Fünf Jahre nach Ende der 1-Kind-PolitikWird China junge Menschen zwingen, Kinder zu bekommen?

Noch immer zieht sich mein Magen zusammen, wenn ich daran denke, wie ich vor der jungen Mutter in einem abgelegenen Dorf in Südchina stand: Im Schlafanzug stand Lin Li vor mir, schluchzend, ein psychisches Wrack. Auf offener Straße wurde Lin Li, im 8.Monat schwanger, von Beamten überwältigt und in eine Abtreibungs-Klinik gebracht. Sie erhielt eine Spritze und gebar Stunden später ein überlebensfähiges Kind - tot. Lin Li ist nur eins von unzähligen Beispielen, die dokumentieren, was für tiefe Wunden die gnadenlose Umsetzung Chinas Ein-Kind-Politik hinterlassen haben.
Mit drakonischen Maßnahmen wie Zwangsabtreibungen, Zwangssterilisationen und ruinierenden Strafgebühren von bis zu acht Jahresgehältern verfolgten die Lokalregierungen fast vier Jahrzehnte lang die Vorgabe der Parteiführung. Ein chinesischer Freund erzählte mir mal, wie seine Mutter sich Monate lang in den Bergen versteckte, um dort dann seinen Bruder zur Welt zu bringen. Meine Chinesisch-Lehrerin, auch zweites Kind, berichtete, dass sie von ihren Eltern an Freunde verschenkt wurde, die noch kein Kind hatten. Doch auch für Kinder, die gemäß der Ein-Kind-Politik nicht hätten zur Welt kommen dürfen, gab es ein brutales Abschreckungsmodell: so genannte „schwarze Kinder“. Ihnen blieb eine offizielle Registrierung verwehrt und damit auch der Zugang zu öffentlichen Schulen und Krankenhäusern. 2010 zählte China 13 Millionen so genannte „schwarze Kinder“.
Chinas Gesellschaft altert, junge Eltern bekommen nicht mehr Kinder

Und jetzt, fünf Jahre nach Ende der Ein-Kind-Politik, unzähligen gebrochenen Seelen, fleht die kommunistische Partei ihre Bürger doch tatsächlich an: Bekommt bitte noch ein Kind. Warum dieser unvorstellbare Sinneswandel? Die Antwort: Chinas Gesellschaft altert – und zwar dramatisch. Doch die junge Eltern-Generation will von der Gratwanderung staatlicher Familienplanung nichts wissen.
Wang Yin, 35 Jahre alt, steht stellvertretend für viele Mütter in China. Ein zweites Kind zu bekommen, ist für sie unvorstellbar. Um fünf Uhr morgens beginnt ihr Tag und endet nicht vor 22 Uhr. Gleiches gilt für ihren Mann. Beide sind voll berufstätig. Zusätzlich chauffieren sie ihren fünf Jahre alten Sohn Guoguo durch die Gegend. „Ein Kind in China groß zu ziehen ist so kostspielig,“ erklären sie mir. Das Interview führen wir in ihrem Schlafzimmer. Sie sitzen auf ihrem Ehebett, das eine rosafarbene Tagesdecke mit Blumenaufdruck schmückt.
Zu ihren Füßen spielt Guoguo in seiner Spielecke und pustet unaufhörlich in eine Trillerpfeife, um auf sich aufmerksam zu machen. Das eheliche Schlafzimmer ist auch sein Kinderzimmer. Auch er schläft im Ehebett. Zusammen mit den Großeltern väterlicherseits wohnen sie in einer kleinen 2-Zimmerwohnung im Pekinger Außenbezirk Jingshan. Eine zentralere Lage konnte sich das Akademiker-Paar nicht leisten. „Wir sind beide ein Produkt der Ein-Kind-Politik, das heißt, wir haben keine Geschwister und müssen unsere Eltern alleine finanziell unterstützen und versorgen.“ Wang Yin arbeitet in der Marketing-Branche, ihr Mann beim Militär. Die Eltern im Alter zu versorgen gehört zu den traditionellen Kindespflichten in China. Das ist sogar im Gesetz verankert. Immer wieder kommt es vor, dass Eltern ihre Kinder anzeigen, weil diese sie im Stich lassen.
Großteil der Gehälter fließt in die Förderung der Kinder

Zusätzlich fließt ein Großteil ihrer Gehälter schon jetzt in die Förderung des Fünfjährigen. „Das macht in China jeder so,“ sagt Wang Yin. Kinder wie Guoguo haben Tagesabläufe wie Top-Manager. Nach dem Kindergarten geht es in kostspielige Privatkurse. Denn wer nicht im Vorschulalter schreiben, lesen, rechnen und allerlei mehr lernt, kommt in der Schule nicht mit, der Zugang zu den angesehenen Universitäten bleibt verwehrt, die Chancen im Leben sinken.
Wir lernen Guoguo und seine Eltern am späten Nachmittag an einem regnerischen Tag in einem privaten Lernzentrum kennen. Guoguo sitzt zusammen mit neun Kindern in einer Reihe vor einer jungen Chinesin, die den Kindern englische Sätze vorspricht, die sie im Chor nachsingen müssen. Im Anschluss hat Guoguo „Kunst und Geschichten schreiben“. Sein Vater nimmt ihn am Arm und rennt die Treppe hoch. In einem Aufenthaltsraum warten die Eltern auf ihre Kinder. Auf einem großen Monitor sind alle Klassenräume zu sehen, so können sie live den Unterricht verfolgen, ohne zu stören. „Noch ein Kind können wir uns finanziell und zeitlich einfach nicht leisten,“ sagen Guoguo´s Eltern.
Die jungen Frauen bekommen oft nur ein Kind
Knapp 40 Jahre rigorose Ein-Kind-Politik haben Einzelkind- und auch Single-Haushalte zur neuen Norm in China gemacht. Die jungen Frauen mussten selbst ihre Kindheit und Jugend lang unermüdlich pauken, weil ihre Eltern die Sorge umtrieb, ihr einziges Kind könne sie sonst im Alter nicht versorgen. Jetzt wollen sie sich auf sich und ihre Karrieren konzentrieren. Sie heiraten später und bekommen – wenn - nur ein Kind.
Die Folge: Seit fünf Jahrzehnten waren die Geburtenraten in China niemals so niedrig wie in den letzten drei Jahren. „Die Situation ist sehr ernst, unsere Gesellschaft schrumpft viel schneller als wir es erwartet hatten. Die Regierung hätte die Politik mindestens zehn Jahre eher beenden müssen, um die dramatischen Folgen, die uns jetzt bevorstehen, zu vermeiden,“ sagt mir Wang Min, Politikwissenschaftler an der Qingdao Universität in Peking. Mutige Worte des Professors. „Ich persönlich war nie ein Freund staatlicher Familienplanung. Ohne die Ein-Kind-Politik, hätten wir jetzt nicht die Probleme.“
„Leiste was Gutes für dein Land, bekomme zwei Kinder“
1987 fürchtete die kommunistische Führung, dass China sich mit einer zu großen Bevölkerung nicht rasant genug modernisieren und entwickeln könnte. Deswegen führte sie die Ein-Kind-Politik ein. Die Folgen werden ihr nun zum Verhängnis. Bis 2050 werden 400 Millionen Chinesen über 65 sein, das sind dann 30 Prozent der Bevölkerung, so offizielle Schätzungen. Ein einheitliches staatliches Rentensystem für jedermann gibt es bis heute nicht. Abgesehen von den wirtschaftlichen Konsequenzen aufgrund mangelnder Arbeitskräfte, wer soll sich um all die Alten kümmern?
„Leiste was Gutes für dein Land, bekomme zwei Kinder“ steht nun auf Regierungs-Bannern, die das Nachbarschafts-Komitee nun mancherorts an die Hauswände klebt. China will seinen Bürgern das Kinderkriegen wieder schmackhaft machen. Staatliche Krankenhäuser werben mit kostenfreien Geburten und einer Prämie von umgerechnet 60 Euro für das erste und 90 Euro für das zweite Kind. Gewollte Abtreibungen erfordern künftig Gutachten von drei Professoren, Scheidungen wurden erschwert. Doch bisher zeigen all diese Regierungs-Maßnahmen wenig Erfolg. China-Kritiker befürchten, das könnte die Partei dazu veranlassen, junge Menschen mit drastischen Maßnahmen zum Kinderkriegen zu nötigen. Die Geburt eines Kindes sei nicht nur eine Privatsache, sondern auch eine Staatsangelegenheit, schrieb das Parteiorgan People´s Daily mit Bezug auf das geforderte Kind Nummer 2 in einem Kommentar. Sehr selten nur sieht man einen Artikel des Parteiorgans viral. Doch dieser Text löste eine Lawine an wütenden Reaktionen in Chinas sozialen Netzwerken aus.
Ein Hashtag mit der Schlagzeile des Kommentars erhielt beim chinesischen Twitter-Pendant, Weibo, 15 Millionen Klicks und unzählige Posts. „Der Staat kann nichtbestimmen, was bei seinen Leuten im Bett abgeht. Wenn ihr keine Kinder wollt, zwingt ihr Menschen dazu, sich sterilisieren zu lassen. Wenn ihr Kinder wollt, drängt ihr uns, welche zu bekommen. Was denkt ihr, wer ich bin?“ schreibt ein User mit dem Namen YesMan94. Ein anderer User schreibt: „Das ist weder eine Familienangelegenheit, noch eine Staatsangelegenheit. Ein Kind zu kriegen oder nicht, ist meine reinpersönliche Entscheidung.“
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