Dunkelziffer vermutlich weitaus höher
Mückenstiche nicht immer harmlos! RKI meldet 10 Fälle von West-Nil-Virus in Deutschland

Sind Mückenstiche immer harmlos? In mehreren Teilen Deutschlands kann man das nicht mehr pauschal so sagen, der Grund: Das West-Nil-Virus kann mittlerweile auch hierzulande über Insekten übertragen werden, die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen bei Menschen in Deutschland stieg in dieser Saison auf zehn an. Das geht aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
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West-Nil-Virus: Acht Betroffene sollen sich in Deutschland infiziert haben
Bei acht der Betroffenen ist Deutschland als Infektionsland angegeben, wie eine RKI-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.
Doch wie äußert sich das West-Nil-Virus? Oft zeigen Infizierte fieberhafte und grippeähnliche Symptome, die etwa drei bis sechs Tage andauern. Die Inkubationszeit beträgt 2–14 Tage. Der Krankheitsbeginn ist in der Regel abrupt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen.
Ende August hatte das RKI die erste hierzulande erworbene Infektion beim Menschen dieses Sommers bekanntgegeben. 2019 waren erste mutmaßlich von Mücken übertragene Ansteckungen bei Menschen in Deutschland bekannt geworden, die zuvor nicht verreist waren.
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West-Nil-Virus: Übertragung zwischen Stechmücken und Vögeln dokumentiert
Dem RKI zufolge wurde 2018 hierzulande erstmals die Übertragung zwischen Stechmücken und Vögeln dokumentiert, vermutlich sei das ursprünglich aus Afrika stammende Virus aber schon wenige Jahre zuvor nach Deutschland gelangt. Angenommen wird, dass der Erreger mittlerweile auch hier in Mücken überwintern kann. Er war in den vergangenen Jahren vor allem in Regionen Ostdeutschlands auch bei Vögeln und Pferden nachgewiesen worden. Pferde gelten wie Menschen als Fehlwirte.
Die bisherigen Meldungen in dieser Saison kamen laut RKI-Datenbank aus:
Berlin (3)
Sachsen (3)
Sachsen-Anhalt (3)
Nordrhein-Westfalen (1)
Einzelne Nachmeldungen seien noch möglich, hieß es seitens des RKI. Mit bisher zehn Fällen wurden in diesem Jahr doppelt so viele Fälle dokumentiert wie in der Vorsaison - jedoch weniger als 2020, als 30 Fälle bekannt geworden waren.
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West-Nil-Virus: Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich besonders schützen
Verglichen mit einigen südlichen Ländern Europas sind die Fallzahlen in Deutschland bislang relativ überschaubar: Nach Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurden in der diesjährigen Übertragungssaison rund 950 Fälle von West-Nil-Fieber erfasst, davon mehr als 570 in Italien und rund 280 in Griechenland (Stand 26. Oktober).
Registriert wurden 72 Todesfälle. Etwa einer von 100 Infizierten erkranke schwer. Daher gehen Experten von einer Dunkelziffer nicht erkannter Ansteckungen aus. Als gefährdet für schwerere Verläufe gelten ältere Menschen und/oder Menschen mit Vorerkrankungen.
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Dunkelziffer bei West-Nil-Virus hoch
Ihnen wird empfohlen, sich insbesondere in der Saison und in betroffenen Gebieten vor Stichen zu schützen. In einer Untersuchung von 2020 hielten RKI-Experten fest: „Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten WNV-Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen.“ (dpa/mjä)