Zehnjährige stirbt bei Unfalldrama in HürthAvins Vater im RTL-Interview: Das Herz meiner Tochter „ist weiterhin am Leben”

Avin ist das Todesopfer des Unfalls in Hürth.
Avin stirbt, nachdem ein Autofahrer offenbar eine rote Ampel missachtet und in ihre Schülergruppe fährt
RTL / privat
von Nele Tröger, Valerio Magno und Lea Haberbosch

Die Schmerzen, die Amir Vala und seine Familie empfinden, sind nicht in Worte zu fassen.
Er ist der Vater des Mädchens, das bei dem schrecklichen Unfall in Hürth (Nordrhein-Westfalen) lebensgefährlich verletzt wird. Am 4. Juni crasht dort ein 20-Jähriger in eine Gruppe Grundschüler und deren Begleiter, als sie eine Straße überqueren wollen. Der Fahrer soll eine rote Ampel überfahren haben. Die Zehnjährige stirbt im Krankenhaus, doch zuvor treffen ihre Eltern die wohl schwerste Entscheidung ihres Lebens.

Avin ist des Todesopfer vom Unfall in Hürth

Acht Tage nach dem Unfall trifft RTL Amir Vala zum Interview im Haus einer Freundin. Bei dem Gespräch ist eine Dolmetscherin dabei und übersetzt die Worte des Vaters aus dem Persischen. Der 45-Jährige wirkt gefasst, muss aber immer wieder Pausen machen, so schwer trifft ihn der unerwartete Verlust seiner Tochter. Der Mann atmet schwer. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Avin nicht mehr am Leben ist”, sagt Amir Vala.

Vater des Unfallopfers von Hürth im RTL-Interview
Avins Vater kämpft beim RTL-Interview immer wieder mit den Tränen
RTL

Lese-Tipp: Auto fährt in Schülergruppe – Mädchen (10) stirbt nach schwerem Unfall

Avin ist an jenem Mittwoch mit zusammen mit den Kindern zweier Schulklassen auf dem Weg zum Sportunterricht. Dafür müssen die Grundschüler die Frechener Straße in Hürth an einer Ampel überqueren. Als das Signal für die Fußgänger auf Grün springt, laufen die Kinder und ihre Begleiter los. Ein BMW erfasst die Gruppe, der 20 Jahre alte Fahrer soll eine rote Ampel missachtet haben. Insgesamt werden bei dem Horror-Crash sieben Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer. Das zehn Jahre alte Mädchen stirbt zwei Tage später im Krankenhaus. Ein Betreuer ist ebenfalls schwer verletzt, er wird auch nach mehr als einer Woche in kritischem Zustand im Krankenhaus behandelt. Vier Kinder sind leicht verletzt, genau wie ein weiterer Betreuer (67).

Vater von totem Mädchen hat keine Empfindungen gegenüber dem Unfallfahrer

Die Ermittlungen gegen den Unfallfahrer wegen fahrlässiger Tötung, sechsfacher fahrlässiger Körperverletzung sowie wegen Straßenverkehrsdelikten. Dass der junge Autofahrer mit Absicht handelte, dafür gebe es weiterhin keine Belege, so die Staatsanwaltschaft Köln.

Lese-Tipp: Auto fährt in Menschengruppe – ein Verletzter noch immer in Lebensgefahr

Knapp eine Woche nach dem schweren Verkehrsunfall mit einer Kindergruppe in Hürth befindet sich ein schwer verletzter Betreuer immer noch in kritischem Zustand (Archivbild).
Gegen den 20-jährigen BMW-Fahrer ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln.
Sascha Thelen/dpa

Avins Vater weiß nicht, wer der Fahrer ist, der seiner Tochter das Leben nimmt. Wie er aussieht, wie genau es zu dem Unfall gekommen ist. „Ich leide gerade unter so einem großen Verlust, dass ich mich überhaupt nicht mit Gedanken an den Fahrer beschäftige”, sagt Amir Vala RTL. Er und seine Frau seien seit dem Tag des Unfalls nicht mehr richtig am Leben. „Wir sind nur noch zwei Personen, die atmen und versuchen, es irgendwie zu überstehen.” Für ihr zweites Kind, einen 16-jährigen Sohn, seien sie gezwungen, stark zu sein.

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Avins Eltern spenden die Organe ihrer Tochter

An der Unfallstelle haben Trauernde Blumen und Kerzen abgelegt
An der Unfallstelle erinnern Kerzen, Blumen und Kuscheltiere an Avin.
RTL

Der 45-Jährige erinnert sich an den Abend, als er mit seiner Frau ins Krankenhaus gerufen wird. Die Ärzte hätten ihnen gesagt, die Chance, dass Avin die Verletzungen überlebt, läge bei einem Prozent. „Das mütterliche Empfinden wusste von Anfang an, dass das nicht der Fall sein wird”, so Amir Vala. Die Familie entscheidet sich dafür, die Organe des Mädchens zu spenden – im Sinne Avins. Sie hätte den Eltern die Kraft für die Entscheidung gegeben. Der Vater schluckt schwer, kämpft mit den Tränen: „Von Anfang an hatten wir das Gefühl, dass Avin diese Intention, diese Rolle in der Welt hatte, zur Welt zu kommen und weiteren Kindern das Leben zu retten.”

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Amir Vala ist stolz auf sein Kind, bezeichnet die Zehnjährige als „Heldin”. Zuvor habe die Familie nie über das Thema Organspende gesprochen, aber das Mädchen habe in ihrem schwer verletzten Zustand den Eltern die Energie für die Entscheidung übermittelt und ihnen das Gefühl gegeben, das Richtige zu tun. „Ich wünsche niemanden, dass ihn so ein Verlust trifft”, meint der zweifache Vater. Doch wenn es passiert, sollten die Angehörigen stark sein, um „um weiteren Menschen nochmal Leben zu schenken”.

Dass einzige, was Amir Vala etwas beruhigt, sei das Wissen, dass das Herz seiner Tochter nach der Organspende im Körper eines sechsjährigen Kindes weiter schlage: „Dass das Herz meiner Tochter weiterhin auf dieser Welt am Leben ist”, so der trauernde Vater.