Flugverkehr fast einen Tag lang stillgelegtVater entführt eigene Tochter (4): Lange Haftstrafe für Flughafen-Geiselnehmer

Der Angeklagte sitzt kurz vor Beginn der Verhandlung in einem Gerichtssaal.
Salman E. bei einem der früheren Verhandlungstage
Ulrich Perrey/dpa
von Daniel Kandora und Laura Rihm

Dieser Sorgerechtsstreit hielt einen ganzen Flughafen in Atem!
Ein Vater entführt seine Tochter, rast mit ihr im Auto auf das Vorfeld des Hamburger Flughafens, schießt in die Luft und droht, sich und seine Tochter in die Luft zu sprengen - weil er mit ihr ausreisen will. Erst nach stundenlangen Verhandlungen gibt der Mann auf. Jetzt ist das Urteil gegen den Flughafen-Geiselnehmer gefallen.

Richter: „Verbrechen der obersten Schublade”

Salman E. muss zwölf Jahre in Haft. Das hat das Landgericht Hamburg am Dienstag (25. Juni) entschieden - und folgt damit der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigerin hatte zuvor von einem minderschweren Fall gesprochen, unter anderem, weil der 35-Jährige sein Kind angeblich vor dem Ende der Geiselnahme freilassen wollte. Dem Vater wurden die Entziehung Minderjähriger, eine vorsätzliche Körperverletzung, verschiedene Straftaten nach dem Waffengesetz und eine Geiselnahme vorgeworfen.
„Sie haben Ihre persönliche Angelegenheit zu einer Angelegenheit ganz Hamburgs gemacht“, so der Richter. Salman E. habe seine Tochter um jeden Preis haben wollen - das sei in erster Linie Selbstjustiz gewesen.

Salman E. drohte seiner Frau immer wieder

Hintergrund der Tat ist ein Sorgerechtsstreit. Immer wieder hatte Salman E. seiner Ex-Frau während der Ehe offenbar damit gedroht, ihr die gemeinsame Tochter wegzunehmen. Am 4. November 2023 macht er dann, nachdem er seine Tochter 2022 schon einmal verschleppt hatte, erneut ernst: Nachdem er sein Kind 14 Monate lang nicht gesehen hat, verschafft er sich wohl mit einem Trick Zugang zur Wohnung seiner Ex-Frau, nimmt die damals 4-Jährige mit und fährt zum Hamburger Flughafen.

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Flugverkehr lahmgelegt

Auf dem Weg bis zum Rollfeld durchbricht der Mann drei Schranken an einem Tor. Dann schießt er in die Luft, wirft Brandsätze und droht damit, sich und seine Tochter in die Luft zu sprengen. Seine Forderungen: Er will ein Flugzeug zur Ausreise haben und zusammen mit seinem Kind in die Türkei fliegen. Die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer dauern 18 Stunden, der Flugverkehr ist sogar für mehr als 20 Stunden lahmgelegt, europaweite Auswirkungen folgen.

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Keine Entschuldigung bei Ex-Frau

Im Prozessverlauf gesteht Salman E. weitestgehend die Tat und entschuldigt sich bei der Polizei und den betroffenen Passagieren. Auch habe er niemals vorgehabt, seiner Tochter etwas anzutun. Er erhebt aber auch Vorwürfe gegen die deutschen Behörden und vor allem gegen das Familiengericht, weil seine Ex-Frau das Sorgerecht bekommen habe. Die Anwältin der Mutter und der Tochter wirft dem 35-Jährigen indes vor, dass Salman E. keine Einsicht gezeigt habe und sein Handeln für richtig halte. Auch habe er sich nicht bei seiner Ex-Frau entschuldigt. (mit dpa)