Fleisch wird immer teurerKostet ein Döner bald über zehn Euro?

Der 49-Jährige wollte sich von dem Geld vermutlich einen Döner kaufen. (Symbolbild)
Ein Döner könnte bald mehr als zehn Euro kosten.
Jens Kalaene/dpa

Die Preise für Kalb- und Rindfleisch schießen in die Höhe!
Das könnte sich bald auch in der Döner-Bude bemerkbar machen. Erste Gastronomen haben den Kalbsdöner komplett von der Speisekarte gestrichen. „Zu teuer”, sagt ein Ladenbesitzer aus München. „Da müsste ich an die zehn Euro verlangen, das zahlt keiner.” Bei ihm gibt es nur noch Pute und Hühnchen. So könnte es bald in vielen Imbissen aussehen.

Dönerpreise könnten weiter steigen

Die Dönerhersteller sind alarmiert: „Experten prognostizieren, dass der Endpreis für Döner – als repräsentatives Produkt der Fleischverarbeitung – in naher Zukunft kurzfristig die 10-Euro-Grenze erreichen und mittelfristig sogar überschreiten wird”, sagt Erdogan Koc, Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten im baden-württembergischen Remchingen.

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Es ist das knappe Angebot an Rindfleisch, das sich in der Fast-Food-Branche bemerkbar macht. Sowohl Döner als auch Hamburger sind in den vergangenen drei Jahren sehr viel teurer geworden, weil die Nachfrage nach Schlachttieren höher ist als das Angebot. Ursache der Preiserhöhungen in der Gastronomie ist aber nicht nur das Rindfleisch, da Energie und andere Rohstoffe ebenfalls teurer geworden sind. Doch macht Fleisch einen nicht unerheblichen Teil der Kosten aus.

Sonst dreht sich darauf das Fleisch, in diesem Fall wurde ein Dönerspieß als Einbruchswerkzeug verwendet. (Symbolbild)
Einige Döner-Buden bieten schon gar keinen Kalbsdöner mehr an.
Christoph Schmidt/dpa

Höfesterben macht den Döner teuer

Wer in diesen Tagen Döner oder Hamburger bestellt, bekommt den Strukturwandel in der Landwirtschaft am eigenen Geldbeutel zu spüren. Im Jahr 2014 gab es nach Daten des Statistischen Bundesamts noch 12,7 Millionen Rinder in Deutschland, 2024 waren es noch 10,5 Millionen, ein Minus von gut 17 Prozent. Derzeit ist das Angebot an Schlachttieren knapp.

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Nach Daten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sind die Erzeugerpreise alleine in diesem Jahr bei Kuh- und Jungbullenfleisch jeweils um etwa 15 bis 20 Prozent gestiegen. Trotzdem geben viele Landwirte ihre Betriebe mit Rinderhaltung auf. „Das ist die schwierige wirtschaftliche Situation”, sagt Hortmann-Scholten. Derzeit sind die Preise hoch, doch der Agrarmarkt leidet seit jeher unter heftigen Preisschwankungen. Viele Landwirte wollten das nicht mehr mitmachen, sagt der Fachmann. „Die Tierschutzproblematik tut ihr Übriges.” Der Arbeitskräftemangel spielt ebenfalls eine Rolle. „In Ostdeutschland hören manche Betriebe auf, weil sie keine Arbeitskräfte mehr finden. Dann werden ganze Rinderherden abgestoßen.”

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Bauern leiden unter strengen Regeln für Tierhaltung

Die Bürokratie ist auch in der Landwirtschaft ein Quell steten Ärgers: „Jedes Rind braucht zwei identische Ohrmarken”, sagt Hortmann-Scholten. „Wenn ein junges Rind mit einem Ohr im Zaun hängen bleibt und eine Ohrmarke verliert, müssen Sie die nachbestellen. Fällt eine fehlende Ohrmarke bei einer Überprüfung durch ein Landwirtschaftsamt auf, ist das ein Cross Compliance Verstoß und kann zu einer Kürzung der Prämien führen.”

Der Verband der Dönerproduzenten macht die Klimaschutzpolitik verantwortlich: Die EU-Politik zur Reduzierung der CO₂-Emissionen habe in den vergangenen Jahren nicht nur in Deutschland zu weitreichenden Veränderungen in der Tierhaltung geführt, sondern auch in wichtigen Fleischproduktionsländern wie den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Polen. „Die dadurch bedingte Verknappung des Angebots führt in Kombination mit einer konstant hohen Nachfrage zu einem stetigen Preisdruck im Fleischsektor”, sagt Sprecher Koc.

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Viele Landwirte sagen seit langem, sie seien weder Tierwohl- noch Klimaschutzgegner. Doch waren die Erzeugerpreise sowohl für Milch als auch für Fleisch jahrelang so niedrig, dass etlichen Betrieben das nötige Geld für den Bau tierfreundlicher Ställe und anderer Verbesserungen fehlte. So wird nun abermals deutlich, dass weder Klimaschutz noch Tierwohl zum Nulltarif zu haben sind. (jgr, mit dpa)