Eine Frau, die sich weigert, Opfer zu bleibenFeigheit vor Verantwortung – Gisèle Pelicot rechnet mit Tätern ab

Zum letzten Mal spricht Gisèle Pelicot im Verfahren um zigfache Vergewaltigungen in Südfrankreich.
Zum letzten Mal spricht Gisèle Pelicot im Verfahren um zigfache Vergewaltigungen in Avignon.
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„Das ist der Prozess der Feigheit!“
Gisèle Pelicot erhebt im Vergewaltigungsprozess in Südfrankreich ein letztes Mal ihre Stimme vor Gericht. Die tapfere Kämpferin, die jahrelang unter Drogen gesetzt und von ihrem Mann als auch von zig Fremden missbraucht worden ist, kritisiert die Aussagen der Angeklagten. Es sei feige, dass sie behaupten, wie ferngesteuert gehandelt oder unter Drogen gesetzt worden zu sein. Viele Dinge seien inakzeptabel!

Gisèle Pelicot: „Wir banalisieren Vergewaltigungen”

„Es ist für mich sehr schwierig, wenn gesagt wird, dass es praktisch eine Banalität ist, Madame Pelicot vergewaltigt zu haben”, erklärt Gisèle Pelicot vor Gericht. Sie fordert die Gesellschaft auf, ihre patriarchale Struktur zu erkennen und Vergewaltigungen nicht zu trivialisieren.

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Im Prozess um Gisèle Pelicot enthüllt die Aussage eines Angeklagten schockierende Details.
Der Fall Pelicot stößt weltweit auf große Aufmerksamkeit.
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51 Männer stehen vor Gericht. Gisèle Pelicots Ex-Mann ist der Hauptangeklagte. Dominique Pelicot soll fast ein Jahrzehnt lang mit Medikamenten betäubt und missbraucht haben. Er soll sie sogar bewusstlos an fremde Männer ausgeliefert haben. Den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Gisèle Pelicot selbst geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein.

Enkelkinder sollen stolz auf Oma Gisèle Pelicot sein

Gisèle Pelicot, die am Dienstag fast eine Stunde lang spricht, zeigt eine beeindruckende Stärke. Sie behält ihren Namen bei, obwohl ihre Kinder ihn geändert haben. „Ich möchte, dass sich meine Enkelkinder nicht schämen. Heute werden wir uns an Gisèle Pelicot erinnern, es wird keine Schande mehr sein, diesen Namen zu tragen“, erklärt Gisèle Pelicot.

Sie betont, dass alle Angeklagten schuldig sind. „Wenn sie weitergemacht hätten, hätten sie meinen Tod auf ihrem Gewissen haben können. Sie hätten jederzeit aufhören können. Sie kamen wirklich, um ihr sexuelles Bedürfnis zu befriedigen“, prangert die 70-Jährige wütend an.

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Trotz der schrecklichen Erfahrungen, die sie durchgemacht hat, bleibt Gisèle Pelicot standhaft. Sie kämpft für Gerechtigkeit und für ihre Würde. Am Mittwoch beginnen die Plädoyers der Nebenklage. Die Urteilsverkündung soll Mitte Dezember sein. (gsc)

Solltet auch ihr unter sexueller Gewalt leiden, findet ihr Hilfe unter der kostenlosen Hotline 08000 – 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de.