Was ist los in Kiel?30 Geflüchtete machen Ärger in der Wik - Stadt prüft Verlegung

von Michelle Seidel und Anna Hohns

Ruhestörung, Diebstahl und sogar Gewalt wird ihnen vorgeworfen!
Ungefähr 30 geflüchtete Personen sollen im Kieler Stadtteil Wik seit Monaten Unruhe stiften. Einige Anwohner sind verärgert und fordern von der Stadt, endlich zu handeln. Doch was ist dran an den Vorwürfen?

Anwohner sei vor Unterkunft bedroht worden

Rund 600 Menschen sind in der Gemeinschaftsunterkunft in Wik untergebracht. Laut Polizei leben in der Unterkunft vor allem Familien aus der Ukraine mit insgesamt 17 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten. Etwa 30 von ihnen sollen für die Verärgerung der Anwohner und Ladenbesitzer verantwortlich sein. Die Behörden scheinen machtlos. Sie empfehlen den Anwohnern lediglich, das Gespräch mit den Geflüchteten zu suchen. Genau das versucht Anwohner Jonathan William Franz eines Abends im Juni, als ihn laute Musik wach hält.

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Im Gespräch mit RTL schildert er, wie er auf die feiernden Bewohner zugeht. „Plötzlich kamen mir erwachsene Männer aus der Unterkunft entgegen, die sich mir gegenüber gewaltbereit geäußert haben.” Plötzlich eskaliert die Situation. Einer der Männer sei auf ihn zugerannt, in der Hand hätte er ein Messer gehabt. „Ich habe das Messer gerade noch kommen sehen. Glücklicherweise hat sich ein anderer vor diese Person geworfen.” Verletzt wird dabei niemand. Doch der Ärger wächst.

Im Video: Die Asylregeln sollen verschärft werden

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Polizei gibt bekannt: So viele Straftaten sind es tatsächlich!

Laut der Polizei Kiel kam es in den letzten Monaten zu „einer hohen dreistelligen Zahl an Straftaten. Eine Vielzahl davon sind Ladendiebstähle oder auch Hausfriedensbruch. Andere Delikte wie Körperverletzung liegen im niedrigen dreistelligen Bereich”, schildert Polizeisprecher Matthias Arends. „Weltweit wiesen junge Männer, die keinen strukturierten Alltag sowie wenig Teilnahme am sozialen Leben hätten und zudem über wenig materielle Mittel verfügten, eine höhere Straffälligkeit auf”, erklärt die Polizei. Es handle sich bei den Tätern hier allerdings eher um Einzelpersonen und keine Mehrfach- oder Intensivstraftäter.

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RTL fragt die Stadt Kiel für ein Interview an, doch erhält als Antwort nur ein schriftliches Statement. Es würden Maßnahmen ergriffen werden, heißt es. In Workshops sollen die Bewohner der Unterkunft und die Anwohner einander nähergebracht werden. Doch diese würden keinerlei Wirkung zeigen, so Jonathan William Franz. „Wir haben alles probiert, den Dialog gesucht, mit Übersetzungsprogrammen auf dem Handy versucht, unseren Standpunkt klar zu machen. Letztendlich ist hier aber eine Personenzahl, die möchte gar nicht Teil dieser Gesellschaft werden.”

Andere Anwohner glauben an Ausländerfeindlichkeit

Doch nicht jeder teilt die gleiche Meinung. Ein anderer Anwohner ist überzeugt, es handle sich um Ausländerfeindlichkeit. „Das ist nur aufgebauscht von zwei, drei Personen. Sonst ist das hier überhaupt nicht auffällig. Die sind so unauffällig, dass man sie überhaupt nicht mitbekommt.”

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Die Polizei Kiel fährt regelmäßig in dem Gebiet Streife und sagt: „Uns liegen tatsächlich relativ wenig Beschwerden von Anwohner und Anwohnerinnen vor, die sich an die Polizei gewandt haben.” Sie appellieren an die Anwohner, solche Vorfällen zu melden. Die Stadt Kiel prüft inzwischen, ob die Verursacher auf verschiedene Unterkünfte in anderen Stadtteilen verteilt werden können. Jonathan William Franz zumindest geht den Bewohnern mittlerweile aus dem Weg. „Die Sorgen und Ängste der Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil Wik nehmen wir sehr ernst”, betonte eine Sprecherin der Stadt. (dpa)