Wenn Schmerzanfälle das Leben zur Hölle machen - Experte schätzt ein
Melody Haase leidet an „Selbstmordkrankheit”! Nur eine riskante Hirn-OP kann dauerhaft helfen

Der Schmerz kommt aus dem Nichts und ist kaum auszuhalten.
Es gibt Krankheiten, die sind so schlimm, dass man sie nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht - diesen Spruch dürften die meisten Menschen kennen. Die Trigeminusneuralgie, auch „Selbstmordkrankheit” genannt, ist eine chronische Schmerzerkrankung, die definitiv in diese Kategorie fällt. Auch DSDS-Kandidatin Melody Haase ist betroffen, teilt ihre schmerzvollen Erfahrungen bei Instagram mit ihren Fans. Ein Arzt erklärt, was Patienten helfen kann.
Schmerzen wie bei einem Stromschlag
Trigeminusneuralgie geht vom Trigeminus aus, dem fünften Hirnnerv, der sich in drei Hauptäste aufteilt. Er führt sowohl sensible Fasern, die Stirn und Gesicht versorgen, als auch motorische Fasern für die Kaumuskulatur. Etwa 10 von 100.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an der tückischen Krankheit.
Eine davon ist Ex-DSDS-Kandidatin und Reality-Star Melody Haase.
Der Reality-Star machte zuletzt auf Instagram seinen Kampf gegen die Trigeminusneuralgie öffentlich, erzählte von häufigen Besuchen in der Notaufnahme - wegen heftigster, anfallsartig auftretender Schmerzen. Andere Betroffene berichten im Netz, die Schmerzen seien vergleichbar mit einem Stromschlag, einem Messerstich oder einem heißen Brennen.
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In manchen Fällen sind die Schmerzen so stark, dass sie sogar zu Selbstmordgedanken führen
„Das kann mehrmals am Tag sein, das kann auch tagelang sein”, erklärt der Präventivmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht auf RTL-Anfrage. „Heftige Schmerzen im Zahnbereich, im Stirnbereich, im Wangenbereich - eben immer dort, wo dieser Trigeminusnerv entlangläuft.”
Menschen mit Trigeminusneuralgie würden oft versuchen, dem Schmerzereignis aus dem Weg zu gehen. Das führe dazu, dass manche sich nicht einmal mehr trauen, etwas zu essen. „Es gibt tatsächlich abgemagerte Menschen, die aufgrund einer Trigeminusneuralgie nicht mehr essen, wenn sie durch das Kauen ausgelöst wird”, weiß der Experte.
In manchen Fällen sind die Schmerzen so stark, dass sie sogar zu Selbstmordgedanken führen.
Das ist auch der Grund, warum die Krankheit den traurigen Beinamen „Selbstmordkrankheit” trägt. „Weil die Betroffenen richtig dösig werden, wenn es länger anhält”, sagt der Mediziner. Die Schmerzen würden oft durch etwas ausgelöst werden, was normalerweise keine Schmerzen verursache, so Specht. Was bleibt, ist oft Verzweiflung und der Gedanke, mit diesem Schmerz nicht weiterleben zu wollen.
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Arzt rät zu Hirn-OP

Eine Trigeminusneuralgie kann entweder medikamentös oder durch eine Gehirnoperation behandelt werden. „Carbamazepin und Gabapentin sind die Medikamente, die man geben kann”, erklärt der Experte. „Sie werden auch bei Epilepsie eingesetzt, und manchmal kommen die Patienten relativ gut damit klar.” Der andere Weg sei ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem die krankhaften Kontakte zwischen Arterien und Hirnnerven in der hinteren Schädelgrube entfernt werden.
Ein solcher Eingriff ist nie ohne Risiko.
Auch Haase steht vor dieser Entscheidung: „Ich muss jetzt schauen, ob ich mit den Nebenwirkungen und einfach der Tatsache, dass ich IMMER Medikamente nehmen muss, weiterleben will oder mich operieren lasse”, schreibt sie in einer Instagram-Story. Vor einer Operation am Gehirn habe sie allerdings große Angst.
Das könne er verstehen, sagt Dr. Specht. „Aber wenn die Indikation da ist und weil sie schon lange und offensichtlich stark leidet und mit den Medikamenten nicht gut zurechtkommt, dann würde ich zu einer Operation raten”, so der Mediziner. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit nach dem Eingriff für viele Jahre oder auch für immer weg bleibe, liege immerhin bei über 75 Prozent - ein Wert, der verzweifelten Betroffen Hoffnung machen dürfte.