Auch sie sind Opfer der Brände in Los Angeles

Vater (67) im Rollstuhl stirbt, als er seinen behinderten Sohn retten will

Tochter Hajime White erinnert mit einem Foto auf Facebook an die Heldentat ihres verstorbenen Vaters Anthony Mitchell.
Tochter Hajime White erinnert mit einem Foto auf Facebook an die Heldentat ihres verstorbenen Vaters Anthony Mitchell.
Facebook/ Hajime White

Retter finden die Leiche des Vaters neben der seines Sohnes.
Der 67-jährige Anthony Mitchell spricht gerade mit seiner Tochter am Telefon, als das Feuer sein Haus in Kalifornien erreicht. Sein einziger Gedanke: Seinen behinderten Sohn Justin retten - egal, was passiert! Dabei sitzt der Rentner selbst im Rollstuhl.

Tochter erinnert sich an das letzte Telefonat

Am Mittwochabend (8. Januar) erhält Hajime White einen Anruf von ihrem Vater Anthony, berichtet die Daily Mail. Er und ihr Halbbruder Justin sind gerade zuhause, in Altadena - ganz in der Nähe der verheerenden Waldbrände. Er erzählt ihr, dass ihr Haus evakuiert werden muss - doch dazu wird es nicht mehr kommen. Plötzlich sagt Mitchell: „Ich muss gehen! Das Feuer ist im Hof“, erinnert sich White. Es ist das letzte Mal, dass sie die Stimme ihres Vaters hört.

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„Er wollte seinen Sohn nicht zurücklassen, egal was passiert”, sagt White. Ihr Vater hätte auf einen Krankenwagen für seinen Sohn Justin gewartet, der Anfang 20 ist und an einer zerebralen Lähmung gelitten haben soll. Anthony Mitchell selbst sitzt seit einer Amputation im Rollstuhl. Mit aller Kraft soll er versucht haben, sich und seinen Sohn zu retten - doch „sie haben es nicht geschafft“, sagt Tochter Hajime. Sie beschreibt Mitchell als liebevollen Familienvater, der sich seinen vier Kindern, elf Enkeln und zehn Urenkeln widmete. Dass er und ihr Halbbruder nun nicht mehr da sind, sei unglaublich schwer für sie: „Es ist, als ob eine Tonne Ziegelsteine auf mich gefallen wäre”, sagt White. Doch nicht nur Mitchell und sein Sohn sterben bei den Waldbränden.

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Feuer fordert noch mehr Opfer

Der 66-jährige Victor Shaw wird von seiner Schwester Shari Shaw angefleht, mit ihr das Haus zu verlassen. Doch er möchte sich ausruhen, weil er unter Diabetes und einer Nierenerkrankung leidet. Währenddessen kommt das Feuer aber immer näher. Shari Shaw rennt zurück ins Haus, ruft seinen Namen, aber ihr Bruder antwortet nicht. „Ich musste raus, weil die Glut so groß war und wie ein Feuersturm umherflog”, berichtet sie. „Ich musste mich retten.” Als sie sich umdreht, geht das Haus in Flammen auf. Ein Freund der Familie findet die verkohlten Überreste des 66-Jährigen später am Straßenrand. „Es sah so aus, als habe er versucht, das Haus zu retten, das seine Eltern fast 55 Jahre lang bewohnt hatten“, sagt er.

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Dalyce Kelley vermisst ihre Großmutter und bittet auf Facebook, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
Dalyce Kelley vermisst ihre Großmutter und bittet auf Facebook, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
Facebook/ Dalyce Kelley

Auch das Haus ihrer Großmutter sei niedergebrannt, berichtet Anwohnerin Dalyce Kelley. Auf Facebook sucht sie öffentlich nach ihrer Oma, denn niemand aus der Familie könne sie finden. Ob Kelleys Großmutter eine der Toten ist, steht noch nicht fest. Insgesamt zehn Todesfälle untersucht der Gerichtsmediziner von Los Angeles zurzeit, gibt er am späten Donnerstagabend bekannt. Wegen der schweren Verbrennungen könnten aber noch nicht alle Brandopfer identifiziert werden. Los Angeles County Sheriff Robert Luna schätzt: „Leider glaube ich, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen wird.” Die Ermittler arbeiten jetzt mit DNA und Zahnunterlagen, um die Opfer zu identifizieren und durchkämmen weiterhin die Asche. (ise)