Sechs junge Menschen stürzten in die TiefeErschreckende Entdeckung! Ist DAS der Grund für den Balkon-Abbruch?

Der Balkon klappt plötzlich nach unten weg!
Am Mittwochabend stürzten in Hamburg sechs junge Menschen aus dem dritten Stock in die Tiefe. Erst knackt es laut, dann bricht unter ihren Füßen der Boden weg. Für RTL schaut sich Statik-Experte Felix Holtermann die Bilder des Unfalls genauer an – und macht eine erschreckende Entdeckung.
Experte: Balkon hätte Bewohner tragen müssen
Wie am seidenen Faden hängt die Betonplatte nach dem tragischen Unfall noch außen am Gebäude. Der Balkon im dritten Stock des 58 Jahre alten Gebäudes klappt unter den sechs jungen Menschen weg. Kurz vor dem Unglück hört einer von ihnen noch zwei laute Knack-Geräusche. Dann fallen der 19-Jährige und seine Freunde in die Tiefe.
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Auch bei einem alten Balkon hätte es nicht so einfach zu diesem Vorfall kommen dürfen, meint Experte Felix Holtermann. Denn standardmäßig müssen Balkone in Deutschland eine Last von mindestens 400 Kilo pro Quadratmeter tragen können. Eine Last, die locker für die sechs jungen Menschen hätte reichen müssen.
Der Experte schaut sich die Abbruchkante des Balkons an. Bei der genauen Betrachtung der Bilder fällt auf: Hier könnten wichtige Bauteile fehlen!
Im Video: Emilian steht auf dem Balkon – als es plötzlich knackt
„Bei Biegung versagt der Beton sehr schnell“
„Die Vermutung besteht, dass wir keine obere Bewehrung finden“, sagt Holtermann. Gemeint sind damit Eisenstäbe, die normalerweise in den Beton des Balkons eingelassen sein müssten. „Die sind für den Balkon maßgeblich, weil er herausragt.“ Doch genau diese wichtigen Teile kann der Statiker auf den Bildern aus Hamburg nicht erkennen. Ob diese Eisenstäbe schon beim Bau des Hauses 1966 zum Standard gehörten, kann der 29-Jährige nicht sagen. „Aber es ist sehr merkwürdig, dass keine Bewehrung zu sehen ist.“
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Die Aufgabe der Eisenstäbe am Balkon ist simpel: Sie sollen verhindern, dass die Betonplatte des Balkons einfach abbrechen kann. „Der Beton ist darauf ausgelegt, dass er hohe Druckkräfte aushalten kann“, erklärt der Experte. „Aber bei Biegung versagt der Beton sehr schnell.“
Bei viel Gewicht kann sich ein hervorstehender Balkon nach vorne biegen. Diese Biegung an der Verbindung zwischen Hauswand und Betonplatte werde normalerweise durch die Eisenstäbe stabilisiert und getragen. „Durch die fehlenden Eisen kann das dazu führen, dass der Balkon genau an diesem Schnittpunkt bricht“, sagt der Statiker. Das könnte auch das Knacken vor dem Unfall in Hamburg erklären.

War die Sanierung das Problem?
Um sicherzustellen, dass ein Balkon auch wirklich die Last trägt, werde laut Holtermann bereits beim Bau ein zweiter Prüfexperte hinzugezogen. Dieser checke die Bewehrungseisen noch, bevor der Beton gelegt werde. Ob das auch beim Bau des Balkons in Hamburg im Jahre 1966 passiert ist, lässt sich nicht nachvollziehen.
Seitdem wurde der Balkon in Hamburg saniert, in den Jahren 2009 und 2017, heißt es von der Hausverwaltung. Könnte neben den fehlenden Eisenstäben auch hier ein Problem liegen? „Darauf ist natürlich zu achten”, sagt der 29-Jährige, „dass die Lasten nicht zu hoch werden im Nachgang.” Durch neue Fliesen oder Geländer könne die Last größer werden, die der Balkon tragen muss. Bei der Sanierung müsse sichergestellt werden, dass auch dieses zusätzliche Gewicht getragen werden könne.
Statiker sollen Balkone nach Unfall prüfen
Nach dem Unfall in Hamburg ermittelt das Landeskriminalamt, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Neben der betroffenen Wohnung wurden auch die darunterliegenden Einheiten vorsorglich evakuiert. Wie die Hausverwaltung mitteilt, sollen nun alle Balkone durch Statiker geprüft werden.