RTL konfrontiert Verantwortliche
Jugendämter vor dem Kollaps! Mitarbeiter übernachten mit Kindern im Büro
Diese Zustände sind ein Skandal.
Jugendamt-Mitarbeiter übernachten mit Kindern, die sie nicht unterbringen können, im Büro. Der Grund: Es gibt so gut wie keine freien Betreuungs-Plätze mehr. Eine Mitarbeiterin sagt: Ich habe Angst, wegen der Dauer-Überlastung vielleicht sogar gefährliche Entscheidungen zu treffen. Fehlentscheidungen, die dann das Schicksal von Kindern bestimmen können. Wie schlimm steht es tatsächlich um unser Jugendhilfesystem? RTL hat recherchiert. Die erschreckenden Ergebnisse und wie es Kindern in so einem System geht, seht ihr oben im Video.
Mitarbeiter im Jugendamt schlagen Alarm: Wir sind am Limit!
Drei Monate lang hat RTL recherchiert, um Einblicke in den Alltag der Mitarbeitenden in deutschen Jugendämtern zu bekommen. Und die sagen: Wir sind am Limit! Das größte Problem: Es gibt zu wenig Unterbringungen für Kinder in Not. Eigentlich sollten Kinder maximal drei Monate in Krisenunterbringungen sein, doch die Realität sieht anders aus.
Ein Grund: Die Zahlen der Inobhutnahmen sind stark angestiegen. Allein im Jahr 2022 wurden laut Statistischem Bundesamt 66.400 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine Mitarbeiterin, mit der wir sprechen, sagt, dass sie aktuell 118 Kinder betreut – eigentlich sollten es höchstens 30 Fälle pro Vollzeitkraft sein.
Kerstin Kubisch-Piesk, Diplom Sozialpädagogin und Leiterin des Regionalen Sozialpädagogischen Dienst in Berlin, sagt RTL: „Es gibt Kollegen, die dann auch überlegen, Kinder mit nach Hause zu nehmen. (...) Es gibt andere Jugendamt-Mitarbeiter, die auch mit den Kindern im Büro übernachtet haben. Das sind Zustände in einem Land wie Deutschland - das finde ich schon einen Skandal.“
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RTL konfrontiert die Verantwortlichen
Fakt ist: Die Mitarbeiter schreien um Hilfe. Nur gehört werden sie scheinbar kaum. Beim Kinderschutzgipfel im April, in den die Mitarbeiter viel Hoffnung setzen, sind weder hochrangige Politiker noch Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Doch RTL bleibt hartnäckig!
Schließlich äußert sich die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Ekin Deligöz: „Wir sind mit Hochdruck dran, die Situation zu verbessern. Allein die Anzahl der Menschen, die in diesem Bereich inzwischen ausgebildet werden und für den Arbeitsmarkt in Kürze zur Verfügung stehen werden, wird die Lage etwas entspannen. Aber gleichzeitig brauchen wir auch die Strukturen und Wertschätzung für die Arbeit vor Ort.“
Tatsächlich gab es dann auch einen persönlichen Besuch der Staatssekretärin bei den Mitarbeitern aus dem Kinder- und Jugendschutz in Berlin. Bleibt zu hoffen, dass sich nun endlich etwas bewegt.