Gerichtsverhandlung in Schwäbisch-Hall

„Gib Geld!“: Mutmaßlicher Serienkiller nach Tötung zweier Frauen vor Gericht

28.07.2023, Baden-Württemberg, Heilbronn: Ein Angeklagter wird zu Beginn eines Prozesses wegen Mordes von einer Justizbeamtin in einen Gerichtssaal des Landgerichts Heilbronn geführt. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, zwei Seniorinnen in Schwäbisch Hall und Umgebung umgebracht zu haben. Foto: Christoph Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Serbe ist wegen Mordes an zwei Seniorinnen und anderer Delikte angeklagt.
cdt pat, dpa, Christoph Schmidt
von Kathrin König

Der Mord an zwei Frauen (77, 89) versetzte die Region rund um Schwäbisch-Hall vor einigen Monaten in Angst und Schrecken!
Nun muss sich der mutmaßliche Serienkiller Daniel D. wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge, Totschlags mit schwerer räuberischer Erpressung und vorsätzlicher Körperverletzung verantworten. Der Prozess gegen den Familienvater aus Serbien hat am Freitagmorgen im Landgericht Heilbronn begonnen – und legt schockierende Details offen.

Mutmaßlicher Serienkiller von Schwäbisch Hall soll mit Hammer getötet haben

Regungslos hört sich der Angeklagte die Vorwürfe von Oberstaatsanwalt Harald Lustig an, die ihm ein Dolmetscher übersetzt. Der 32 Jahre alte serbische Staatsangehörige Daniel D. soll sich gezielt wehrlose Seniorinnen ausgesucht haben, um ihnen aus Habgier Geld zu stehlen. Seine Tatwaffen: ein Hammer und eine Spielzeugpistole, dazu Drohungen und Gewalt. Mindestes eines der Opfer soll der Serbe vorher gezielt ausgespäht haben.„Es ist auffällig, dass es gezielt Ältere waren, die auch in ihren Bewegungsabläufen und ihrem Abwehrverhalten eingeschränkt waren“, sagt der Oberstaatsanwalt.

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Prozess um mutmaßlichen Serienmörder von Schwäbisch Hall: Mord aus Habgier?

Demnach soll der Angeklagte am 21. Dezember 2022, in die Wohnung von Heidemarie K. in Schwäbisch Hall eingedrungen sein, der 77-Jährigen Dame derart mit Gewalt auf Kopf und Hals eingeschlagen haben, dass sie an den schweren Verletzungen an Kopf und Hals starb. „Aus dem Schlafzimmer entwendete er aus einer Geldkassette mindestens 1.500 Euro und flüchtete“, beschreibt der Ankläger den ersten Fall. Einen Monat später, am 25. Januar 2023, soll der Angeklagte in die Wohnung der schwerhörigen Frau Ilse N. in Michelbach eingedrungen sein.

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Mit einem Hammer „und mehreren wuchtigen Schlägen“ soll Daniel D. die wehrlose Frau niedergeschlagen haben. Auch sie starb in Folge der schweren Verletzungen an Kopf, Armen und Händen, die Details der mehr als 23 Verletzungen am Kopf und des Schädel-Hirn-Traumas, die die Anklageschrift auflistet, sind erschütternd.

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Morde in Schwäbisch Hall: Rentner-Ehepaar überlebte Überfall

Wie brutal der unscheinbare, kleine Mann vorgegangen sein soll, der nun im Gerichtsaal in beigefarbenem Pulli und schwarzen Jogginghosen auf dem Anklagestuhl sitzt, hat den Ermittlern ein Rentnerehepaar aus Schwäbisch-Hall beschrieben. Das hatte Mitte Januar 2023 einen Angriff des Beschuldigten überlebt. Laut Anklage soll Daniel D. den älteren Eigenheimbesitzer mit einem Faustschlag ins Gesicht geschlagen und mit einer Spielzeugpistole bedroht haben: „Gib Geld!“ Der Mann stürzte rücklinks, seine Ehefrau kam hinzu. Beide Senioren konnten den Angreifer aus der Haustür drängen.

Diesen dritten Fall klagt Oberstaatswalt Lustig als Körperverletzung an. Für alle drei Taten verlangt die Staatsanwaltschaft lebenslänglich und stellt die Frage nach anschließender Sicherungsverwahrung in den Raum. Er wertet den Fall als „außergewöhnlich“, weil alle drei Taten im ländlichen Bereich in Schwäbisch-Hall stattfanden. „Da ist ein Tötungsdelikt schon etwas Besonderes. Hier hat man eine ganze Verbrechensserie“, so Harald Lustig.

Mutmaßlicher Oma-Mörder ist Familienvater und Ehemann

Und der Angeklagte? Der bestätigte zum Prozessauftakt nur seinen Namen und seinen letzten Wohnort in Schwäbisch-Hall. Dorthin waren der Mann mit Ehefrau und zwei Kindern erst zwei Wochen vor dem ersten Überfall auf eine Senioren hingezogen. Sein Strafverteidiger Andreas Kugel sagt, der Mandat rede bei Gesprächen in Untersuchungshaft viel, frage nach den Kindern, lasse aber niemanden emotional an sich ran. Über persönliche Dinge oder Gefühle spreche er kaum. In U-Haft mache er genauso einen Eindruck wie am Freitag im Gerichtssaal: „Seit ich ihn kenne, macht er einen ruhigen, entspannten Eindruck.“

Über dieses entspannte Erscheinungsbild des Angeklagten mit freundlichem, glatt rasiertem Gesicht, sagt der Oberstaatsanwalt Lustig auf Nachfrage von RTL.de: „Es ist nicht mein erster Mordprozess. Ich habe es den Tätern noch selten angesehen, dass sie hier als Mörder angeklagt sind.“ Elf Fortsetzungstermine hat das Landgericht Heilbronn bis Dezember angesetzt. Es soll sehr viele DNA-Spuren des Angeklagten geben. 77 Zeugen sollen vernommen werden. Die Beweisaufnahme beginnt am 18. August 2023.