Hunger-Aufstand oder Palastrevolte

Was kann Putin stoppen? Diese Szenarien wären denkbar

Die Welt fragt sich: Was oder auch wer kann Putin stoppen? Die Sanktionen des Westens vermochten das bisher nicht. Doch was ist, wenn die wirtschaftlichen Folgen für Russland zu heftig werden, Menschen gar hungern? Oder wenn Putin den Krieg in der Ukraine nicht mehr als Erfolg verkaufen kann? Hinweise auf zumindest Unstimmigkeiten in der russischen Führung haben sich bereits gezeigt.
Könnte eine Palastrevolte die Herrschaft des Diktators beenden? Welche Szenarien sind denkbar?
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Historiker: "Unmut von unten kann zum Aufstand führen"

Historiker Andrej Subow
Historiker Andrej Subow: „Sollte der Krieg länger dauern und viele Tote fordern, und sollte es zum Hunger kommen, was ich infolge der Sanktionen nicht ausschließe, dann kann der Unmut von unten zum Aufstand führen, so wie man es 1905 und 1917 erlebt hat"
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Der Historiker Andrej Subow ist davon überzeugt, dass die westlichen Sanktionen Erfolg haben können. Die russische Wirtschaft wird zunehmend in die Knie gezwungen, die Menschen spüren die Auswirkungen. „Sollte der Krieg länger dauern und viele Tote fordern, und sollte es zum Hunger kommen, was ich infolge der Sanktionen nicht ausschließe, dann kann der Unmut von unten zum Aufstand führen, so wie man es 1905 und 1917 erlebt hat", so Subow.

Eine Revolution und der Sturz des Machthabers durch das Volk? Das hält der ehemalige Duma-Abgeordnete Mark Feygin für ausgeschlossen. Für Aufsehen hat er damals als Rechtsanwalt der Band Pussy Riot gesorgt. Nach zwei Jahren Opposition gegen Putin hat er aufgegeben.

„Ein organisierter Widerstand ist in Russland zur Zeit unmöglich. Dafür bräuchte man eine ernstzunehmende politische Organisation. Und organisierte Proteste können zu keinem Ergebnis führen. Diese Menschen werden isoliert, Repressalien ausgesetzt und bekommen ein Berufsverbot", sagt er.

Palastrevolte und Sturz Putins denkbar?

Stoppen könnten Putin eher diejenigen, die nahe an ihm dran sind und offenbar nicht mehr wirklich zu ihm halten. Vor wenigen Tagen erst ist Putins langjähriger Berater Anatoli Tschubais zurückgetreten. Verteidigungsminister Sergey Schoigu war ebenfalls wochenlang nicht zu sehen. Seine Vertreter übernahmen wichtige Sitzungen.

„Die Tatsache, dass Alexander Ruzkoi, der dritte Mann in der Armeeführung, in Abwesenheit der ersten zwei, die Verantwortung übernimmt und Gesicht bewahrt, zeigt das ganze Durcheinander im Kreml", so der Politologe und Autor Andrei Piontkowski. Er schrieb mehrere Bücher über den russischen Präsidenten, unter anderem "Another look into Putin's soul" (zu deutsch: Weiterer/Anderer Blick in Putins Seele). Nach einem Artikel über den Russland-Tschetschenien-Konflikt schaltete sich die russische Strafverfolgung gegen den als "extremistisch" eingestuften Oppositionellen ein und Piontkowski verließ sein Heimatland.

Auch der Historiker Andrej Subow hält einen Sturz aus Putins Inner Circle für am ehesten wahrscheinlich: „Ich denke, dass unter diesen Umständen eine Palastrevolution als sehr wahrscheinliches Szenario vorkommt. In diesem Fall wird Putin samt ein paar seiner Mitstreitern abgesetzt werden, wie es 1964 mit Chruschtschow der Fall war. So etwas kann sich durchaus wiederholen."

Noch scheint der innere Zirkel um Putin zu halten, doch der Druck durch Sanktionen und schleppende Kriegsfortschritte lassen ihn wohl immer weiter bröckeln.

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