Frontallappen-Theorie

Sind wir mit 25 Jahren wirklich auf einmal vernünftig?

Eine junge Frau schaut in einer Stadt in die Ferne
Kennt ihr schon die sogenannte Frontallappen-Theorie, die immer wieder durchs Internet geistert? Wir erklären, was es damit auf sich hat und vor allem, ob sie stimmt!
iStock: recep-bg

Schluss mit Peter-Pan-Syndrom und Forever Young?
Einige TikTok- und Instagram-User sind sich sicher: Es gibt ein ganz bestimmtes Alter, ab dem sich sagen lässt: Jetzt sind wir endlich erwachsen! Laut ihnen verabschiedet sich der jugendliche Leichtsinn aus unserem Leben, sobald wir 25 Jahre alt sind. Plötzlich sind wir reif, vernünftig und vielleicht sogar ein kleines bisschen langweilig – und all das nur, weil unser Frontallappen beziehungsweise der präfrontale Cortex endlich ausgewachsen ist? Ist wirklich etwas dran an der „Frontallappen-Theorie”?

Basics geklärt: Was ist der Frontallappen und warum ist er wichtig?

Um die Theorie zu verstehen, müssen wir erstmal die Frage klären: Was ist der Frontallappen überhaupt? Der Frontallappen ist Teil unseres menschlichen Gehirns, wird auch Stirnlappen genannt und sitzt im vorderen Bereich des Gehirns, quasi direkt hinter der Stirn. Zu den Funktionen des Frontallappen zählen zum Beispiel unsere Motorik als auch höhere kognitive Prozesse, aber auch Persönlichkeitsaspekte und Charaktereigenschaften sind hier verankert.

Und genau DAS wird für uns wichtig!

TikTok-Theorie: Erst mit 25 Jahren erwachsen – dank ausgewachsenem Frontallappen?

Denn im Internet, genauer gesagt auf Social Media, teilen viele User die Erfahrung, dass sie im Alter von 25 Jahren plötzlich eine Veränderung bemerkt haben. Grund dafür soll laut der „frontal lobe theory” eine bestimmte Entwicklung im Gehirn, eben am Frontallappen, sein, der jetzt fertig ausgebildet sei.

Dinge, die ihnen vorher nie wichtig waren, gewinnen plötzlich an Bedeutung – während Dinge, die vorher total wichtig waren (Markenklamotten, „cool sein” und dazuzugehören – nur um wenige Beispiele zu nennen) plötzlich in den Hintergrund rücken.

Unter der Woche feiern zu gehen, ist doch irgendwie anstrengend und unvernünftig, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss. Und eigentlich wäre es ja schon nett, die Eltern oder Großeltern regelmäßiger zu besuchen, genau wie der gehypte Staubsauger im Angebot, den man eigentlich gebrauchen könnte.

Wird da etwa jemand erwachsen? Fakt ist: Unser Hirn und unsere Fähigkeiten verändern sich im Laufe des Lebens. Somit ordnen sich bestimmte Werte und vor allem Prioritäten neu.

Lese-Tipp: Tradwife-Trend auf Social Media – werden wir 2025 wieder zu Hausfrauen?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Video-Tipp: Handyverbot an Schulen kommt – zumindest in diesem Bundesland

Neurologe bestätigt Theorie – präfrontaler Cortex ist erst mit 25 ausgereift

Zugegeben: Eigentlich ist man in Deutschland mit Vollendung des 18. Lebensjahres volljährig und gilt somit als erwachsen, sprich schon etliche Jahre vorher. Aber Hand aufs Herz: Wart ihr damals WIRKLICH erwachsen?

Laut TikTok-Theorie findet das Erreichen der geistigen Reife also erst in den Zwanzigern statt. Und tatsächlichen ist an dem Shift-Moment mit 25 Jahren etwas dran, wie uns Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen, im RTL-Interview erklärt!

Pauschal und für jeden gültig gibt es das so natürlich nicht, dafür sind die externen Einflüsse (Bildung, Erziehung, Intelligenzniveau, Gene etc.) zu stark. Aber es ist schon so, dass das plus/minus bei den meisten in den Zwanzigern passiert, auch wegen der Hirnentwicklung”, so der Experte. „Ich würde sagen so zwischen 20 und 30.”

Lese-Tipp: KI als Beziehungsratgeber – Modell der Zukunft oder total gaga?

Mit Mitte 20 wird mehr über Konsequenzen nachgedacht, man handelt nicht mehr so leichtsinnig und impulsiv wie vielleicht mit 15, 19 oder 22 Jahren. Verantwortlich dafür sei der präfrontale Cortex, der ein Teil des Frontallappens ist, und lange braucht, um sich zu entwickeln. Genauer gesagt: bis in die Zwanziger hinein. Die Hirnentwicklung ist also mit ca. 25 Jahren abgeschlossen.

Hinzu kommen laut Kleinschnitz aber auch externe Faktoren, die eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel das wachsende Verantwortungsbewusstsein gegenüber Dritten, etwa Kinder, Frau, Beruf. „Das spielt natürlich auch ins Risikoverhalten rein.”

Lese-Tipp: Smartphone gefährdet Beziehung? Was ihr tun solltet, wenn’s gar nicht mehr geht!