Fehldiagnose stellt Mikas Leben auf den KopfArzt schickt Kind zum Psychologen – dabei hat es einen Hirntumor!

Ob Mika (15) je ein normales Leben führen wird?
Das ist aktuell die wohl größte Sorge seiner Eltern. Denn der Junge lebt lange mit einem Hirntumor, der von den Ärzten zunächst unentdeckt blieb. Stattdessen sagte man der Familie, dass ihr Kind psychisch krank sei. Ab da beginnt der jahrelange Kampf.
Psychologische Diagnose trotz körperlicher Schmerzen – Familie kämpft für ihren Sohn
Seit sechs Jahren kämpft Familie Höltig für ihren Sohn. Im August 2019 wird das Leben der Familie aus Geesthacht in der Nähe von Hamburg auf den Kopf gestellt, als Sohn Mika beginnt, über Schmerzen zu klagen. Der damals Neunjährige sagt, er habe Verkrampfungen in seiner rechten Hand und seinem rechten Arm. „Er sagte uns, dass es sich anfühlt, als ob Stromschläge bekommt”, erzählt Mutter Stephanie im RTL-Interview.
Besonders heftig: Aufgrund seiner Schmerzen und Beeinträchtigung entscheidet sich das Kind dazu, fortan nur noch mit seiner linken Hand zu schreiben.
Auch sein rechtes Bein beginnt irgendwann zu schmerzen und bereitet Mika zunehmend Sorge. Stephanie Höltig (45) erzählt: „Zunächst gingen wir mit ihm zu unserer Kinderärztin, die uns daraufhin in ein Krankenhaus überwies. Eine Sehnenscheidenentzündung stand im Raum. Nach drei Tagen im Krankenhaus wurden wir mit der Indikation ,Psychologische Betreuung und Ergotherapie’ entlassen, mein Sohn habe ausgeprägte Ticks. Aber ich wusste, dass Mika keine psychologischen Probleme hatte. Ich bin selbst Erzieherin und mein Sohn litt körperlich!”
Trotzdem hören die Eltern auf die Ärzte, suchen einen Kinderpsychologen auf und machen eine Ergotherapie. „Die Ergotherapeutin stimmte zu und meinte auch, dass irgendetwas nicht stimmt, dass es wirkt, als hätte Mika einen Schlaganfall oder so gehabt.”
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Mikas Krankheitssymptome werden immer schlimmer: „Er nahm immer mehr an Gewicht zu, sein Kopf wurde kugelrund, seine rechte Körperhälfte konnte er immer schlechter bewegen, und auch sein Gedächtnis ließ immer mehr nach. Später fing er an, Dinge zu vergessen, und auch sein Wesen veränderte sich”, so seine Mutter.
Zu dem Zeitpunkt geht es dem Kind sowohl seelisch als auch körperlich sehr schlecht. Und: Zu den seelischen Symptomen kommen immer wieder stärkere Schmerzen dazu, sodass Mika seine geliebten Hobbys, wie Kickboxen oder Schwimmen, gänzlich aufgeben muss.
Was ist nur los mit ihm?
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Mika hat in Wirklichkeit einen golfballgroßen Tumor im Gehirn
Seine Mutter erzählt: „Wir versuchten, Hilfe bei anderen Ärzten zu finden, aber die Wartezeiten waren lang. Kurz vor Weihnachten entdeckte man dann endlich den Grund für all das Leid: Mika hatte einen golfballgroßen Tumor mitten in seinem Gehirn, direkt am Thalamus.”
Auch wenn der Tumor in einer schweren Operation entfernt werden kann – „der Schaden, den er angerichtet hatte, war bereits zu groß”.
Denn: „Heute ist unser Sohn 15 Jahre alt, und die Folgen des Tumors begleiten ihn und uns jeden Tag. Sein Kurzzeitgedächtnis ist stark eingeschränkt. Damals hatte er eine Gymnasialempfehlung, wollte immer studieren – heute geht er mit einem Schulbegleiter zur Schule.” Welchen Schulabschluss er nun mit seinem eingeschränkten Kurzzeitgedächtnis machen kann, sei ungewiss. Auch die Frage, welcher Beruf später überhaupt einmal für ihn infrage kommt, treibt die Familie um.
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Spenden via GoFundMe sollen Mikas Zukunft absichern – und bei Gerechtigkeit unterstützen
Und weil sie enorme Kosten in puncto Anwälten, neuen Gutachten, Gerichtskosten und Co. abdecken müssen, denn: „Wir haben uns entschieden, gegen das Krankenhaus vorzugehen. Wir kämpfen um Gerechtigkeit für unseren Sohn, denn wir wissen, dass all das hätte vermieden werden können, wenn er im Krankenhaus gründlicher untersucht worden wäre und körperliche Sachen – zum Beispiel via MRT – ausgeschlossen worden wären. Dann hätte man den Tumor vielleicht früher erkannt und die OP früher durchführen können. Vielleicht würde es ihm dann heute besser gehen.”
Stephanie Höltig erklärt zudem: „Wir haben die Bestätigung, dass ein Behandlungsfehler vorliegt. Die Kommission der Ärztekammer hält Schadensansprüche für gerechtfertigt, dies wurde durch einen Gutachter bestätigt, doch die Verantwortlichen weigern sich, ohne Gerichtsverhandlung eine Entschädigung zu gewähren. Eine von uns angeregte Mediation wurde leider abgelehnt, weswegen wir nun einen steinigen Weg vor Gericht vor uns haben. Jeder Beitrag, sei er noch so klein, ist daher von unschätzbarem Wert.”
Der Familie falle es nicht leicht, um Hilfe zu bitten. Doch die Last sei einfach zu groß.
„Es wird nie wieder so wie früher” – trotzdem gibt Mikas Mutter nicht auf
Heute ist Mika 15 Jahre alt. Nach der Operation ist der Teenager 380 Tage (!) in Therapie, um seine rechte Körperhälfte zu trainieren und sein Gedächtnis zu fördern. Motorisch hat er enorme Fortschritte gemacht, aber es wird laut Ärzten nie wieder so wie früher”, so Höltig. Mika müsse viel Zeit investieren, um neue Dinge zu lernen, damit sie in sein Langzeitgedächtnis übergehen. Doch das klappe trotz enormen Lernaufwand nicht immer.
Für die Zukunft wünscht sich die Mutter, dass sie den Prozess gewinnen. „Ich möchte nicht aufgeben und will Gerechtigkeit, damit ich sagen kann: ,Ich habe alles gegeben für meinen Sohn.’ Trotzdem weiß ich, dass man mein Kind nicht mehr gesund machen kann. Gerade deswegen hätte ich mir immer eine Entschuldigung gewünscht.”
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