Lage in den Gesundheitsämtern
Ist die Inzidenz 500 die neue 35?

Das Wetter wird besser und womöglich denken gerade immer weniger Deutsche an Corona-Inzidenzen und Zahlen …
Doch die Pandemie ist noch nicht vorbei und viele Gesundheitsämter versuchen weiterhin die lückenlose Kontaktnachverfolgung von aktuellen Corona-Fällen zu gewährleisten. Nur so können Infektionsketten gestoppt werden. Noch vor ein paar Monaten war das Mantra der Bundesregierung: An der Inzidenz von 35 sind so viele der strengen Regeln gekoppelt, weil die Ämter über diesem Wert nicht mehr nachverfolgen können.
Das hat sich aber mittlerweile geändert, wie eine RTL/ntv-Recherche ergab. Vor allem die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr spielen dabei eine große Rolle. Und die Bundesregierung will besser vorsorgen für mögliche künftige Pandemien – vor allem bei der Impfstoffproduktion.
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"Bis Inzidenz 500 machbar"
So teilten Sprecher der Gesundheitsämter Hildburghausen (Inzidenz 145) und Emden (Inzidenz 138) auf Anfrage mit, dass die Kontaktnachverfolgung derzeit „reibungslos“ beziehungsweise „tagesaktuell“ funktioniere.
Aus Hildburghausen (Platz 1 bundesweit) hieß es: „Selbst bei einer Inzidenz von 500, von der wir uns inzwischen glücklicherweise weit entfernt haben, konnten wir diesen Ablauf sicherstellen.“ Dies sei vor allem durch die Hilfe der Bundeswehr möglich. Auch aus den Gesundheitsämtern Baden-Baden, Sonneberg, Tuttlingen, Memmingen, Unterallgäu und Pforzheim hieß es, dass eine lückenlose Kontaktnachverfolgung möglich sei.
Im Video: Angela Merkel zur Notbremse bei hohen Inzidenzwerten
Auf RTL/ntv-Anfrage teilte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums mit, dass aktuell mit rund 8.100 Soldatinnen und Soldaten in 324 von 412 Kreisfreien Städten, Landkreisen und Bezirken Berlins Amtshilfe geleistet werde.
Davon unterstützten derzeit 4.072 Soldatinnen und Soldaten die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten und unter anderem im Rahmen der Abstrichentnahme oder an Teststationen. Der Sprecher sagte zudem: „Wir erwarten, dass die Anzahl von Hilfeleistungsersuchen auch noch über die nächsten Wochen anhalten wird.“
Vorsorge ist alles
Auch im Gesundheitsamt Dortmund wird man die Hilfe der Bundeswehr weiterhin beanspruchen wollen.
Nachdem man von der zweiten Welle auf dem falschen Fuß erwischt wurde, will man künftig besser gewappnet sein, sagte Amtsleiter Dr. Frank Renken zu RTL/ntv. Zu Beginn der dritten Welle sei man in der Kontaktnachverfolgung in einen zeitlichen Verzug von zwei bis drei Tagen gekommen – konnte aber dann wieder Inzidenzen von über 200 nachverfolgen.
Renken: „Was wir gelernt haben: Vorräte anzulegen und zu entscheiden, dass die Leute nicht direkt wieder weggeschickt werden. An den Wochenenden bekommen wir zum Beispiel mehr Fremdkräfte aus anderen Ämtern, die dann für uns tätig sind, damit wir die eigenen Leute schonen können und die Zahl der Überstunden reduzieren.“
Die Bundesregierung setzt ebenfalls auf Vorsorge und wird mit Unternehmen sogenannte Pandemie-Bereitschaftsverträge schließen. Das Ziel: Die Kapazitäten für die Impfstoffproduktion zu sichern, damit es bei einem weiteren Ernstfall viel schneller ginge.
Christoph Krupp, Leiter der Taskforce Impfstoffproduktion, sagte am Mittwoch: „Wir haben gelernt, dass es eine Sache ist, einen Impfstoff im Labor zu haben. Das andere ist es, den industriellen Maßstab zu produzieren.“