„Falsches Bild der Realität in unserer Klinik“
So reagiert die Charité auf die Undercover-Enthüllungen
Alles Einzelfälle?
In einer Stellungnahme äußert sich die Charité Berlin zu den aktuellen Recherchen von RTL und stern. Es handele sich um „generalisierte Vorwürfe (…), die in wesentlichen Punkten ungerechtfertigt sind“. Außerdem seien maßgebliche Informationen unterschlagen worden.
„Keine ausreichende Möglichkeit der Stellungnahme“
Die Klinik beklagt, dass sie zu mehreren Patientenfällen, die die Reportage von stern Investigativ als „Ausgangspunkt für zentrale Vorwürfe“ genutzt habe, „keine ausreichende Möglichkeit der Stellungnahme“ bekommen hätte. Hierfür habe die Redaktion der Charité eine Entbindungserklärung von der ärztlichen Schweigepflicht vorlegen müssen, was „trotz mehrfacher Hinweise“ nicht passiert sei. „Nur auf dieser Basis wäre es der Charité aus datenschutzrechtlichen Gründen möglich, die erhobenen Vorwürfe detailliert durch Fakten zu widerlegen.“
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Aufnahmen haben Charité „betroffen gemacht“
„Zugleich haben uns Aufnahmen betroffen gemacht, die die Einhaltung unserer hohen Qualitätsstandards in Einzelfällen in Frage stellen“, räumt die Klinik ein. Man werde diese Vorgänge detailliert überprüfen. „Sollten sich in Ausnahmefällen Vorwürfe bestätigen, bedauern wir dies aufrichtig und werden konsequent Gegenmaßnahmen ergreifen“, kündigt die Charité an.
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„Keine Vorwürfe“ von betroffenen Patienten
Die Charité bezeichnet die Recherchemethoden von stern und RTL als „nicht akzeptable Grenzverletzung“, aus der ein „schwere[r] Vertrauensbruch gegenüber Behandlungsteam und Patient:innen“ entstanden sei. Die Undercover-Aufnahmen hält die Klinik für „widerrechtlich“ und „unangemessen“ – durch sie sei die Privatsphäre der Patienten verletzt worden und die Reporterinnen hätten „unberechtigt medizinische Daten erlangt“.
Man habe die betroffenen Patienten beziehungsweise Angehörigen kontaktiert. Dabei sei deutlich geworden, „dass diese selbst keine Vorwürfe bezüglich ihrer Behandlung in der Charité erheben“.
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Wie zufrieden sind die Studenten der Charité?
In einer in der Reportage angeführten Umfrage unter Charité-Studenten im Praktischen Jahr (PJler) gaben rund zwei Drittel an, sie würden die Charité anderen Studenten nicht als Lehrkrankenhaus empfehlen. Dem stellt die Klinik eigene Evaluationen gegenüber: „Gemäß aktueller Daten, denen über 1.400 Bewertungen von PJler:innen zugrunde liegen, urteilt die weit überwiegende Mehrheit, dass sie sich in ihrer jeweiligen Abteilung im PJ in den Einrichtungen der Charité wohl gefühlt beziehungsweise sehr wohl gefühlt hat.“
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Charité spricht von „vorübergehenden Überlastungssituationen“
Die Klinik erklärt, sich bewusst zu sein, dass ihr Ärzte und Pflegekräfte „teils hoher Beanspruchung“ ausgesetzt sei. Es gebe „Belastungssituationen und im Einzelfall vorübergehend auch Überlastungssituationen“, wie es in Berufen „mit schwankendem, teilweise nicht planbarem Arbeitsaufkommen“ üblich sei. „Um strukturelle Überlastungen zu vermeiden, steuern wir wo nötig entsprechend nach“, so die Stellungnahme. Die Berichterstattung von RTL und stern rücke die Einrichtung und die Arbeit der Mitarbeiter jedoch „in ein falsches Licht“.