„Ich finde, der Junge ist gebrochen“Jonathan (5) im Keller eingesperrt – jetzt muss sein Vater in den Knast

Diesen Horror kann man sich nur schwer vorstellen!
Zwölf Monate lang wurde der kleine Jonathan (Name geändert) mit Kabelbindern gefesselt, geschlagen und eingesperrt – von seinem eigenen Vater und dessen zweiter Frau. Nun wurden die beiden vom Amtsgericht Augsburg zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Besonders heftig: Das Jugendamt soll mehrfach Hinweise auf die Kindesvernachlässigung erhalten haben und doch ist es der Fünfjährige selbst, der sich damals aus diesem Horror befreit.
Jonathan wurde ein Jahr eingesperrt und misshandelt – von seinem eigenen Vater
Was Jonathan durchmachen musste, ist einfach nur schockierend. Im Mai 2023 stirbt plötzlich seine Mama. Jonathan ist da gerade einmal vier Jahre alt. Nur wenige Wochen später lernt sein Vater Fabian P. (Name geändert) eine neue Frau kennen, nur kurze Zeit später zieht sie mit ihren beiden Kindern in das Haus ein, später heiraten sie. Und für Jonathan beginnt der Albtraum: Laut Anklageschrift erfährt der heute 33-Jährige von einer Affäre seiner verstorbenen Frau – seine Wut projiziert er auf den gemeinsamen Sohn.
Sowohl Fabian P. als auch Jonathans Stiefmutter Monika P. (Name geändert) prügeln immer wieder auf den kleinen Jungen ein. Die beiden sollen das Kind zudem für längere Zeiträume im Heizungsraum, der Abstellkammer oder im Kinderzimmer eingesperrt haben. Teilweise sogar nächtelang – ohne Bett, Decken und Kissen. Jonathan musste auf dem kalten Boden schlafen, heißt es in der Anklageschrift. Auch Essen oder Trinken gab es nicht. Stattdessen sollen sie ihm einen Beißring gegeben haben, auf dem er kauen kann, wenn er Hunger hat. Mit Kabelbindern sollen die Arme und Füße des Jungen außerdem gefesselt worden sein.
Im vergangenen Januar gelang Jonathan dann die Flucht, nachdem er erneut eingesperrt worden ist. Eine Nachbarin findet ihn auf einer Landstraße, ruft die Polizei. Dort erzählt der Fünfjährige dann von der Hölle, in der er lebt.
Im Video: Paar sperrte Mädchen sieben Jahre lang ein
Jetzt stehen Jonathans Eltern vor Gericht – und reden sich raus
Seit einem halben Jahr sitzen Florian P. und seine zweite Ehefrau in U-Haft. Der 33-Jährige gibt ein Teilgeständnis ab, bestreitet aber verschiedene Vorwürfe aus der Anklage – und gibt seinen Sohn gewissermaßen eine Mitschuld. So habe er seinen Sohn nur einmal in dessen Kinderzimmer eingesperrt. Die Kabelbinder hätte er nur genutzt, weil Jonathan mit Glasscherben von einem Bilderrahmen auf ihn geworfen habe. Generell betont er, dass der Fünfjährige aggressiv gewesen sei. Gemeinsam mit seiner Frau habe er sich nicht anders zu helfen gewusst.
Monika P. sagt selbst nichts zu den Vorwürfen, lässt aber ihren Verteidiger eine Erklärung verlesen. Auch sie gesteht demnach nur einen Teil der angeklagten Taten ein.
Nun wurden die beiden verurteilt – unter anderem wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Jonathans Vater wird unter anderem zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Seine Frau bekommt eine Strafe von drei Jahren und zwei Monaten. Beide müssen Schmerzensgeld zahlen.
„Ich finde, der Junge ist gebrochen” – Oma will Sorgerecht
Jonathan befindet sich derzeit in Obhut des Jugendamtes. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich der zuvor altersgerecht entwickelte Junge durch die fortdauernde Vernachlässigung und Misshandlung massiv zurückentwickelt. Besonders tragisch: Das Jugendamt wusste offenbar, dass in Jonathans Zuhause etwas nicht stimmt. Es soll mehrere Hinweise gegeben haben, gleich zwei Familienhilfen waren in dem Fall eingeschaltet gewesen. Auch nach dem Prozess bleibt vor allem eine Frage: Warum wurde Jonathan trotzdem nicht befreit, sondern musste selbst flüchten?
Das Jugendamt äußert sich nicht zu Einzelfällen, erklärt jedoch auf Nachfrage von RTL: „Sämtliche zur Verfügung stehenden Hilfen werden durch qualifizierte Fachkräfte durchgeführt. Gefährdungseinschätzungen und Maßnahmen zu deren Abwendung werden immer im Zusammenwirken von mehreren Fachkräften im Jugendamt getroffen. Jede eingehende Meldung wird nach diesem Standard bearbeitet.“
Auch für seine Großmutter ist das nur schwer zu begreifen, wie eine Freundin berichtet. „Ich finde, der Junge ist gebrochen und ich verstehe nicht, wenn man so viele Meldungen abgibt, Familienhilfe mit im Boot ist, dass sich der Junge selbst aus der Hölle befreit.“ Darum bemüht sich Jonathans Oma jetzt auch um das Sorgerecht, damit der kleine Junge endlich das Geschehene hinter sich lassen kann. (mit dpa)