„Völlig unverständlich"Vater macht mit Tochter (8) Kurztrip in den Irak - Sicherheitsexperte ist schockiert!

von Larissa Königs

Irak statt Italien – warum nicht!
Das dachte sich anscheinend auch Michael Gell (32). Während eines Urlaubs in Katar sei er auf die Idee gekommen, einen Tagesausflug in den Irak zu machen. Ziel: die kurdische Stadt Erbil im Norden des Landes. Wenn er mag, könnte man jetzt sagen. Brisant ist allerdings, dass er nicht allein reiste. Mit dabei war seine achtjährige Tochter Mia. Ist das vertretbar? RTL hat bei einem Reisesicherheitsexperten nachgefragt.
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Achtjährige posiert mit Bewaffneten im Irak

Brite Michael Gell ist ein reiselustiger Vater, der gerne seine Tochter Mia auf Abenteuer mitnimmt. Derzeit wird ihm allerdings klargemacht, dass es nicht empfehlenswert ist, sein Kind überall auf der Welt hinzuschleppen – egal, wie die Risiken vor Ort sind.

Hintergrund ist, dass Gell seine achtjährige Tochter während eines Urlaubs in Katar auf einen Tagesausflug in den Irak mitnahm. Am Samstag, den 27. Januar, erkundeten Vater und Tochter die Millionenmetropole Erbil in der autonomen Region Kurdistan, im Norden des Iraks. Man habe eine 6.000 Jahre alte Burg besichtigt, lokale Märkte und die Café- und Restaurantszene ausgekundschaftet. Fotos, die der Vater auf Facebook teilte, zeigen, wie seine Tochter Mia mit einem bewaffneten Beamten posiert.

Irak sei „der letzte Ort“, an den man Kinder bringen sollte

Dass es sich beim Irak nicht um ein reguläres Reiseziel handelt, sei Gell klar gewesen. Deshalb habe er seiner Tochter vor dem Trip erklärt, dass es „gelegentlich Raketenangriffe“ gebe, aber „dass es überall auf der Welt Risiken gibt“. Dann habe er sie selbst entscheiden lassen, ob sie mitkommen wolle. Eine Entscheidung, für die er nun deutlich kritisiert wird. Im Netz wird er als „dumm“ bezeichnet, der Irak sei „der letzte Ort“, an den man Kinder mitnehmen sollte.

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Auch das deutsche Auswärtige Amt äußert sich deutlich zur Frage, ob man in den Irak reisen sollte. Dort heißt es, dass von Reisen nach Kurdistan abgeraten wird, vor Reisen in den Rest des Landes sogar gewarnt. Konkret: „Die Zahl der terroristischen Anschläge vor allem in Nord- und Zentralirak ist seit Langem sehr hoch.“ Je nach Region sei „weiterhin mit schweren Anschlägen und offenen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem IS und irakischen Sicherheitskräften“ zu rechnen.

Auch Sicherheitsexperte Sven Leidel, Autor des „Handbuch Reisesicherheit“, betont, dass Reisen in den Irak sorgfältig abgewogen werden müssen. „Die Sicherheitslage im Irak ist insgesamt volatil, mit Risiken durch politische Instabilität, Terrorismus, bewaffnete Konflikten und kriminelle Aktivitäten“, so der Experte zu RTL.

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Wie unverantwortlich ist es, Kinder auf einen Urlaub in den Irak mitzunehmen?

Brite Michael Gell kann angesichts dieser Fakten nachvollziehen, dass andere sein Verhalten unverantwortlich finden. Er sagt aber auch: „Ich habe gegen den Rat der Regierung gehandelt, aber wenn man auf alles hört, was sie sagen, dann sitzt man drinnen fest. Man muss andere Kulturen erkunden und sehen, wie andere Menschen leben. Auch wenn man in Europa durch die Straßen geht, kann alles Mögliche passieren.“

Das stimmt zwar. Jedoch sagt Experte Sven Leidel auch, dass die Risiken einer Reise nach Erbil deutlich erhöht sind. Er erklärt: „Während viele Reiseziele übliche Risiken wie Diebstahl, Überfall oder kleinere Betrugsversuche bergen, fügt eine Reise in Regionen wie den Irak die zusätzliche Komplexität geopolitischer Spannungen und Sicherheitsbedenken hinzu.“

Wenig überraschend: Der Experte rät generell von Reisen in den Irak und vor allem mit Kindern ab. „Kinder sind besonders vulnerabel und könnten sowohl die physischen als auch psychologischen Herausforderungen einer solchen Reise schwerer bewältigen“, begründet Leidel.

Sicherheit und Wohlbefinden der Kindes sollten an erster Stelle stehen

Sven Leidel, Reisesicherheitsexperte
Sven Leidel, Reisesicherheitsexperte
Sven Leidel

Der Experte hält abschließend fest: „Es ist wichtig, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kinder vorrangig zu behandeln und Reiseziele zu wählen, die ein sicheres und kinderfreundliches Umfeld garantieren können. Nach meiner Einschätzung ist dies im Irak aktuell nicht der Fall.“

Bleibt zu hoffen, dass Michael Gell zukünftig das Wohl seiner Tochter über Abenteuerlust stellt. Die kann man nämlich durchaus auch außerhalb des Iraks ausleben, auch wenn ihm das anscheinend weniger bewusst ist. So sagt er: „Es gibt 196 Länder auf der Welt, und wie viele davon sind sicher?“

Lese-Tipp: Diese Karte zeigt, wo ihr 2024 NICHT hinreisen solltet

RTL hat mal auf der Seite des Auswärtigen Amts geschaut, derzeit gibt es Teilreisewarnungen und Reisewarnungen für insgesamt 38 Länder und Gebiete, darunter, neben dem Irak, die Ukraine, Venezuela und Palästina. Wir würden empfehlen, beim nächsten Trip diese Staaten einfach zu meiden. Es bleiben ja immerhin noch 158 andere Staaten ...