Enthüllungen von stern Investigativ
Nach Undercover-Recherche in der Charité - so reagiert die Politik

Mangelnde Ausbildung, schlechte Arbeitsbedingungen und Patienten, die im Zweifel darunter leiden.
Monatelang hat ein Team von RTL und stern zur Charité Berlin recherchiert. Was das Reporterteam dabei herausgefunden hat, passt so gar nicht zum guten Ruf der vermeintlich besten Klinik Deutschlands. Auf Nachfrage des Reporterteams während der Dreharbeiten gab es wenige konkrete Reaktionen seitens der Politik. Jetzt hat die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege reagiert.
„Vorwürfe werden (...) sorgfältig geprüft und müssen restlos ausgeräumt werden”
Von ihrer Presseabteilung heißt es auf Nachfrage von RTL und stern:
„Die in der aktuellen Berichterstattung gegenüber der Charité Universitätsmedizin Berlin erhobenen Vorwürfe werden von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sorgfältig geprüft und müssen restlos ausgeräumt werden. Dazu steht die Senatsverwaltung mit der Charité selbstverständlich in engem Austausch. Zu der aktuellen Berichterstattung kann deshalb derzeit keine Aussage getroffen werden.“
Eine Interviewanfrage an die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege wurde abgesagt. Auch während der Dreharbeiten zur Reportage „stern Investigativ: Ein krankes Haus – Inside Charité“ schien sich die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Maria Czyborra (SPD) auf Nachfrage bei einem Medizin-Kongress nicht detailliert äußern zu wollen.
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Lauterbach: „Gesundheitssystem ist wirklich in vielen Bereichen sehr reformbedürftig”
Das Reporterteam sprach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einem Treffen in Erfurt vor Ausstrahlung der Recherche-Ergebnisse auf eine interne Umfrage der Charité, die RTL und stern vorliegt, an. In dieser sagt die Mehrheit der befragten Charité-Ärzte, dass die Patienten aufgrund der Arbeitsbedingungen und des Ärztemangels nicht mehr optimal versorgt werden. Lauterbach erklärte:
„Das Gesundheitssystem ist wirklich in vielen Bereichen sehr reformbedürftig und der Krankenhaussektor gehört dazu. (...) Wir haben 1.700 Krankenhäuser, dafür haben wir nicht genug Ärztinnen und Ärzte. Die Qualität ist dann nicht gut genug. Wir können so nicht weitermachen. Wir haben im System nicht zu wenig Geld, sondern wir haben zu wenig Effizienz, Spezialisierung, wir haben zu wenig Arbeitsteilung und wir haben auch zu viele Kliniken.” In die Personalpolitik der Charité könne er sich aber nicht einmischen. Zudem schätze er die Arbeit des Vorstands sehr.