Neue Untersuchungen zum Flug 9525 Germanwings-Absturz - doch nicht absichtlich von Andreas Lubitz herbeigeführt?

HANDOUT - Das am 13.04.2015 herausgegebene Handout des französischen Innenministeriums zeigt von Helfern geborgene Wrackteile an der Absturzstelle des Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen nahe Seyne les Alpes. Der Airbus A320 war am 24.03.2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den Bergen zerschellt. 150 Menschen starben. Foto: Ministere d l’interieur/Yves Malenfer/dpa ACHTUNG: Das Foto darf nur redaktionell im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Germanwings-Absturz verwendet werden! +++(c) dpa - Bildfunk+++
Das am 13. April 2015 herausgegebene Handout des französischen Innenministeriums zeigt von Helfern geborgene Wrackteile an der Absturzstelle des Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen.
Ministere d l’interieur/Yves Malenfer/dpa

War alles ganz anderes?
Kurz vor dem Jahrestag der Germanwings-Katastrophe berichtet die Zeit von angeblichen Zweifeln am absichtlichen Absturz durch Andreas Lubitz. Angeblich konnte die größte Katastrophe in der Geschichte der deutschen Luftfahrt doch eine andere Ursache haben. Als Kronzeuge für diese These dient der international bekannte Experte Simon Hradecky.

Internationaler Experte stellte neue Thesen zum Flugzeugabsturz auf

Dem Bericht zufolge arbeitet Hradecky seit acht Jahren an einem Bericht über den Absturz von Germanwings-Flug 4U9525. Der Mann genießt auf der ganzen Welt einen guten Ruf als Experte, Hradecky betreibt das Online-Portal The Aviation Herald, das seit Jahren Luftfahrtzwischenfälle auflistet.

Lese-Tipp: Flugnummer 4U9525 – Chronik eines beispiellosen Verbrechens

Eine Gedenktafel mit Inschriften in vier Sprachen erinnert an den Flugzeugabsturz vor fünf Jahren. Am 24.03.2015 zerschellte der Germanwings-Airbus mit der Flugnummer 4U9525 an einem Berg in den Alpen. 150 Menschen starben. Der Copilot soll das gewollt haben. (Zu dpa: „Mit Trauer leben: Der Germanwings-Absturz jährt sich zum fünften Mal”)
Eine Gedenktafel mit Inschriften in vier Sprachen erinnert an den Flugzeugabsturz vom 24. März 2015
dpa

Mit seinem Bericht über das Germanwings-Drama vom 24. März 2015 stellt Hradecky keinen bisher unbekannten, anderen Ablauf der Ereignisse vor. Auf diesem Punkt legt er der Zeitung zufolge großen Wert. Er wirft allerdings die Frage auf, was wäre, wenn die zentrale Behauptung der offiziellen Katastrophen-Ermittler falsch ist. Die geht davon aus, dass der Sinkflug der Germanwings-Maschine vom Piloten Andreas Lubitz verursacht wurde. Absichtlich, um sich umzubringen, ohne Rücksicht auf das Schicksal der anderen 149 Menschen an Bord.

Video: Erinnerung lässt Opfer-Vater bis heute nicht los

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Anstatt Suizid: Doch technische Ursache für Germanwings-Absturz?

Wie Hradecky glaubt herausgefunden zu haben, könnte der von Pilot Lubitz herbeigeführte Sinkflug auch auf einen technischen Defekt zurückzuführen sein, heißt es weiter. So sei beispielsweise auf Tonaufnahmen nicht zu hören gewesen, dass Lubitz den Drehknopf zum Einleiten des Sinkflugs benutzte. Es sei schwer, die Geräte so einzustellen, dass sich die Flughöhe in so kurzer Zeit so stark reduziert, sagt er. Auch moniert Hradecky, dass die auf den Aufnahmen verzeichnete Atemfrequenz des Piloten nicht hinterfragt worden sei. Diese könne ein Beleg dafür sein, dass der fliegende Massenmörder ohnmächtig gewesen sein könnte.

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Dass dem Absturz eine andere Ursache, als die offizielle zugrunde liegen könne, belegt seiner Angabe der Zeit gegenüber auch ein Test, den er mit einem erfahrenen Ausbildungspiloten durchgeführt habe. Aufnahmen davon und weitere Details sind dem Bericht zufolge in der Dokumentation „Germanwings – Was geschah an Bord von Flug 9525?“ des TV-Senders Sky zu sehen, die in drei Teilen seit dem 14. März ausgestrahlt wird.

Germanwings-Pilot Andreas Lubitz „wollte sich umbringen”

Bereits seit Januar ist in der ARD-Mediathek die vierteilige WDR-Serie „Der Germanwings-Absturz – Chronologie eines Verbrechens“ zu sehen. Darin sagt Christoph Kumpa von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf unmissverständlich über Andreas Lubitz: „Dieser Mensch war krank, der wollte sich umbringen. Und weiter: „Die 149 in seinem Rücken“ hätten für ihn keine Rolle gespielt. „Das kann ich so sagen, weil es das Ergebnis der Ermittlungen ist.“ Die lassen nur einen Schluss zu: Es gibt nur einen Menschen, der für den Absturz verantwortlich ist, nämlich Andreas Lubitz.

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„Völlig unbedeutende Kleinigkeit wird zum Einfallstor für die wildesten Verschwörungstheorien”

In der Frankfurter Rundschau hat Luftfahrt-Experte Patrick Huber die von Hradecky geäußerten Zweifel am offiziellen Abschlussergebnis bewertet. Auch der hat eine eindeutige Meinung dazu: Die internationale Expertenkommission habe „seriöse und großartige Arbeit geleistet“, findet er.

Das Einzige, was man ihr vorwerfen könne, sei, dass sie keine Erklärung für die ungewöhnlich schnelle Veränderung der Flughöhe genannt habe. Seine Erklärung dem Blatt zufolge: Vermutlich habe „man einfach nicht damit gerechnet, dass so eine völlig unbedeutende Kleinigkeit zum Einfallstor für die wildesten Verschwörungstheorien werden würde.“