Plötzlich geht es um Leben und TodMit Kind (4) zum Mount-Everest-Basislager – das sagt eine Kinderärztin zur Gaga-Aktion

von Madeline Jäger und Larissa Königs

Kind (4) geht es bei Mount Everest-Wanderung immer schlechter!
Das Ziel einer Familie aus Singapur ist es, den Gipfel des höchsten Berges der Welt zu erklimmen. Da muss auch der vierjährige Atlas mit. Doch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich während der Tour stark, seine Eltern dokumentieren den Trip trotzdem und stellen alles ins Netz. Die Bilder der anstrengenden Reise seht ihr im Video. Und welche Meinung die Kinderärztin Dr. Nikola Klün dazu vertritt, lest ihr hier.

Sauerstoffwerte von Atlas (4) sinken bedrohlich

Die Familie möchte mit ihrem Sohn Atlas das Everest-Basecamp in 5.300 Metern Höhe erreichen. Dabei dokumentiert die Mutter die gefährliche Reise auf dem Himalaya täglich auf Instagram. „Jeder in der Familie ist krank”, postet die Mutter auf ihrem Instagram-Profil @fitmumwannabe. Auf der Reise muten die Eltern vor allem ihrem Sohn, der laut ihnen momentan ein „Vorschuljahr” macht, um die Welt zu bereisen, extrem viel zu.

Am achten Tag der herausfordernden Wanderung sinken Atlas Sauerstoffwerte plötzlich bedrohlich. Der kleine Junge hatte zuvor bereits mit einer Lebensmittelvergiftung zu kämpfen, davon ist sein Körper immer noch geschwächt. Trotzdem geht die gefährliche Wanderung für ihn weiter.

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Ähnlicher Fall im Februar 2024: Schottische Familie wanderte mit Zweijährigem zum Mount Everest

Anfang des Jahres hatte ein ähnlicher Fall für Aufsehen gesorgt! Eine schottische Familie machte sich mit ihrem erst zweijährigen Sohn aus „einer Laune heraus“ zum Basiscamp des Mount Everest auf. Zwar ging es dem Kind gut, doch anfangs hatte die Familie nicht einmal eine spezielle Ausrüstung für den Aufstieg dabei.

Was sagt Kinderärztin Dr. Nikola Klün zur gefährlichen Wander-Aktion mit Kleinkind?

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Kinderärztin: „Hier besteht die Gefahr von Atemaussetzern“

„Für Babys und Kleinkinder gilt eine Grenze von maximal 2.000 Höhenmetern“, erklärt sie RTL. Mitunter werde auch von 1.500 Höhenmetern gesprochen, da es zum einen kaum belastbare Daten gäbe und die maximale Höhe auch davon abhänge, welche Erfahrung das Kind hat. „Zum Beispiel, auf welcher Höhe es generell lebt“, so Klün.

Grund für die Empfehlung ist die Gefahr der mangelnden Höhenanpassung. Daraus resultieren dann im schlimmsten Fall die gefürchtete Höhenkrankheit, eine Sauerstoffunterversorgung oder ein Höhenlungen- oder Höhenhirnödem. Letzteres ist lebensbedrohlich.

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Bei jungen Kindern ist laut Kinderärztin Klün noch ein weiterer Faktor relevant. „Vor der Pubertät manifestiert sich im Vergleich zu Jugendlichen und Erwachsenen die akute Höhenkrankheit eher als Magen-Darm-Symptomatik und weniger typischen Symptome wie Kopfschmerz oder Schlafstörung. Bei jungen Kindern kann die Höhenkrankheit so unspezifisch sein, dass sie nicht erkannt wird.“

Besonders bedenklich sei es, mit Kindern auf hohen Höhen zu übernachten. „Hier besteht die Gefahr von Atemaussetzern, die nicht bemerkt werden“, so Klün.

Worauf sollte ich bei Bergbesteigungen mit Kleinkindern achten?

Abgesehen von Extrem-Touren auf den Mount Everest – worauf sollten Eltern generell beim Wandern mit Kindern achten? Diese Tipps hat die Kinderärztin:

  • Schaffbare Touren planen. Dabei gilt: Alter des Kindes x 1,5 = maximale Weglänge. 100 Höhenmeter werden dabei als ein Kilometer gewertet

  • Trägt das Kind einen eigenen Rucksack, sollte der auf keinen Fall mehr als zehn Prozent des Körpergewichts betragen

  • Die Wegstrecke sollte nicht zu anspruchsvoll und vor allem sicher sein

  • Ihr solltet ausreichend Pausen einplanen

  • Ihr solltet das richtige Equipment einpacken: wetterfeste Kleidung, gute Schuhe, Notfallapotheke, Sonnenschutz, Wind und Wetterschutz, Insektenspray und Zeckenzange

Wenn ihr euch jetzt noch an die empfohlene Höhe haltet (maximal 2.000 Meter!) kann fast nichts mehr schiefgehen. Außer, dass euer Kind keine Lust mehr hat. Aber in diesem – und wirklich nur in diesem Fall – könnt ihr euch ein Vorbild an den schottischen Eltern des kleinen Carter nehmen. Die haben ihren Sohn nämlich den kompletten Weg auf dem Rücken getragen.