Kandidatenrennen mit Tempounterschieden
Wahlkampf von Laschet, Baerbock, Scholz – abgetaucht, ausgebremst, angespornt

von Henning Wehrle
Es gibt genug Gründe für die Spitzenkandidaten, im Wahlkampf jetzt Vollgas zu geben: In einer Woche beginnt die Briefwahl – viele Wähler geben schon dann ihre Stimme ab, entscheiden also schon deutlich vor dem 26. September. Und: Immer mehr Deutsche kommen aus dem Urlaub zurück, sind gut erholt und hören vielleicht eher zu, wenn Politiker für sich werben.
Aber von drei Anwärtern auf die Kanzlerschaft scheint nur einer richtig loszulegen. Die anderen beiden kommen nicht in Fahrt.
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Laschet: Nach Lacher abgetaucht
Sein Lacher im Katastrophengebiet hat CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet viele Sympathien gekostet. Er hat es nicht geschafft, als Krisenmanager zu punkten. Das zeigen aktuelle Umfragen:

Ende vergangener Woche heißt es dann: Flut geht vor Wahlkampf. Laschet müsse sich als NRW-Ministerpräsident um die Bewältigung der Hochwasserkatastrophe in seinem Bundesland kümmern. Wahlkampftermine etwa in einem Frankfurter Boxclub werden kurzfristig verschoben. In seiner Partei wächst die Unruhe. Wie RTL aus Teilnehmerkreisen des CDU-Präsidiums erfuhr, fordern einige, mit dem Wahlkampf müsse es jetzt endlich losgehen. Mitte der Woche will Laschet die verschobenen Termine jetzt nachholen.
Baerbock: Lachen vergangen

Auch die Spitzenkandidatin der Grünen schwächelt. Während ihr Co-Vorsitzender Robert Habeck einen Termin nach dem anderen abreißt, ist Baerbock in den letzten Tagen kaum zu sehen. Nach dem Stolperstart ins Kandidatenrennen mit Plagiatsvorwürfen scheint die Grüne noch nicht wieder ins Rennen zurückgefunden zu haben. Vielleicht klappt es ja heute Abend beim offiziellen Wahlkampfauftakt in Hildesheim unter dem Motto: „Bereit, weil Ihr es seid“.
Scholz: Der lachende Dritte

Und wenn zwei straucheln, lacht der Dritte: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sammelt im persönlichen Kandidatenvergleich weiter Punkte - und wahlkämpft sich durchs Land. Heute morgen etwa bei einer Werksbesichtigung in Osnabrück. Ob er am Ende die guten persönlichen Werte auch in Stimmen für die SPD ummünzen kann, ist noch offen.
Im Wahlkampf legen die drei Kandidaten jedenfalls ein unterschiedliches Tempo vor.
Heißer Wahlkampfherbst
Auf der Straße dagegen kündigt sich unterdessen ein heißer Herbst an. In Berlin ermittelt der Staatsschutz nach Angriffen auf Plakatierer. Im Netz warnt ein Wahlhelfer der Berliner Grünen.