Wovor eine Medizinerin nun warnt
Schwanger nach Ozempic? Warum Abnehmspritzen die Fruchtbarkeit fördern
Gibt es bald ganz viele „Ozempic-Babys”?
Gemeint sind damit Kinder, die nach der Anwendung von Abnehmspritzen entstanden sind. Der Hintergrund: Wer stark übergewichtig ist, hat es nicht selten schwer, schwanger zu werden. Allerdings bräuchten die Medikamente eine enge ärztliche Begleitung, mahnt eine Expertin.
Fruchtbarkeit verbessert sich durchs Abnehmen
Spritzen zum Abnehmen und zur Behandlung von Typ-2-Diabetes können zu einer Zunahme von Schwangerschaften führen. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Stellungnahme hin. Der Grund: Durch die Gewichtsreduktion verbessere sich die Fruchtbarkeit. Im englischsprachigen Raum ist das Phänomen als „Ozempic Babys” bekannt.
Bei den Spritzen handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente, die enthaltenen Wirkstoffe sollen den Appetit zügeln und das Sättigungsgefühl steigern. Das Mittel Ozempic wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes genutzt, Wegovy und Mounjaro sind für Menschen mit Adipositas, also Fettleibigkeit zugelassen. Die Wirkstoffe sind sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten. Sie binden an den GLP-1-Rezeptor und teils noch an weitere Rezeptoren.
Lese-Tipp: Aus Angst vor Adipositas – Mutter gibt Tochter (12) Abnehmspritze!
Schon etwas weniger Gewicht kann den Eisprung verändern
„Viele stark übergewichtige Frauen unterschätzen die Auswirkungen der Therapie mit GLP-1 Analoga auf ihren Zyklus: Bereits eine Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent kann den Eisprung normalisieren”, erklärte DDG-Mitglied Ute Schäfer-Graf, Oberärztin am Berliner Diabeteszentrum für Schwangere des St. Joseph Krankenhauses.
Für Frauen ohne Kinderwunsch, die diese Fertigspritzen nutzen, sei laut DDG deswegen eine sichere Verhütung wichtig. Allerdings könnten die Spritzen auch die Wirkung der Pille beeinträchtigen, etwa durch Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder weil der Magen sich langsamer entleere. Darauf weist auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hin.
Lese-Tipp: Kann die Abnehmspritze das Altern bremsen?
Im Video: RTL-Reporterin warnt – Abnehmspritze ist „Essstörung auf Rezept”
Keine Abnehmspritze während der Schwangerschaft
Der DDG-Stellungnahme zufolge hat nicht nur die Gewichtsabnahme eine Wirkung auf die Fruchtbarkeit, sondern auch die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und die Stabilisierung des Hormonhaushalts. Die Medikamente könnten auch Frauen mit Diabetes und einem sogenannten polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), einer Hormonstörung, helfen. „GLP-1 Analoga bieten eine vielversprechende Option für diese Patientinnen, die oft unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden”, wird Schäfer-Graf zitiert.
Während Schwangerschaft und Stillzeit solle das Präparat nicht verwendet werden, schreibt die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Wer ein Kind bekommen wolle, sollte die Medikamente mit einem Vorlauf von mindestens zwei Monaten absetzen. In Tierstudien seien Auswirkungen auf die Entwicklung des Embryos nachgewiesen worden.
Lese-Tipp: Vergesst die Spritze! Diese Lebensmittel wirken wie Ozempic
Damit Schwangere ohne die Spritzen nicht zu viel zunehmen, sollten sie umfassend beraten werden, um Komplikationen zu vermeiden, meinte Schäfer-Graf. „Diese Medikamente haben großes Potenzial, doch ihre Anwendung erfordert eine enge ärztliche Begleitung und individuelle Beratung, um Chancen gezielt zu nutzen und Risiken zu minimieren.” (dpa/akr)
