zurück ins Leben fand

Das Wichtigste für Larissa ist, dass es ihrer Hündin Ida schmeckt.
Denn die ist nicht nur in ihrer Funktion als Blindenhund ständig an Larissas Seite, sondern auch Vorkosterin für die selbstgebackenen Hundekekse, die ihre Halterin backt. Daher rührt auch der Name von Larissas Online-Vertrieb: „Ida schmeckt’s”! Wie sie ihre Berufung fand und wie es ist, blind zu backen – Larissa hat RTL ihre Geschichte erzählt.
„Bin ein ganz tiefes Loch gefallen”: Larissa konnte wegen Behinderung nicht mehr arbeiten
Larissa Günther ist 36 Jahre alt, lebt in Speyer und hat seit zwei Jahren einen Schatten: ihre Blindenführhündin Ida. Denn Larissa ist so gut wie blind. „Ich habe von Geburt an durch einen Genfehler meiner Eltern eine Sehbehinderung”, erzählt sie im RTL-Gespräch. „Früher konnte ich noch besser, wenn auch nie gut, sehen. Erst in den letzten zwölf Jahren ist meine Sehkraft rapide gesunken.” Mittlerweile liegt sie bei nur noch vier bis fünf Prozent. Damit gilt Larissa offiziell als blind.
Das führte bei der Arbeit zunehmend zu Problemen. „Ich bin gelernte Alltagsbetreuerin für Demenzkranke und habe in diesem Job auch sehr, sehr gerne gearbeitet”, erinnert sich Larissa. Doch je schlechter ihre Sehkraft wurde, umso weniger war es ihr möglich, ihre Arbeit zu dokumentieren – ein Teil des Jobs, der essenziell ist. Spezielle PCs oder Bildschirme, auf denen sie etwas hätte erkennen können? Fehlanzeige. „Es gab kein Hilfsmittel für mich, weil die Dokumentationsprogramme von meinem Betrieb nicht mit den Blindenprogrammen kompatibel waren.”
Jahrelang versuchte sie es trotzdem, doch die Extrembelastung für ihre Augen hat Folgen. „Ich bin jeden Tag mit Kopfschmerzen nach Hause gekommen. Mir ging es richtig schlecht. Irgendwann hat mein Körper gesagt: Okay, wenn die Kopfschmerzen nicht ausreichen, dann kriegst du eine Augenentzündung dazu.”
Auch Gehörgangentzündungen gehören irgendwann zu Larissas Alltag. Eine Katastrophe, da neben dem Sehen nun auch der Hörsinn beeinträchtigt ist. „Dann geht wirklich gar nichts mehr”, erklärt sie. Schließlich wird Larissa von ihrem Arbeitgeber gekündigt – der Beginn einer sehr schweren Phase: „Ich bin in ein ganz tiefes Loch gefallen.”
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Larissa findet neue Passion - dank Hündin Ida!
2023 kommt ihr im Gespräch mit ihrer Mutter eine Idee: Was, wenn sie etwas ganz anderes machen würde? Larissa möchte Hundekekse backen, Ida kann ihre Vorkosterin sein. „Ich kam darauf, weil in vielen Leckerlies ganz schön viele Zusatzstoffe sind”, erinnert sie sich an die Anfänge. Sie habe dann einfach angefangen zu backen, die Snacks kamen bei Labrador Ida richtig gut an. „Da hatte ich auch direkt den Namen: Ida schmeckt’s!”, erzählt sie.
Den endgültigen Startschuss in die Selbstständigkeit bringt eine Spendenaktion, dank der Larissa erste Lebensmittelanalysen durchführen und eine Verkaufs- und Verpackungslizenz erwerben kann. Und so macht sie sich schließlich mit ihrer eigenen Hundekeksbäckerei selbstständig.
Zwei Tage in der Woche nutzt sie komplett zum Backen. Der Prozess dauert acht bis zehn Stunden, von Anfang bis Ende. Die restliche Woche kümmert sich Larissa um Kundenakquise, Versand der Bestellungen, Beiträge auf Social Media und die Buchhaltung.

Diese Leckerlis essen Hunde am liebsten
Larissas Leckerlis sind im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Produkten komplett getreidefrei und ohne Zusatzstoffe. Damit sie lang haltbar sind, werden sie gedörrt und sind so drei Monate mindestens genießbar.
Sorten gibt es mittlerweile einige, etwa Spinat-Käse oder Rote Beete. Der absolute Favorit aller Hunde sei aber Thunfisch: „Die haben viel Protein, nicht so viel Fett und sind immer sehr begehrt”, weiß Larissa. Dem Hund nur noch Thunfisch-Kekse zu füttern, wäre allerdings ein Fehler: „Es sind immer noch Leckerlis, also kein Alleinfuttermittel. Wenn ich 20 Packungen in zwei Wochen verfüttere, hat mein Hund fünf Kilo mehr drauf.”
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„Ich möchte anderen Menschen Mut machen”
Zwar macht Larissa mit ihren Keksen noch nicht so viel Gewinn, dass sie davon leben könnte, doch allein die Tatsache, dass sie etwas macht, bedeutet ihr alles. „Durch die Arbeit habe ich endlich das Gefühl, dass mich meine Behinderung nicht mehr behindert.”
Ihre Botschaft ist klar: Auch eine extreme Beeinträchtigung bedeutet nicht, dass man nichts mehr machen kann. „Ich möchte anderen Mut machen: Egal, welche Beeinträchtigung man hat, man kann alles ausprobieren. Wenn ich nicht mit dem Backen angefangen hätte, hätte ich es sicher in ein paar Jahren bereut.” Und Vorkosterin Ida bestimmt auch.