Auch viele prominente Frauen sind betroffenAngst, Hilflosigkeit, Trauer: Woher kommt eine Wochenbettdepression und was hilft?

Mother embracing her baby girl while sleeping,lifestyle concept.Tired concerned mother rocking sleeping baby in kitchen.Portrait of young woman and cute little baby in home interior.Motherhood concept
Müde, abgeschlagen und etwas überfordert mit der neuen Situation - Wochenbettdepression sind bei Müttern nicht selten.
Jelena Stanojkovic/istock

Wenn statt purer Freude über den Familienzuwachs da einfach nur ein schwarzes Loch ist.
Ein Gefühl, das all jene Frauen kennen, die nach der Geburt ihres Babys in eine Wochenbettdepression verfallen. Was ist der Auslöser und wie können (werdende) Mütter diesen Emotionen vorbeugen? Wir klären auf.

Wochenbettdepressionen oder Baby Blues - was ist der Unterschied?

Dass Mütter in den ersten Wochen nach der Geburt manchmal traurig und antriebslos sind, kommt regelmäßig vor, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Mindestens die Hälfte aller Frauen im Wochenbett soll vom so genannten Babyblues betroffen sein, die deutsche Depressionshilfe (DDP) spricht sogar von 80 Prozent. Manche Mütter fühlen sich verängstigt und erschöpft, haben starke Stimmungsschwankungen. Auch Let’s Dance-Star Renata Lusin, die vor wenigen Wochen ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat, gesteht jetzt, dass die Zeit im Wochenbett eine harte Erfahrung für sie gewesen sei.

Doch ab wann spricht man wirklich von einer Wochenbettdepression? „Ein Babyblues klingt nach kurzer Zeit ohne Behandlung wieder ab“, schreibt die DDP auf seiner Webseite. Wenn die depressive Stimmung über einen längeren Zeitraum anhalte, könne sich eine ernstzunehmende Erkrankung entwickeln: die postpartale Depression. Von der seien aber deutlich weniger Mütter betroffen, nämlich zwischen zehn und 15 Prozent.

Im Video: Wann können Betroffene von Schwangerschaftsdepressionen tun?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Symptome: Wie äußert sich eine Wochenbettdepression?

Die Symptome der Wochenbettdepression können ganz unterschiedlich sein und äußern sich physisch als auch psychisch. Bei diesen Symptomen sollten Mütter laut DDP aufhorchen:

  • ausgeprägte emotionale Labilität

  • Unfähigkeit, positive Gefühle für das eigene Kind zu entwickeln bis hin zur Gefühllosigkeit

  • übermäßige Angst und Sorge um das Wohlergehen des Kindes

  • ausgeprägte Gedanken und Zweifel an den eigenen Fähigkeiten als Mutter

  • Versagensängste

  • Zwangsgedanken

  • Stillprobleme

Halten mindestens fünf dieser Symptome über Wochen hinweg an, sollten Betroffene sich Hilfe holen.

Ursachen für eine postpartale Depression

Ein Grund dafür, warum sich Frauen nach der Geburt niedergeschlagen und traurig fühlen, ja gar eine Wochenbettdepression entwickeln, ist die hormonelle Umstellung. Nach der Geburt sinkt der Hormonspiegel schlagartig – gleichzeitig beginnt der Körper, vermehrt das Hormon Prolaktin auszustoßen, das für die Milchproduktion zuständig ist. Starke Stimmungsschwankungen sind dabei keine Seltenheit.

Lese-Tipp: Sophia Thorer (34) nach Geburt ihres Babys: „Mir ging es noch nie so schlecht in meinem Leben“

Aber auch vorausgegangene Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen wie ein Notkaiserschnitt können eine Ursache dafür sein, dass die Mutter nach der Geburt in eine Depression verfällt.

Nicht zuletzt kann auch eine genetische Veranlagung eine Wochenbettdepression begünstigen. Eine „unbefriedigende oder fehlende Partnerschaft“ oder die „Veränderung des Selbst- und Körperbildes“ würden laut DDP dann als Trigger ausreichen, um bei den Betroffenen eine depressive Verstimmung auszulösen.

Im Video: Renata Lusin spricht über ihre Wochenbettdepression

Wochenbettdepression behandeln: Was kann ich tun?

„Postpartale Depressionen können unbehandelt schwere Langzeitfolgen sowohl für die Mutter als auch für das Kind und die ganze Familie haben“, warnt die DDP. Die Mutter-Kind-Beziehung könne nachhaltig gestört werden, das Kind könne sich womöglich emotional und kognitiv nicht richtig entwickeln. Was hilft? Sich anderen anvertrauen und Hilfe bei Profis suchen.

Lese-Tipp: Babyfrust: Wenn der Alltag mit Baby nervt

Sei dieser Schritt getan, sei die Depression gut behandelbar. Was helfen kann?

  • Medikamente, die die Mutter dabei unterstützen, Energie für den Alltag zu finden

  • Psychotherapie, die die Beziehung zwischen Mutter und Kind, aber auch zum Partner verbessert

  • Mütter- und Selbsthilfegruppen, in denen Konflikte besprochen werden und in deren Rahmen eine betroffene Mutter sich mit anderen austauschen kann

  • Bei schweren Fällen helfen psychiatrischen Einrichtungen. Auch Hayden Panettiere ließ sich nach der Geburt ihrer Tochter stationär behandeln.

Ganz wichtig: Die Mutter trägt niemals Schuld an ihren Gefühlen. „Die Wochenbettdepression ist kein persönliches Versagen oder Zeichen dafür, dass die Frau eine schlechte Mutter ist oder ihr Kind nicht genügend liebt“, schreib die DDP. Es handle sich um eine Krankheit und die könne gut behandelt werden.

Kennt ihr jemanden, der eine Wochenbettdepression hatte?

Kann man einer Wochenbettdepression vorbeugen?

Eine Wochenbettdepression vorzubeugen, gelingt nicht immer. Das A und O sei, über die Erkrankung aufzuklären, damit die Mutter sich im Zweifel schnell Hilfe hole, schreibt Helios. Ansonsten helfe vor allem eine gute, soziale Unterstützung, zum Beispiel durch den Partner, aber auch durch die Hebamme oder Bekannte.

Übrigens: Nicht nur Frauen sind betroffen! Bereits 2018 zeigte eine Studie, dass auch gut fünf Prozent aller Väter nach der Geburt ihres Kindes postpartale Depressionen entwickeln können. (jbü)