Geimpft, geboostert, genesen - und trotzdem infiziert

Nach wie vielen Corona-Infektionen bin ich immun?

Klaus Stöhr
Wie oft muss ein Mensch sich infizieren, bis er gegen Corona immun ist? Virologe Klaus Stöhr hat eine klare Antwort.
Imago Entertainment
von Ingo Jacobs und Stefanie Bläser

Geimpft, geboostert, genesen - und trotzdem schon wieder infiziert? Nicht ungewöhnlich, wie sich zahlreichen Berichten in diesem Winter entnehmen ließ. Doch wann lässt das Coronavirus Sars-CoV-2 in Form der Omikron-Variante denn endlich von einem ab? Mit wie vielen Reinfektionen muss ein Mensch rechnen? Virologe Klaus Stöhr klärt auf.
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Der Corona-Erreger präsentiert mehr Information als die Impfung

Viele Menschen werden in diesem Winter diese Erfahrung gemacht haben: Geimpft und geboostert - und trotzdem infiziert. Die Erfahrungsberichte gehen von symptomlos bis schwer krank. Und auch diese Fälle sind bekannt: Eine frühe Infektion mit dem Coronavirus verlief wie eine Erkältung und nach drei Impfungen kracht Omikron so richtig rein. Virologen und Infektiologen betonen immer wieder: Ein Immunsystem, das den echten Erreger und damit die Proteine des Virus-Kerns kennenlernt, ist besser gefeit. Denn der echte Erreger präsentiert dem Immunsystem viel mehr Informationen.

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Aber wie oft muss sich ein Mensch infizieren, damit er oder sie nicht mehr befallen werden kann? Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr sagt klipp und klar: "Einen hundertprozentigen Schutz vor wiederholter Reinfektion, Virusausscheidung und potenziell schwerem Krankheitsverlauf bietet weder die Impfung noch die Infektion." Es sei wie beim Sicherheitsgurt: Man könne zwar die Auswirkungen um jeweils einige Stufen abmildern, aber im schlimmsten Fall gebe es auch Todesfälle.

Desperate young woman holding positive result of self home test. Corona virus - Covid-19 rapid test. Young teenager girl.
Schon wieder positiv! Wie oft muss sich ein Mensch infizieren, um endgültig immun zu sein?
Clara Busto, iStockphoto, iStock/Clara Busto

Infektion erhöht Wirksamkeit der Impfung

Eine Immunantwort könne bereits nach der ersten Infektion mit Sars-CoV-2 sicher festgestellt werden, so der Virologe im Gespräch mit RTL. „Die Infektion reduziert je nach Alter und Gesundheitsstatus die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 auch schwer zu erkranken, um mehr als 50 Prozent“, sagt der Experte, der während seiner 15-jährigen Tätigkeit für die WHO unter anderem Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator war.

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Trotzdem ist auch eine leichte Infektion nützlich: „Die Infektion nach einer vorherigen Impfung wird die schon hohe bestehende Wirksamkeit der Impfung nochmal vergrößern und vor allem dauerhafter machen“, sagt Stöhr. „Das sollte für die allermeisten Menschen ausreichend sein für den Eintritt in die Endemie in Erwartung der Reinfektionen in den nächsten Jahren.“ Für die Vulnerablen könne eine Auffrischung der Immunantwort einmal im Jahr vor dem Winter ratsam sein. Ob dieses Boostern wirklich notwendig sei, könne erst sicher gesagt werden, wenn die entsprechenden Beobachtungsergebnisse vorliegen – also zum nächsten Winter.

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