Aber Rentenkasse verweigert den AnspruchAls Frau früher in Pension: Mann lässt Geschlecht ändern

Alles für die frühere Rente!
Das hat sich ein Mann aus Österreich vermutlich gedacht, als er kurzerhand eine Geschlechtsänderung beantragte, nur damit er früher in Rente gehen kann. Wir haben den kuriosen Fall für euch zusammengefasst.
Frauen mit 60, Männer mit 65
Frauen mit 60, Männer mit 65. Ja, in Österreich können Frauen, die bis 31. Dezember 1963 geboren wurden, eine ganze Zeit lang früher in Rente gehen, als ihre männlichen Kollegen. Ein Zustand, den sich ein Wiener 2023 zunutze machen wollte. Wie? Er ließ sein Geschlecht im sogenannten Personenstandsregister von männlich in weiblich ändern und beantragte unmittelbar die Alterspension für Frauen. Über diesen Fall berichtet unter anderem das österreichische Nachrichtenportal „5 Minuten”.
Doch so einfach, wie er es sich erhofft hatte, ging der Plan des 1962 Geborenen nicht auf. Denn wie es heißt, lehnte die verantwortliche Pensionsversicherungsanstalt (kurz PVA) den Antrag ab. Der Grund: Der Mann habe keine der nötigen Maßnahmen wie eine Hormon- oder Psychotherapie durchgeführt. Dabei stütze sich der Antrag auf Geschlechtsänderung auf eine fachärztliche Stellungnahme, die das Zugehörigkeitsempfinden sowie äußere Anpassungen an das weibliche Geschlecht bestätigen soll.
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Versicherungsanstalt wittert Missbrauch – Klage!
Für die Versicherungsanstalt liegt daher der Verdacht nah, dass er Mann sich gar nicht als Frau fühlt, sondern dass er lediglich das frühere Pensionsalter für Frauen in Anspruch nehmen wollte. Die Behörde spricht von einem Missbrauch der Regelungen.
Mittlerweile wird die Angelegenheit sogar vor Gericht ausgefochten. Dem Bericht zufolge habe der Wiener beim Arbeits- und Sozialgericht gegen die Entscheidung der PVA geklagt und auch Recht bekommen. Das habe die Anstalt jedoch nicht auf sich sitzen lassen wollen und ihrerseits Berufung eingereicht, woraufhin das Oberlandesgericht die Entscheidung wieder aufhob. Auch der Oberste Gerichtshof bestätigte die Aufhebung der Entscheidung und gab den Fall an das Arbeits- und Sozialgericht zurück.
Die PVA müsse nun beweisen, warum die Geschlechtsänderung des Mannes nicht den Tatsachen entspricht. Eine Entscheidung in diesem besonderen Rechtsstreit steht also weiterhin aus.
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Ähnlicher Fall aus der Schweiz bekannt
Der Fall aus Österreich ist nicht der erste seiner Art. Auch in der Schweiz hatte ein Mann 2022 versucht, durch die Geschlechtsänderung im Personenstandsregister ein früheres Renteneinstiegsalter zu bekommen. Anfang 2022 hatte man es Menschen, die sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, vereinfacht, ihr Geschlecht ändern zu lassen - ganz ohne vorherige medizinische Untersuchung. In dieser Änderung sah ein Mann aus Luzern seine Chance, wie verschiedene Medien damals berichteten.
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Durch die Änderung seines Geschlechts von männlich auf weiblich habe er das Renteneinstiegsalter von Frauen (64) für sich beanspruchen wollen. Für Männer geht es erst ab 65 in Rente.
Neues Geschlecht für frühere Rente: Geht das auch in Deutschland?
In Deutschland muss man sich vor einem solchen Missbrauch des Systems nicht fürchten. Männer und Frauen haben hier das gleiche Renteneintrittsalter. Derzeit gibt es lediglich noch einen Unterschied zwischen verschiedenen Jahrgängen. Denn bis 2031 wird das Renteneintrittsalter in Deutschland schrittweise für alle auf 67 angehoben.
Und auch in Österreich und in der Schweiz wird man das System bald nicht mehr auf diese Weise ausnutzen können. Denn in beiden Ländern wird das Renteneintrittsalter für Frauen nach und nach an das von Männern angepasst. (vho)