Hetzkampagne in ThüringenApothekerin bekommt Morddrohungen – aus diesem absurden Grund!

von Anny Adler und Julia Lübbersmeyer

Üble Hetzkampagne in Thüringen!
Wohin das führen kann, musste jetzt eine Apothekerin in Georgenthal erleben. Ein Mann beschuldigt sie, ihm eine zu teure Hautcreme verkauft zu haben. Bei TikTok beleidigt er sie massiv und droht ihr sogar mit dem Tod. Weil im Netz viele mitmachen, überlegt die Frau jetzt sogar, den Ort zu verlassen. Dabei sind die anonymen Vorwürfe völlig aus der Luft gegriffen.

Viele beleidigende und gewaltverherrlichende Kommentare

Seit über 20 Jahren kämpft Uta Mühle als Apothekerin für eine gute Versorgung ihrer Kunden. Der zunehmende wirtschaftliche Druck macht ihr zu schaffen. Dann kommt auch noch ein Hetz-Video im Internet zu ihren Schwierigkeiten hinzu. Sie ist besorgt, erzählt sie RTL. „Ich möchte einen Anwalt. Ich brauche Schutz. Ich weiß ja gar nicht, mit wem ich es da zu tun habe.”

Apothekerin Uta Mühle
Apothekerin Uta Mühle
RTL

Ein Kunde kauft eine apothekenpflichtige Hautcreme bei ihr und ärgert sich über den Preis. Weil auf der Packung 2,28 Euro aufgedruckt steht, er aber 10,50 bezahlt hat. Deswegen erhebt er schwere Vorwürfe. Nicht persönlich, sondern feige und anonym im Netz. Bei TikTok lädt er ein Video hoch, in dem er die Apothekerin übel anprangert und persönlich beschimpft.

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Das Video geht viral – rund 32.000 Aufrufe, hunderte Kommentare, viele davon beleidigend und gewaltverherrlichend. Die Apothekerin bekommt sogar Morddrohungen und überlegt, den Ort zu verlassen. Sie kann nicht verstehen, dass sich die rufschädigende Hetzkampagne derart ungebremst verbreiten konnte, ohne dass jemand einschreitet.

Video inzwischen gelöscht

Mittlerweile hat der Hetzer das Video gelöscht. Doch der Vorwurf, dass Uta Mühle die Hautcreme zu teuer verkauft hat, bleibt. Dabei kann die Pharmazeutin gar nichts für den Preisunterschied. Der niedrigere griechische Preis ist drauf gedruckt, weil es sich um ein Reimport-Arzneimittel handelt. Das sind in Deutschland hergestellte Medikamente, die ins EU-Ausland exportiert und dort günstiger angeboten werden. Anschließend werden die verschreibungspflichtigen Arzneimittel zurückgebracht und hier preisgebunden verkauft – der Preis ist also bei diesen Medikamenten in allen Apotheken gleich.

Die Reimporte sind gesetzlich geregelt und sollen zur Kostensenkung im Gesundheitssystem beitragen. Mittlerweile laufen die Ermittlungen, nachdem der Thüringer Apothekerverband Strafanzeige wegen Beleidigung und Volksverhetzung erstattet hat. Kommt es zu einer Verurteilung, droht eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Wenn wie hier die Beleidigung öffentlich begangen wird, sei sogar eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe möglich, so Rechtsanwältin Nicole Mutschke.

Verwendete Quellen: RTL-Recherche