Projekt "Meet a Jew"
Zwischen Angst und Stolz: Ein Leben als Jüdin in Niedersachsen
Wie vielfältig der jüdische Glaube ist, zeigen Karolina und Jennifer aus Niedersachsen. Karolina identifiziert sich mit dem orthodoxen Judentum, wohingegen sich Jennifer eher in das liberale Judentum einordnet und nur in wenigen Punkten konservativ sei. Und diese Vielfältigkeit möchten sie vermitteln, im Rahmen des Projektes „Meet a Jew“, zu Deutsch: „Treffe einen Juden“. An der Oberschule Berenbostel in Garbsen berichten sie von ihrem jüdischen Leben. Was die Schüler über das Judentum gelernt haben, sehen sie im Video.
Keine Kippa und Hose für die Frau

Wegen ihrer jüdisch orthodoxen Religion trägt Karolina keine Hosen, sondern Kleider oder Röcke. Jennifer ist hier liberaler und kleidet sich, wie sie möchte. So würde die 25-Jährige im Gegensatz zu Karolina auch den Tallit tragen, einen jüdischen Gebetsmantel, der im orthodoxen Judentum nur von Männern getragen wird. Bei der jüdischen Kopfbedeckung sind die jungen Frauen sich einig, dass die Kippa nur von Männern getragen werden sollte. Dabei wäre die Kippa im liberalen Judentum für Jennifer erlaubt: „Das ist meine persönliche Haltung, da bin ich ein bisschen konservativer geprägt, dass eine Frau keine Kippa trägt. Also den Tallit, den trage ich auch. Aber bei der Kippa, das ist meine persönliche Grenze.“
"Ich fühle mich nicht zu 100 Prozent sicher in Deutschland"

Eine weitere Gemeinsamkeit haben die jungen Frauen: Sie tragen den Davidstern an einer Kette um ihren Hals. Allerdings zeigen sie ihre Ketten nicht immer sichtbar: „Es hängt sehr davon ab, wo ich gerade bin, ob ich allein bin, ob es dunkel ist oder nicht, wie inwieweit ich meinen Davidstern zeige. Aber in den meisten Fällen ist sie immer zu sehen.“, sagt Karolina. Auch Jennifer hat Angst vor Anfeindungen und Angriffen: „Ich fühle mich nicht zu 100 Prozent sicher in Deutschland aufgrund von Antisemitismus.“
Sie wünschen sich mehr Toleranz
Deswegen erzählen die jungen Frauen in dem Projekt „Meet a Jew“ an Schulen von ihrem jüdischen Leben. Damit möchten sie mehr über den jüdischen Glauben aufklären und Vorurteile abbauen. Die 20-Jährige Karolina und Jennifer wünschen sich mehr Toleranz und Verständnis für ihre Religion und möchten zeigen, wie lebendig das Judentum in Niedersachsen ist.