Nach 22 Jahren in der HölleOpfer des „brasilianischen Fritzl” bricht sein Schweigen

Angst beherrscht ihr Leben!
Vor ihren Fenstern und an den Türen sind Gitter, im Haus ihres Stiefvaters wird jeder ihrer Schritte von Kameras überwacht. Jahrzehnte lang wird eine junge Frau (29) aus Brasilien von dem 51-Jährigen als Sexsklavin gehalten. Nach ihrer Flucht spricht sie nun erstmals über die Hölle, der sie 22 Jahre lang ausgesetzt war.
„Es gibt keine Trennung”
Das erste Mal habe ihr Stiefvater sie missbraucht, als sie gerade einmal sieben Jahre alt gewesen sei, erklärt die junge Brasilianerin während ihrer Aussage bei der Polizei. In einem Interview spricht sie jetzt erstmals öffentlich über ihre Gefangenschaft. Zu ihrem Schutz trägt sie dabei eine dunkle Kapuze, ihr Gesicht ist nicht zu erkennen.
„Er bedrohte mich”, sagt sie. „Es gibt keine Trennung zwischen uns beiden“, das seien die Worte gewesen, mit denen der 51-Jährige sie immer wieder eingeschüchtert habe.
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Neben dem sexuellen Missbrauch leidet die 29-Jährige unter der psychischen Gewalt ihres Stiefvaters. „Ich wusste, dass er ein aggressiver Mensch war“, erklärt sie. „Ich hatte große Angst und habe sie immer noch.“ Die Angst sei geblieben, auch wenn der 51-Jährige inzwischen von der Polizei festgenommen wurde.
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Tochter ihres Peinigers hilft bei der Flucht
Trotzdem wagt die 29-Jährige vor einer Woche die Flucht aus ihrer Hölle – mit Erfolg. „Ich hielt es nicht mehr aus”, erklärt die Brasilianerin. In ihrer Not habe sie sich der leiblichen Tochter ihres Stiefvaters anvertraut. „Sie hat etwas unternommen. Wenn sie das nicht getan hätte, wäre ich weiterhin in dieser Situation geblieben, weil ich nicht den Mut dazu hatte.“
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Die Frauen hätten gemeinsam einen Plan entwickelt: Am 16. September kann die 29-Jährige das Haus unter dem Vorwand verlassen, dass sie mit ihren drei Kindern in ein Gesundheitszentrum müsse. Doch statt medizinischer Hilfe sei die Frau direkt zur Polizei gegangen. Noch während ihrer Aussage auf dem Revier erleben die Ermittler mit, wie der 51-Jährige sein Opfer mit Nachrichten bombardiert. „Geh nach Hause, sonst bekommst du ein ernsthaftes Problem mit mir”, heißt es unter anderem darin.
„Ich hoffe, dass ich frei sein kann”
Die Polizei kann den 51-Jährigen wenig später zu Hause festnehmen. Was die Ermittler dort finden, ist schockierend. Auf zahlreichen Videos soll der Stiefvater den Missbrauch an der 29-Jährigen festhalten haben. Darauf zu sehen sei laut Polizei auch, dass die Frau nicht nur von ihrem Stiefvater missbraucht worden sei. Ihr Peiniger habe sie auch an Fremde für Sex verkauft.
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Nach der Festnahme des 51-Jährigen befindet sich dieser in Untersuchungshaft. Gegen ihn werde laut Daily Mail unter anderem wegen Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Drohungen und psychische Gewalt ermittelt. Die 29-Jährige und ihre Kinder sind unterdessen an einem sicheren Ort untergebracht. Die 29-Jährige hat für ihre Zukunft vor allem einen Wunsch: „Ich hoffe, dass ich frei sein kann, denn das ist etwas, wovon ich seit meiner Kindheit geträumt habe.” (okr)
Verwendete Quellen: Globo, DailyMail, The US Sun