CDU-Gesundheitspolitiker Streeck warnt vor „Überversorgung”„Ältere Menschen werden oft tot operiert”

Auch dieser Vorschlag dürfte Diskussionen auslösen!
Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat in der Debatte um die medizinische Versorgung von hochbetagten Menschen nachgelegt und einen „Paradigmenwechsel” gefordert. „Der Reflex lautet oft: Lebensverlängerung ist immer das höchste Ziel“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post. „Doch wer je erlebt hat, wie ein hochbetagter Mensch auf einer Intensivstation um sein Leben ringt, weiß: Nicht alles, was medizinisch möglich ist, ist auch menschlich vertretbar.“
„Verbessert das das Leben? Oder verlängert es nur Leiden?”
Weiter heißt es: „Ein minimalinvasiver Herzklappenersatz oder die fünfte Hüftprothese – Eingriffe, die technisch brillant, rechtlich abgesichert und lukrativ sind – werden allzu oft durchgeführt, ohne dass die entscheidende Frage gestellt wird: Verbessert das das Leben? Oder verlängert es nur Leiden?”. Ihm gehe es dabei nicht ums Sparen, „sondern darum, Menschen etwas zu ersparen. Wie wir sie in ihren letzten Lebensphasen verantwortungsvoll begleiten – statt sie aus falschen Anreizen zu überversorgen.“
Lese-Tipp: Streeck entfacht Debatte: Bald keine teuren Medikamente mehr für alte Menschen?
Streeck ist der Drogenbeauftragte der Bundesregierung und hatte in dieser Woche bereits mit einem Vorschlag zur Begrenzung der Abgabe teurer Medikamente an hochbetagte Patienten für eine Kontroverse gesorgt. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) widersprach: „Im Ministerium wird diese Zielrichtung nicht verfolgt“, sagte sie der Bild-Zeitung. Der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer sagte, es sei klar, dass Streecks Haltung „nicht unsere Haltung als Bundesregierung“ sei.
Video-Tipp: Gesundheitschecks bei dm – eine gute Idee?
Streck fordert „Paradigmenwechsel”
Streeck sieht das anders: In Deutschland würden ältere Menschen nicht selten „tot operiert“, weil das System falsche Anreize setze, schreibt er in der RP. „Wir müssen in Strukturen investieren, die Würde ermöglichen – statt in Eingriffe, die Erlöse bringen, aber keine Lebenszeit“, erklärte er. „Manchmal ist die größere Fürsorge, nicht alles zu tun, was man kann.“
Der Experte verweist auf andere Länder. Dort habe sich ein Leitprinzip mit der Bezeichnung „Concordance over Compliance“ etabliert, wonach Behandlungen mit den Werten und Wünschen der Patienten übereinstimmen sollten, nicht nur mit technischen Möglichkeiten. „Wo das gelingt, kommt es zu weniger Überbehandlung und höherer Zufriedenheit“, so Streeck. „Als Denkprinzip ist das ein Paradigmenwechsel”, konstatiert er.
Verwendete Quellen: AFP


