Welche Risiken es gibt

Mit Zweijährigem zum Mount-Everest-Basislager: Das sagt eine Kinderärztin zu der Gaga-Aktion

SONDERKONDITIONEN: PREISABSPRACHE! *EXCLUSIVE* 

Ross, Carter and Jade on the Everest trail. See SWNS story SWTPeverest. A two-year-old boy from Scotland has become one of the youngest people eve to reach mount Everest base camp - midway through an epic year long trip travelling across Asia with his parents. Toddler Carter Dallas is currently on a whirlwind tour all across Asia with travel obsessed parents Ross, 35, and Jade, 31. The intrepid trio took one less day of acclimatisation Òthan is advised by a guideÓ and trekked from Lobuche mountain which has an altitude of 16,207 ft to base camp 17,598 ft in just one day.  / action press
Mit alltäglichen Turnschuhen und Carter auf dem Rücken steigen die Drei 5.364 Meter auf den Mount Everest.
Actionpress
von Larissa Königs

Mit Kleinkind auf den Mount Everest – bitte was?!
Das denken sich vermutlich viele Eltern, wenn sie von dem Erlebnis einer schottischen Familie hören, die mit ihrem zweijährigen Sohn aus „einer Laune heraus“ zum Basiscamp des Mount Everest gewandert ist. Zwar geht es Eltern und Kind gut, aber es bleibt die Frage: Ist so etwas nicht gefährlich? RTL hat nachgefragt.
RTL.de ist jetzt bei WhatsApp – HIER direkt ausprobieren!

Zweijähriger Carter ist jüngster Mensch im Basiscamp vom Mount Everest

Spontan haben Papa Ross (35) und Mama Jade (31) im vergangenen Spätsommer entschieden, mit ihrem zweijährigen Sohn Carter den Mount Everest zu besteigen. Carter hält nun den Rekord als jüngster Mensch, der es ins Basiscamp des Mount Everest geschafft hat.

Auch wenn es sich dabei um das niedrigste Camp auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest handelt, ist es bereits alles andere als leicht zu erreichen. Das Base-Camp befindet sich nämlich auf einer Höhe von 5.365 Metern. Zum Vergleich: Der höchste Berg Deutschlands, die Zugspitze, kommt nur auf 2.962 Meter.

Spezielle Ausrüstung hatte die Familie für den Aufstieg nicht: Eigenen Angaben zufolge trugen sie einfache Alltagsturnschuhen, hatten lediglich zwei Schlafsäcke, Proviant und Jacken neu gekauft. Geschadet hat es scheinbar wenig. Bis auf leichte Höhenkrankheit, die beide Eltern hatten, habe es keine Komplikationen gegeben.

Kann also jeder „einfach so“ mit dem Nachwuchs auf den Mount Everest? Kinderärztin Dr. Nikola Klün hat dazu eine eindeutige Meinung.

Kinderärztin: Gefahr von Atemaussetzern

„Für Babys und Kleinkinder gilt eine Grenze von maximal 2.000 Höhenmetern“, erklärt sie RTL. Mitunter werde auch von 1.500 Höhenmetern gesprochen, da es zum einen kaum belastbare Daten gäbe und die maximale Höhe auch davon abhänge, welche Erfahrung das Kind hat. „Zum Beispiel auf welcher Höhe es generell lebt“, so Klün.

Grund für die Empfehlung ist die Gefahr der mangelnden Höhenanpassung. Daraus resultieren dann im schlimmsten Fall die gefürchtete Höhenkrankheit, eine Sauerstoffunterversorgung oder ein Höhenlungen- oder Höhenhirnödem. Letzteres ist lebensbedrohlich.

Lese-Tipp: Wahnsinn auf dem Mount Everest: Bergsteiger warnt vor "Todesrennen"

Bei jungen Kindern ist laut Kinderärztin Klün noch ein weiterer Faktor relevant. „Vor der Pubertät manifestiert sich im Vergleich zu Jugendlichen und Erwachsenen die akute Höhenkrankheit eher als Magen-Darm-Symptomatik und weniger typischen Symptome wie Kopfschmerz oder Schlafstörung. Bei jungen Kindern kann die Höhenkrankheit so unspezifisch sein, dass sie nicht erkannt wird.“

Besonders bedenklich sei es, mit Kindern auf hohen Höhen zu übernachten. „Hier besteht die Gefahr von Atemaussetzern, die nicht bemerkt werden“, so Klün.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Eure Meinung zählt

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

So gefährlich ist ein Aufstieg des Mount Everest generell

HANDOUT - 22.05.2019, Nepal, Everest: Auf diesem Foto vom 22. Mai 2019 bilden sich lange Schlangen von Bergsteigern am Mount Everest. In jeder Saison versuchen Hunderte Bergsteiger, den Gipfel des Mount Everest zu erklimmen. Meist beschränken sich die Gelegenheiten, bei denen die Wetterbedingungen günstig genug für einen Gipfelsturm sind, zwischen Mitte und Ende Mai auf zwei bis drei pro Saison. Am Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, hat sich die Serie der Todesfälle in dieser Saison fortgesetzt. Foto: Nimsdai Project Possible/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
2019 starben elf Bergsteiger kurz vor dem Gipfel des Mount Everests, weil sie in einen Stau gerieten
fgj, dpa, Uncredited

Schon das Basislager ist aufgrund seiner Höhe bereits eine Herausforderung für ungeübte Bergsteiger und körperlich sehr anstrengend. Auch wenn jedes Jahr bis zu 50.000 Touristen die Tour schaffen, müssen viele vorher abbrechen. Allein vom nächsten Flughafen aus dauert eine Wanderung mindestens sechs, häufig jedoch eher 12 Tage. Der Grund: Der Körper muss sich erst an die Höhe anpassen.

Richtig gefährlich wird es, wenn man nach dem Base-Camp noch in eins der vier weiteren Camps oder sogar auf den Gipfel möchte. Die Expeditionsrouten führen entlang gefährlicher Eisbrüche, es besteht das Risiko von Lawinen und ab 8.000 Metern befindet man sich in der sogenannten „Todeszone“.

Hier ist der Sauerstoffgehalt zu niedrig für den menschlichen Körper. Heißt konkret: Egal, wie viel man atmet, es kommt nicht genug Sauerstoff an. Wer sich hier zu lange aufhält, stirbt. Ein Schicksal, das 2019 bei einem „Stau“ kurz vor dem Gipfel elf Menschen ereilte.

Eine Tour zum Mount Everest ist eben kein Kindergarten-Spaziergang – auch dann nicht, wenn es „nur“ bis zum Base-Camp geht.

Lese-Tipp: Vater macht mit Tochter (8) Kurztrip in den Irak - Sicherheitsexperte ist schockiert!

Im Video: Todesfälle am Gipfel des Mount Everest häufen sich

Worauf sollte ich bei Bergbesteigungen mit Kleinkindern achten?

Abgesehen von Extrem-Touren auf den Mount Everest – worauf sollten Eltern generell beim Wandern mit Kindern achten? Diese Tipps hat die Kinderärztin:

  • Schaffbare Touren planen. Dabei gilt: Alter des Kindes x 1,5 = maximale Weglänge. 100 Höhenmeter werden dabei als ein Kilometer gewertet

  • Trägt das Kind einen eigenen Rucksack, sollte der auf keinen Fall mehr als zehn Prozent des Körpergewichts betragen

  • Die Wegstrecke sollte nicht zu anspruchsvoll und vor allem sicher sein.

  • Ihr solltet ausreichend Pausen einplanen

  • Ihr solltet das richtige Equipment einpacken: wetterfeste Kleidung, gute Schuhe, Notfallapotheke, Sonnenschutz, Wind und Wetterschutz, Insektenspray und Zeckenzange

Wenn ihr euch jetzt noch an die empfohlene Höhe haltet (maximal 2.000 Meter!) kann fast nichts mehr schiefgehen. Außer, dass euer Kind die Lust verliert. Aber in diesem – und wirklich nur in diesem Fall! – könnt ihr euch ein Vorbild an den Eltern von Carter nehmen. Die haben ihren Sohn nämlich den kompletten Weg auf dem Rücken getragen.