Hochgebildet, vegan und transsexuell Mysteriöse Mordserie erschüttert Amerika – ist eine Sekte für sechs Tote verantwortlich?

Jack Amadeus „Ziz” LaSota (34) soll Anführerin der Sekte sein.
Jack Amadeus „Ziz” LaSota (34) soll Anführerin der Gruppe sein.
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Ging in den USA eine Serienmörder-Sekte um?
Eine Verkehrskontrolle im US-Bundesstaat in Vermont endet am 20. Januar in einem Butbad. In dem Auto, das die Polizei überprüft, sitzen Teresa Youngblut (21) und eine deutsche Freundin namens Ophelia Bauckholt (26). Plötzlich zieht Youngblut eine Waffe, schießt um sich. Die Polizei erwidert das Feuer. Am Ende sind Bauckholt und der Polizist David Maland (44) tot. Wenige Tage später wird Youngblut wegen Mordes angeklagt. Doch der Fall entpuppt sich als wesentlich komplizierter. Denn Youngblut war Teil einer dubiosen Gruppe – und die könnte in noch weitere Mordfälle verwickelt sein!

Gehen sechs Tote auf das Konto einer irren Sekte?

Denn die Behörden verdächtigen Mitglieder der „Zizians“, einer Gemeinschaft rund um Anführerin Jack Amadeus „Ziz“ LaSota (34), an mindestens fünf brutalen Morden beteiligt gewesen zu sein! Fünf ehemalige Mitglieder sowie Anführerin LaSota sitzen bereits in Haft. Es geht um einen Doppelmord an einem reichen Paar aus Pennsylvania, zwei Messer-Attacken auf einen Vermieter in Kalifornien und die Schießerei an der kanadischen Grenze, bei der David Maland starb.

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Doch wer sind die „Zizians“? Laut amerikanischen Medien handelt es sich um eine Gruppe hochgebildeter, junger Computer-Experten. Viele von ihnen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, in dem sie geboren wurden, ernähren sich vegan. Sie haben an renommierten Universitäten in den USA studiert, oft technisch hochanspruchsvolle Fächer, und bei großen Tech-Konzernen wie Google gearbeitet.

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Anführerin LaSota identifiziert sich als Frau, ist strikte Veganerin und Aussteigerin. Geboren wurde sie 1991 in Alaska, machte ein Praktikum bei der Nasa, zog 2016 in die Bay Area nach Kalifornien. 2019 schrieb sie in einem Blogpost, dies sei immer ihr Traum gewesen, schreibt das Portal sfgate. Doch Silicon Valley entpuppt sich nicht als das Paradies, das sie gesucht hat. Stattdessen kauft sie sich ein Boot namens „Caleb“, auf dem sie zeitweise mit Freunden lebt. Mittlerweile liegt es halb gesunken nahe Pillar Point Harbor.

Daniel Blank (26) gehört zu der Gruppe, die Jack Amadeus „Ziz” LaSota um sich gescharrt hat.
Daniel Blank (26) wird verdächtigt, einen Menschen erschossen zu haben.
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Brutaler Angriff auf Vermieter (82)

Die jungen Menschen um „Ziz“ herum radikalisieren sich mit der Zeit, machen mit eigentümlichen Protestaktionen auf sich aufmerksam. 2022 versucht „Ziz“, ihren eigenen Tod vorzutäuschen, sie möchte der Strafverfolgung entkommen. Ein Jahr später wird sie verhaftet, weil sie in den Tod von Richard und Rita Zajko verwickelt sein könnte. Die beiden sind wohlhabend, ihre Tochter Michelle Zajko ist allerdings im Dunstkreis von „Ziz“ unterwegs. Die Ermittler finden die beiden Frauen zusammen in einem Hotelzimmer. „Ziz“ weigert sich, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Sie kommt ins Gefängnis und wird nach fünf Monaten auf Kaution wieder freigelassen. Dann verschwindet sie.

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Dann ist da der Tod von Curtis Lind (82). Er hatte Land an Emma Borhanian und Alex Leatham, zwei weitere Mitglieder der „Zizians” vermietet. Im November 2022 kommt es erstmals zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Lind, Borhanian und Leatham. Am Ende ist Emma tot, Alex Leatham und Curtis Lind sind schwer verletzt. Gut drei Jahre später, am 17. Januar 2025, starb Curtis Lind auf seinem Grundstück. Er wurde brutal mit einem Messer getötet. Tatverdächtig ist Maximilian Snyder, ein 22-jähriger Oxford-Abgänger. Möglicherweise war eine Aussage, die Lind vor Gericht treffen sollte, der Grund für die brutaleTat. Gegenüber der Strafverfolgung behauptet Snyder allerdings, nicht mit „Ziz“ befreundet zu sein.

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Wer erschoss Rita und Richard Zajko?

Es gibt allerdings eine Verbindung: denn Snyder und Youngblut, die bei der Polizeikontrolle in Vermont um sich schoss, sollen ein Paar gewesen. Sie waren bereits gemeinsam auf einer der teuersten Privatschulen der USA, dort aber nicht befreundet. Im Mai 2024 bricht Youngblut die Verbindung zu ihren Eltern ab. Bis in den November gilt sie als vermisst, dann erscheint sie mit Ophelia Bauckholt gemeinsam wieder auf der Bildfläche. Die beiden fallen am 15. Januar einem Motelbesitzer auf, weil sie sich seltsam verhalten, Waffen und Tarnkleidung dabeihaben. Das Hotel liegt nur sechs Kilometer entfernt von einem Haus, das Michelle Zajko gehört.

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Michelle Zajko (33) ist mit „Ziz” LaSota befreundet, als ihre Eltern brutal ermordet werden.
Ist Michelle Zajko in den Mord an ihren Eltern verwickelt?
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Am vergangenen Sonntag wird auch „Ziz“ festgenommen, ebenso wie Michelle Zajko und Daniel Blank (26). Beide sind bei ihr, als sie einen Landbesitzer fragt, ob sie auf dessen Gebiet leben können. Blank wird verdächtigt, das Ehepaar Zajko erschossen zu haben. Wie genau die möglichen Täter zusammenhängen, welche Motive hinter ihren Taten stecken – das ist noch nicht vollständig aufgeklärt. „Das FBI koordiniert den Informationsaustausch über alle fallbezogenen Details mit unseren Partnern aus verschiedenen Strafverfolgungsbehörden, um jede Spur effektiv zu verfolgen und diese Verbindungen aggressiv zu untersuchen“, sagt Sarah Ruane, eine Sprecherin es FBI in Albany (US-Bundesstaat New York) zu USA Today.

Motivation gibt Rätsel auf

Die Philosophie der Gruppe gibt derweil Rätsel auf. Das meiste rekonstruieren die Ermittler laut dem Guardian aus Online-Postings von „Ziz“ LaSota. Unter anderem fragte sie sich, was der Gesellschaft passieren würde, wenn „böse Menschen sich zusammentun, um gute Menschen zu töten“.

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Das FBI ermittelt laut USA Today weiter in dem Fall. Einzelheiten werden allerdings kaum bekannt gegeben. Die Gruppe weise einige Merkmale religiöser Sekten auf mit LaSota als charismatischer Anführerin, schreibt die Zeitung. Möglicherweise habe sie die anderen zu ihren Taten inspiriert. „Sie sind nicht unbedingt alle in einem übergreifenden Plan miteinander verbunden. Es ist nicht unbedingt wie ein Plan der Manson-Familie“, sagt Mark Pitcavage, Experte vom Center on Extremism der Anti-Defamation Leage.

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Eine ehemalige Bekannte von Ophelia Bauckholt fasst es indes so zusammen: „Diese Menschen waren gebildet, gut in Mathe. Sie hatten diesen hohen moralischen Lebensstil, glaubten an vernünftige Dinge. Dass sie dann einfach gehen, sich einer mörderischen Gang anschließen – das ist einfach seltsam“, sagt Jessica Taylor (32). Die KI-Forscherin aus Kalifornien kannte mehrere Mitglieder der Gruppe. Auf die Gerichte und die Polizei kommt in jedem Fall viel Arbeit zu. Der Prozess gegen Maximilian Snyder soll am 21. Februar starten. Auch gegen Alex Leatham und seine mutmaßliche Mittäterin Suri Dao läuft ein Prozess. Er ist für April terminiert. Wie es für die anderen weitergeht, ist noch unklar. (eon)