Kultusministerin Prien und Bildungsministerin Stark-Watzinger bieten Gespräch an

#Wirwerdenlaut: Schüler schreiben Corona-Alarmbrief an die Politik

Ein lauter Alarm von Deutschlands Schülern und Schülerinnen: In einem offenen Brief haben sich über 100 Schülervertreter an die Politik gerichtet: Sie werfen den Politikern vor, sie im Stich zu lassen und haben Forderungen formuliert. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz hat inzwischen Gespräche angeboten.
Johanna Börgermann ist Vorstandsmitglied der NRW-Schülervertretung und hat die Kampagne mit ins Leben gerufen. Im Interview berichtet sie über die aktuelle Situation an den Schulen. „Es gebe viele, gerade jüngere Schüler, „die weinen regelmäßig, geben sich die Schuld, dass sie sich infiziert haben“, sagt sie. Mehr im Video.
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„Schulen sind keine sicheren Lernräume“, heißt es in dem Brief, der sich an die Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, an Gesundheitsminister Karl Lauterbach, an die Kultusministerin Karin Prien sowie die Chefs der Länder richtet. Auf Twitter trendet er unter dem Hashtag #wirwerdenlaut. „Wir werden in überfüllte Klassenräume mit unzureichenden Infektionsmaßnahmen gezwungen“, heißt es weiter. „Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch.“

Die Schüler und Schülerinnen fordern unter anderem Luftfilter in allen Schulen, kleinere Lerngruppen und PCR-Pooltests. Das Schreiben richtet sich zudem gegen die Präsenzpflicht. Schülerinnen und Schüler müssten mit ihren Familien selbst entscheiden können, in welcher Art der Beschulung sie sich wohler und sicherer fühlten.

Stark-Watzinger und Prien sind gesprächbereit

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), haben Schülervertretern wegen der Corona-Lage an Schulen Gespräche angeboten. „Mir ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler und ihre Vertreter wissen, dass sie gesehen und gehört werden“, schrieb Stark-Watzinger am Donnerstag bei Twitter. Ihr Gesprächsangebot an die Bundesschülerkonferenz stehe.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU) twitterte: „Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen Schüler-, Eltern- und Lehrervertretungen auf Länderebene mit den Bildungsministerien“, twitterte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. Sie habe gleich nach Amtsantritt auch der Bundesschülerkonferenz Gespräche angeboten. „Wenn Sie/Ihr außerhalb der gewählten Schülervertretungen sprechen wollt, lade ich persönlich dazu gerne ein.“ Prien bot „volle Transparenz“ und einen Livestream des Gesprächs an, „damit alle zuschauen können“. Außerdem sagte sie zu, den Brief am Freitag im KMK-Präsidium anzusprechen.

Auch andere Mitglieder des Bundestags hätten Gesprächsbereitschaft angeboten, so Johanna Börgermann im RTL/ntv-Interview. Sie ist Vorstandsmitglied der NRW-Schülervertretung und hat die Kampagne mit ins Leben gerufen. „Das freut uns natürlich. Wir hoffen, dass diese Gespräche auch ernst geführt werden, wir werden sie wahrnehmen und vielleicht können wir dann was ändern.“

Die Sorge, gerade unter jüngeren Schülern sei ziemlich groß. Es gebe viele, „die weinen regelmäßig, geben sich die Schuld, dass sie sich infiziert haben“, so Börgermann. Daher forderten sie ganz klar: „Schluss mit der Präsenzpflicht. Die Schülerinnen und Schüler müssen selber entscheiden können, ob sie sich bei dieser Situation in der Schule noch wohlfühlen.

Die Kultusministerkonferenz legte am Donnerstag neue Zahlen zur Situation an Schulen vor. Demnach waren in der vergangenen Woche knapp 500.000 Corona- und Quarantäne-Fälle bei Schülerinnen und Schülern bekannt (Vorwoche rund 360.000). Das waren bezogen auf die Gesamtzahl von rund zehn Millionen Schülern, die der Statistik zugrunde liegen, etwa fünf Prozent. Grundlage sind Rückmeldungen aus den Bundesländern.

Allerdings geben die Daten nur einen groben Überblick. So meldet Berlin inzwischen keine Zahlen mehr. Begründung: „In der Schule durchgeführte Schnelltests werden nicht mehr durch PCR-Tests bestätigt, so dass keine validen Daten vorliegen.“ Aus Hamburg und Niedersachsen liegen keine Daten zu Quarantänefällen vor.

Bei den etwa 900.000 Lehrkräften waren in der vergangenen Woche rund 20.000 Corona- oder Quarantänefälle bekannt (Vorwoche 15.000). Von den mehr als 28.000 Schulen, die in die Statistik einfließen, waren deutschlandweit 14 ohne Präsenzbetrieb (Vorwoche 10). Bei etwa 1.800 gabe es Einschränkungen (Vorwoche 1.600). (dpa/eku)

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