Nachfolge noch ungeklärt

Kanadischer Premierminister Trudeau tritt zurück

Kanadas Premierminister Justin Trudeau verkündet seinen Rücktritt als Vorsitzender der Liberalen und Premierminister vor dem Rideau Cottage in Ottawa am Montag, 6. Januar 2025.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau verkündet seinen Rücktritt als Vorsitzender der Liberalen und Premierminister vor dem Rideau Cottage in Ottawa am Montag, 6. Januar 2025.
Sean Kilpatrick/The Canadian Press via AP

Seine Umfragewerte liegen im Keller...
Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der Liberalen und als Regierungschef angekündigt. Er wolle nur noch so lange im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt sei, sagte der 53-Jährige bei einer Pressekonferenz in Ottawa. Ist nun der Weg frei für eine Regierung der Konservativen?

Trudeaus Umfragewerte sackten ab, Rücktrittsforderungen wurden lauter

Premierminister Trudeau wolle nur noch so lange im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt sei, sagt der 53-Jährige. „Dieses Land verdient eine echte Auswahl bei der nächsten Wahl und mir ist klargeworden, dass ich nicht die beste Alternative bei dieser Wahl sein kann, wenn ich interne Kämpfe ausfechten muss”, sagt er.

Trudeau ist seit rund elf Jahren Chef der liberalen Partei und seit Ende 2015 Premierminister. Anfangs hatte Trudeau „positive Politik” und „sonnige Wege” versprochen und war von vielen als Hoffnungsträger gefeiert worden. Zuletzt hat die Kritik an Trudeau allerdings stark zugenommen. Viele Menschen werfen ihm unter anderem vor, dass er seine vielen Versprechen nicht erfüllt habe, dass die Preise zu stark gestiegen seien und es im Land zu wenig Wohnraum gebe. Der Druck auf den Premier ist zuletzt immer stärker geworden: Seine Umfragewerte sackten ab, Rücktrittsforderungen wurden lauter - selbst aus den eigenen Reihen.

Vize Freeland mit lautem Abgang

Die Neue Demokratische Partei, mit der die Liberalen zuvor zusammengearbeitet haben, hat ihm bereits das Vertrauen entzogen und mit einem Misstrauensvotum gedroht. Zuletzt ist auch noch Trudeaus Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland zurückgetreten. Freeland, der Ansprüche auf die Führung der Liberalen nachgesagt werden, hat sich mit Kritik an Trudeau aus der Regierung verabschiedet. „In den vergangenen Wochen waren wir uns uneinig über den besten Weg Kanadas in die Zukunft“, erklärt sie in ihrem Rücktrittsschreiben. Trudeau kündigt danach eine Kabinettsumbildung an.

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Konservative Partei liegt in den Umfragen weit vorne

Die nächste Wahl steht in Kanada regulär im Herbst an, beispielsweise mit einem Misstrauensvotum könnte jedoch auch eine vorgezogene Neuwahl erzwungen werden. In Umfragen sieht es derzeit gut für die Konservative Partei unter dem Vorsitz von Pierre Poilievre aus. Sie könnte nach derzeitigem Stand um die 40 Prozent der Stimmen auf sich versammeln, während Trudeaus Liberale nur auf etwa 20 Prozent kämen.

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Der häufig eher populistisch agierende Poilievre hat unter anderem angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs mehr Häuser bauen lassen zu wollen. Historisch betrachtet dominieren in Kanada die Liberalen, die sich im politischen Spektrum zwischen Zentrum und Mitte-Links bewegen, seit dem 20. Jahrhundert die Politik. Sie stellten die meisten Premierminister und prägten die vergleichsweise progressive Politik des nordamerikanischen Landes maßgeblich. Kanada ist das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde, hat rund 40 Millionen Einwohner und ist Mitglied der Nato und der G7. (xes, dpa)