Versagte das Sicherheitskonzept?

Experte sicher! Tödlicher Anschlag in Magdeburg hätte verhindert werden können

Ein schrecklicher Anschlag erschüttert Deutschland!
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg rast am 20. Dezember ein Auto in die Menge – fünf Menschen sterben, 200 werden verletzt. Die gemütliche Glühweinstimmung verwandelt sich in einen Albtraum. Der mutmaßliche Täter: Taleb A., ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien, wohnhaft in Bernburg. Doch hätte dieser tragische Anschlag verhindert werden können? Ein Experte für Zufahrtsschutz sagt Ja.

Alle aktuellen Infos und News zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt bekommt ihr in unserem Live-Ticker!

Christian Schneider zeigt Mängel beim Sicherheitskonzept auf

Stern.de berichtet über die erschütternden Details und die Sicherheitslücken, die zu diesem tragischen Vorfall geführt haben könnten. Der Sachverständige Christian Schneider ist durch das „Register of Security Engineers and Specialists“ (RSES) zertifiziert und spricht Klartext: „Ich habe momentan einfach nur Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen, weil diese Tat nicht hätte passieren müssen.“

Das RSES ist eine internationale Organisation, die qualifizierte Fachleute zertifiziert, die Expertise in der Planung und Durchführung von Maßnahmen zur technischen Gefahrenabwehr vorweisen können.

Der Sicherheitsexperte erklärt, dass es in Magdeburg keinen adäquaten Zufahrtschutz gab. „Mit einem ordentlichen Zufahrtsschutzkonzept, einer ordentlichen Durchführung und einer ordentlichen Abnahme selbstverständlich, wäre diese Tat nicht möglich gewesen.“ Das ganze stern-Interview gibt es hier zum Nachlesen.

Mutmaßlicher Täter Taleb A. erzeugte einen sogenannten „Canyon-Effekt“

Der Sicherheitsexperte bringt Licht ins Dunkel und erklärt, warum der Anschlag so verheerend war. Der mutmaßliche Täter wählte eine Route, die ihn direkt in die Menschenmenge führte und den sogenannten „Canyon-Effekt“ erzeugte. „Die Opfer hatten keine Chance. Bei einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Km/h bewegt sich das Auto mit 14 bis 17 Metern pro Sekunde. Bis sie realisiert haben, was gerade passiert, sind drei Sekunden vergangen und das Fahrzeug ist bereits 45 Meter durch die Menschenmasse gefahren“, so Christian Schneider.

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Eine normativ geregelte Leistung, also ein zertifizierter Zufahrtsschutz, hätte verhindert, dass das Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt gelangt. Der Experte widerspricht auch der Annahme, dass der mutmaßliche Attentäter durch eine für Rettungskräfte freigehaltene Einfahrt gefahren sei: „Es ist nicht so, dass eine Zufahrt dauerhaft und nicht veränderbar offen bleiben muss. Das ist einfach falsch.“

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Warum konnten Betonblöcke an der Einfahrt den mutmaßlichen Täter nicht aufhalten?

An der Einfahrt des Magdeburger Weihnachtsmarktes sollen Betonblöcke gestanden haben, so Zeugenaussagen. Schneider betont jedoch: „Ein Auto kann einen normalen Betonblock leicht wegschieben.“

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Der Experte weist darauf hin, dass man sich einfach an die gültigen Regeln der Norm ISO 22343-2 hätte halten müssen. „In Magdeburg wären dann permanente oder mobile Barrieren mit einem maximalen Abstand von 1,2 Metern aufgestellt worden, welche für die berechnete Anprallenergie zertifiziert sind.“

Wie sicher sind Deutschlands Weihnachtsmärkte seit dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016?

Der verheerende Anschlag in Magdeburg ruft schmerzliche Erinnerungen an das Terrorattentat auf den Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016 wach, bei dem 13 Menschen ihr Leben verloren. Die Parallelen zwischen beiden Vorfällen sind beängstigend und werfen ein grelles Licht auf die anhaltenden Sicherheitsmängel bei öffentlichen Veranstaltungen.

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In der Folge des Magdeburger Anschlags haben viele Städte und Bundesländer die Sicherheitsmaßnahmen auf ihren Weihnachtsmärkten verstärkt. Die Polizeigewerkschaft fordert grundsätzlich mehr Schutz bei Veranstaltungen. Doch warum musste erst ein weiterer Anschlag mit mehreren Toten geschehen, bevor diese Forderungen laut wurden? Die Sicherheitskonzepte hätten bereits nach dem Berliner Anschlag im Hinblick auf Fahrzeugsperren überprüft und verbessert werden müssen. Es ist tragisch, dass erst jetzt diese Notwendigkeit wieder in den Fokus rückt. (gsc)