Was darf eine Mama fühlen und was nicht?Mutter findet ihr Baby hässlich – das sagt eine Expertin zum Schock nach Geburt
Sie hält ihren neugeborenen Sohn im Arm – und kann nur weinen.
Und das nicht vor Glück. Sondern, weil sie ihn hässlich findet. Darf eine Mama so etwas fühlen? Und dann auch noch laut aussprechen?
Schock nach der Geburt: eine hässliche Nase
Jess aus Großbritannien erlebt nach der Geburt ihres Sohnes Jovi einen Gefühlsausbruch, der in den Sozialen Netzwerken für Entsetzen sorgt. In einem Tiktok-Video zeigt sie ihr Baby und gesteht offen: „He is so ugly!” – Er ist so hässlich! Jess sagt, sie habe ihr Neugeborenes minutenlang angestarrt und nur geweint. Der Grund: seine Nase.
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Millionen Menschen sehen das Video, viele werfen der 20-Jährigen vor, grausam und herzlos zu sein. RTL hat nachgefragt: Können deutsche Mütter Jess Reaktion verstehen? „Ich finde es super schwierig, Müttern Gefühle abzusprechen. Das ist was Hormonelles, was Großes, was Ungreifbares”, sagt eine Passantin. Eine andere meint: „Jede Mutter findet ihr Baby natürlich am schönsten. Deswegen kann ich das nicht verstehen. Ehrlich nicht.”
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Wenn der Babyblues zuschlägt
Was viele vergessen: Solche Gefühle sind gar nicht ungewöhnlich. Psychologin Janina Hagemann erklärt im Gespräch mit RTL: „Es ist ganz normal, dass wir nach der Geburt eine Vielzahl von Emotionen erleben – auch starke negative.” Sie spricht vom sogenannten Babyblues, den zwei Drittel aller Mütter durchleben. „Da kommt es nach der Entbindung zu einem extremen Abfall der Hormone. Und das bedeutet eben meistens für die Frau Symptome wie Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Überforderung. Das verschwindet aber in aller Regel im Allgemeinen wieder.”

Janina Hagemann betont: „Man braucht nicht vorwürflich sich selbst gegenüber zu sein, denn alles, was man in dieser Zeit erst mal fühlt, ist okay.“ Auch Babys selbst verändern sich nach der Geburt oft noch stark: „Je nachdem, wie die Geburt verlaufen ist, sehen Kinder – wie auch die Mütter – oft gezeichnet aus. Das entwickelt sich im Verlauf noch zum Positiven.“
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Vom Schock zur Liebe – in nur wenigen Stunden
Auch Jess rudert mittlerweile zurück: „Ich habe ihn buchstäblich angestarrt und geweint, weil ich ihn so hässlich fand, während ich nach der Geburt unter Schock stand.“ Nur wenige Stunden später habe sie ihren Sohn dann schon ganz anders gesehen. Heute zeigt die 20-Jährige auf Tiktok liebevolle Familienvideos – vom Schock ist keine Spur mehr. Nur ein einzelner Clip bleibt zurück – und rüttelt an einem Tabu, das endlich ausgesprochen wird: Dass auch Mütter nicht perfekt fühlen müssen.