Um das Volk zu besänftigenVenezuela feiert Weihnachten dieses Jahr im Oktober

Es weihnachtet sehr!
In politisch angespannten Zeiten kann ein wenig Besinnlichkeit nicht schaden – denkt sich wohl Venezuelas umstrittener Staatschef und verlegt das Weihnachtsfest kurzerhand. Und das nicht zum ersten Mal!

„Es riecht schon nach Weihnachten”

In Venezuela läuten bereits die Weihnachtsglocken. Die Einwohner der Hauptstadt Caracas erwachten am Dienstag zum Anblick eines gigantischen Weihnachtsbaums, der auf einem öffentlichen Platz aufgestellt wurde. Doch richtige Feststimmung will nicht aufkommen. Zumindest noch nicht – auch wenn der autoritäre Staatschef Nicolás Maduro das so wünscht.

Vor einigen Wochen hatte Maduro seinen Plan verkündet: „Es ist September und schon jetzt riecht es nach Weihnachten”, erklärte er in seiner wöchentlichen Fernsehshow. „Deshalb habe ich in diesem Jahr beschlossen, um euch allen Tribut zu zollen und aus Dankbarkeit, ein verfrühtes Weihnachtsfest für den 1. Oktober zu verordnen.” Aber warum?

Weihnachtsfest als Ablenkung

In den vergangenen Wochen und Monaten lag der Fokus der Welt, wenn es um Venezuela ging, auf den Nachwehen einer umstrittenen Präsidentschaftswahl. Sowohl die Regierungspartei als auch die Opposition reklamierten den Sieg für sich. Die Regierung ging hart gegen ihre Kritiker vor – zuletzt wurde Haftbefehl gegen den Präsidentschaftskandidaten der Opposition erlassen, Edmundo González.

Die regierungstreuen Wahlbehörden hatten Maduro nach dem Urnengang vom 28. Juli zum Sieger erklärt, blieben die Veröffentlichung detaillierter Ergebnisse aber schuldig. Der Mangel an Transparenz wurde von Staaten in aller Welt kritisiert und verurteilt. Zugleich hat die Opposition Kopien von Stimmauszählungen veröffentlicht, die zeigen, dass ihr Kandidat die meisten Stimmen erhielt. Während die politischen Spannungen eskalieren, hat der autoritäre Staatschef Nicolás Maduro ein neues Thema für sich entdeckt: Weihnachten und die dringende Notwendigkeit, die besinnliche Jahreszeit in diesem Jahr etwas früher einzuläuten.

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Weihnachten wird nicht zum ersten Mal vorverlegt

Der linientreue Oberste Gerichtshof hat Maduros Wahlsieg bestätigt.
Venezuelas umstrittener Staatspräsident Maduro verordnet ein verfrühtes Weihnachtsfest: „Beschlossen, um euch allen Tribut zu zollen und aus Dankbarkeit, ein verfrühtes Weihnachtsfest für den 1. Oktober zu verordnen.“
Jeampier Arguinzones/dpa

Doch nicht alle scheinen wild darauf zu sein, Weihnachtslieder anzustimmen. „Weihnachten sollte eine Zeit der Freude sein, der Familientreffen, der Feste, der Geschenke“, sagte José Ernesto Ruiz, ein 57-jähriger Büroangestellter, im September in der Hauptstadt Caracas. „Aber ohne Geld und mit dieser politischen Krise, wer kann da glauben, dass Weihnachten früher kommt?“

Es ist nicht das erste Mal, dass der seit 2013 regierende Maduro Weihnachten vorgezogen hat. Schon in der Corona-Pandemie griff er auf dieses Mittel zurück. Allerdings setzte er dabei nie einen derart frühen Termin an. Doch in diesem Jahr ist die Lage besonders angespannt – wenngleich Maduro behauptet, das Fest werde von „Frieden, Glück und Sicherheit” geprägt sein.

„Wir alle machen uns Sorgen, wie wir Essen auf den Tisch stellen sollen”

Die Proteste gegen die Ausrufung Maduros als Sieger gingen nach der Wahl bald los – und die Regierung reagierte mit Härte. Mehr als 2.000 Menschen, darunter Journalisten, Politiker und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, wurden seither festgenommen.

„Wir alle machen uns Sorgen, wie wir Essen auf den Tisch stellen sollen, wie wir für den Bus bezahlen werden, die Kinder zur Schule schicken und Medizin kaufen können, wenn wir sie benötigen“, sagte Inés Quevedo, eine 39-jährige Sekretärin und Mutter von zwei Kindern. „Ich denke nicht, dass sie unsere Gehälter verbessern und uns den „Aguinaldo“ zahlen werden”, fügte sie hinzu - gemeint war der Weihnachtsbonus, den Angestellte üblicherweise zum Ende des Jahres erhalten. Es ist noch unklar, ob öffentliche und private Arbeitgeber in diesem Jahr Änderungen an ihren Bonuszahlungen vornehmen werden.

Der Mindestlohn hat sich seit 2022 nicht geändert: 130 Bolivar pro Monat. Das entspricht etwa 3,20 Euro. Arbeiter erhalten zudem eine monatliche Beihilfe für den Kauf von Lebensmitteln, die sich auf etwa 36 Euro beläuft. Wer sich für ein System von Regierungsvergünstigungen eingetragen hat, bekommt zusätzlich etwa 80 Euro. „Wir werden sehen, worum es bei dieser Weihnacht geht“, sagte Quevedo.

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(AP, eku, iga)