Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz
Mit Ü50 auf dem Abstellgleis?

Sorry, zu alt...!
Das wird zwar niemand in einem Bewerbungsprozess sagen, trotzdem hat etwa ein Drittel der über 50-Jährigen schon Benachteiligungen bei der Jobsuche erlebt. Und auch in festen Teams kommt es immer wieder zu Diskriminierungen. Wie das aussieht – und was man dagegen tun kann.
Jeder Vierte hat zu kämpfen
Bei der Beförderung übergangen, nur Absagen auf Bewerbungen, Mobbing im Team: Altersdiskriminierung in der Arbeitswelt hat viele Gesichter. Insgesamt hat in Deutschland schon mehr als jeder Vierte (28 Prozent) Diskriminierung aufgrund des Alters im Job erlebt. Bei den 50- bis 67-Jährigen – also denjenigen, die meistens noch im Arbeitsleben stehen – sind es sogar 34 Prozent. Das geht aus einer Umfrage hervor, die Appinio im Auftrag des Jobs-Netzwerks Xing durchgeführt hat.
Führungskraft diskriminiert Mitarbeiter
In mehr als der Hälfte der Fälle geht die Diskriminierung am Arbeitsplatz von Führungskräften aus. Bei etwa einem Drittel der Fälle waren die Übeltäter Kollegen, die auf der gleichen Karrierestufe stehen. Wie die Diskriminierung aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. In der Umfrage wurde zwischen struktureller und emotionaler Diskriminierung unterschieden. Mehr als die Hälfte der Betroffenen gab an, beide Formen bereits erlebt zu haben.
Strukturelle Diskriminierung sind beispielsweise altersbegrenzende Regeln, Vorschriften oder Kriterien. Bei 42 Prozent hat sich das durch Aufgaben, die unter ihrem Können liegen, gezeigt. Jeder Dritte bekam keine Angebote für Weiterbildungen und jeder Vierte wurde bei Beförderungen benachteiligt. Emotionale Diskriminierung zeigt sich in sozialer Ausgrenzung oder Beleidigungen. Über 18 Prozent gaben an, am Arbeitsplatz aufgrund ihres Alters beschimpft worden zu sein. Diese Art der Diskriminierung kann also auch in Mobbing übergehen.
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Das könnt ihr bei Mobbing tun
In der Umfrage gaben mehr als die Hälfte – nämlich 54 Prozent an – nichts wegen der Diskriminierung unternommen zu haben. Nur 20 Prozent haben sich an ihren Arbeitgeber gewandt. Die Gewerkschaft Verdi gibt aber den Tipp so früh wie möglich aktiv zu werden, wenn sich Probleme am Arbeitsplatz zu Mobbing entwickeln. Man könne sich zum Beispiel an Kollegen, den Vorgesetzten oder den Betriebsrat wenden. Wenn ihr in eurem Betrieb keinen Ansprechpartner findet, dem ihr vertraut, könnt ihr euch auch an eine Selbsthilfegruppe oder eine Mobbingberatungsstelle wenden, rät die Gewerkschaft. Am besten schreibt ihr auch ein Mobbing-Tagebuch, indem ihr die Situationen festhaltet und wie sie sich auf euch auswirken, heißt es weiter.
Ü50er bereichern die Arbeitswelt
In Zeiten des Fachkräftemangels sei die ältere Generation für Arbeitgeber besonders wichtig, sagt Thomas Kindler, Managing Director von Xing, „denn generationenübergreifende Teams sind ein echter Gewinn für jede Unternehmenskultur“. Schlussendlich kann das gesamte Team von den Erfahrungen älterer Kolleginnen und Kollegen profitieren. Damit das gut funktioniert, müssen Arbeitgeber Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitern abbauen, sagt Kindler. (iga)