RTL-Redakteurin emotional
Mama geht in Rente! Was die Angst vor der neuen Lebensphase mit mir macht

Mama hat endgültig Feierabend!
Der letzte Arbeitstag im Leben eines Menschen ist ein riesiger Meilenstein, aber anfangs auch oft von Unsicherheiten geprägt. Zukünftige Rentner fragen sich oft: Was wird jetzt mein neuer Lebensinhalt? Ich fiebere am letzten Arbeitstag meiner Mutter mit und frage mich, warum ich selbst davon so emotional berührt bin.
Ich kenne meine Mutter nur als berufstätige Person
Vor einigen Wochen habe ich meine Mutter gefragt, mit welchen Gefühlen sie auf ihre Rente blickt.
„Ich freue mich darauf, aber es kommt ja danach auch nicht mehr viel“, sagte sie lachend und eine Spur ironisch. Eine Antwort, die mich nachdenklich gemacht hat. Auch, was mein eigenes Leben betrifft.
Ich kenne meine Mutter nur als berufstätige Person. Von klein auf hat sie immer gearbeitet. Mal in Teilzeit, dann wieder in Vollzeit – die Erwerbstätigkeit gehörte immer zu ihrem Leben – und zu ihr persönlich. Der Beruf meiner Mutter hat viel Raum in unserem Leben eingenommen. Egal, wie krank sie war: Es musste schon viel passieren, dass sie sich auf der Arbeit krankgemeldet hat.
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Sie hat mir stets vorgelebt, dass man nur mit Fleiß etwas erreichen kann
Sie war immer pünktlich, immer engagiert und hat mir stets vorgelebt, dass man nur mit Fleiß etwas erreichen kann.
Ihr Beruf hat ihr trotz viel Stress und einem hohen Arbeitsaufkommen als medizinische Fachkraft im deutschen Gesundheitssystem immer Spaß gemacht. Mit Humor hat sie kuriose Patientengeschichten erzählt, natürlich anonym, und meine Freundinnen und mich nach der Schule damit oft zum Lachen gebracht. In dem kleinen hessischen Ort, in dem ich aufgewachsen bin, war ihre berufliche Expertise bei jedem Spaziergang gefragt.
„Madeline, ich habe seit Wochen Schmerzen im Bein. Kannst du deine Mutter mal fragen, was das sein könnte?“ Das war meine Kindheit! Natürlich hat sie die Nachbarin später angerufen.
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Mamas letzter Arbeitstag nach 49 Jahren – warum macht mich das so emotional?
Jetzt schreiben wir den 4. Juli 2024 und damit Mamas letzten Arbeitstag nach 49 Berufsjahren.
Ab Freitag ist sie offiziell Rentnerin. Ich sitze im Büro und frage mich, wie sie sich gerade innerlich fühlt und ob sie ein paar Tränen verdrückt, wenn sie später offiziell von ihrem Team verabschiedet wird. Und während ich darüber nachdenke, frage auch ich mich: Warum muss ich mich selbst zurückhalten, damit ich nicht ebenfalls Tränen verdrücke?
Was wird sich in meinem Leben verändern, wenn meine Mutter nicht mehr arbeitet? Wie wird ihr neues Leben aussehen? Und vor allem: Warum macht das Ende von Mamas Berufsleben so viel mit mir? Ich habe zumindest eine Vermutung.
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Wird meine Mutter ihre neue Rolle finden und damit glücklich?
Der Grund dafür ist der Rollentausch; während ich früher von ihr zum Beispiel vor meinem ersten Schultag oder dem ersten Arbeitstag im neuen Job unterstützt wurde, will ich sie jetzt bei ihrem neuen Lebensabschnitt als Rentnerin unterstützen.
Es findet also in gewisser Weise ein Rollentausch statt. Als ihr einziges Kind bin ich jetzt diejenige, die sich Sorgen macht, ob Mama ihren neuen Weg findet und vor allem ihr Glück, mit der neu dazu gewonnenen Freizeit. Leider kann ich es nicht beeinflussen. Genauso wenig, wie sie bisher bei mir, zum Beispiel bei einem neuen Job, Einfluss darauf nehmen konnte.
Etwas in mir freut sich wahnsinnig für meine Mutter. Aber eine gewisse Angst und Unsicherheit schwingt auch mit.
Doch ich sage meiner Mama an diesem Tag: „Du machst das schon!“ Sie wird ihren neuen Lebensabschnitt wuppen, so wie sie bisher alles als alleinerziehende Mutter immer geschafft hat.