Jemma Butler (20) ist froh am Leben zu sein
Nach vermeintlicher Erkältung: Lehramtsstudentin stirbt fast an Sepsis

Dass man manchmal bei Halsschmerzen und Co. nicht direkt den Teufel an die Wand malen muss, das hat sich die 20-jährige Jemma Butler aus Staffordshire, Großbritannien, vermutlich auch gedacht, als sie sich plötzlich etwas unwohl fühlt. Aber: Nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass die Lehramtsstudentin gar nicht erkältet ist – sondern eine Blutvergiftung hat und um ihr Leben kämpfen muss.
Eine einfache Erkältung? Oder steckt doch mehr dahinter?
Im November 2019 absolviert Jemma Butler (20), im Rahmen ihres Lehramtsstudiums an der Durham University, ein Praktikum an einer Grundschule. Laut „DailyMail“ fühlt sich die Britin dort eines Tages plötzlich unwohl. Butler geht von einer einfachen Erkältung aus, die Symptome scheinen zunächst zu passen: „Ich fühlte mich auf einmal krank, hatte scheinbar Halsschmerzen und bekam Antibiotika wegen einer vermuteten Mandelentzündung“, erzählt sie. „Da ich mich im ersten Semester meines Studiums befand und an einigen Tagen ein Praktikum in einer Grundschule absolvierte, ging ich davon aus, dass ich mich dort mit einem Virus infiziert habe“, erzählt sie gegenüber der britischen Zeitung.
Die Symptome sind nicht – wie von Jemma gewünscht – besser geworden, ganz im Gegenteil. Innerhalb einer Woche verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand so sehr, dass sie das Bett nicht mehr verlassen kann, sie unkontrolliert zu zittern anfängt und sich daraufhin zunehmend Sorgen macht: „Ich habe mich im Bett ausgeruht und erwartet, dass es mir in ein paar Tagen besser gehen würde. Doch dann wurde es unerträglich.“ Das Duschen fällt ihr schwer, der Körper der 20-Jährigen wird immer schwächer. „Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich schlief bei weit geöffnetem Fenster, obwohl es Mitte November war, um zu versuchen, meine stark ansteigende Temperatur und mein starkes Schwitzen in den Griff zu bekommen. Dann habe ich mir Hilfe geholt.“
"Ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren"
In der Notaufnahme angekommen bestätigt sich: Jemma Butler hat 41 Grad Fieber und einen rasenden Puls. Das Wort „Sepsis“ fällt zum ersten Mal – doch die Mediziner scheinen der Diagnose vorerst keine weitere Aufmerksamkeit mehr zu schenken: „Zu diesem Zeitpunkt fiel der Begriff kurz und das medizinische Fachpersonal sagte, dass ich beobachtet werden müsste. Ich kannte den Begriff und wusste, dass es sich um eine ernste Erkrankung handelt, da die Mutter meines Vaters daran gestorben war.“
Nach zwei Tabletten Paracetamol geht das Fieber der Studentin zurück und sie wird mit einer Antiobiotika-Behandlung nach Hause geschickt. Allmählich geht es ihr besser. Doch dann kommt alles anders: „Mein Zustand verschlechterte sich nach zwei Wochen so sehr, dass ich nichts essen konnte. Auf der rechten Seite meines Kiefers hatte sich eine Schwellung gebildet, die es mir unmöglich machte, meinen Mund mehr als ein paar Zentimeter weit zu öffnen. Es war extrem lähmend und beängstigend, denn ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren.“
Jemma Butlers Gesundheitszustand verschlechtert sich erneut
Die Schmerzen werden immer schlimmer: Jemma Butler wird regelmäßig schlecht, sie kann erneut kaum aufstehen, sie schwitzt sehr stark, ihre Haut wird blass, fleckig und klamm. Und dann das Schlimmste: „Mein Herz klopfte und es fiel mir schwer, Luft zu holen. Das war das unerträglichste Symptom von allen, etwas, das ich nie vergessen werde. Ich dachte, dass ich sterben würde.“ Als dann der Krankenwagen eintrifft und die Ärzte sich um die 20-Jährige kümmern, bestätigen die Ärzte erstmals die Sepsis-Diagnose. „Der nächste Teil meiner Reise ins Krankenhaus verschwimmt, da ich so krank war, dass ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern kann. Aber: Das schnelle Handeln der Mediziner hat mir das Leben gerettet.“
Dennoch stellt sich die Frage: Wie kann es bei der noch jungen Lehramtsstudentin denn überhaupt zu einer Blutvergiftung kommen? Die Ärzte stellen – nach einigen Tests und Scans – fest, dass Jemma am Lemiere-Syndrom erkrankt ist, einer seltenen Infektion des Rachens. Sie gilt als Spätfolge einer verschleppten beziehungsweise nicht behandelten bakteriellen Infektion und könnte der Auslöser für die Sepsis gewesen sein.
Noch heute spürt sie die Folgen der Sepsis
Nach 13 Tagen kann Jemma Butler das Krankenhaus endlich verlassen – doch die Folgen der Sepsis nimmt sie mit nach Hause: „Es dauerte eine Weile, bis ich nach der schweren Krankheit wieder zu Kräften kam. Im Januar, also zwei Monate später, konnte ich zurück an die Uni gehen. Einen Monat später begannen mir die Haare auszufallen.“ Auch heute noch hat die Britin mit dem Haarausfall zu kämpfen, aber: „Jedes Stück Haar, das nachwächst, erinnert mich daran, wie stark mein Körper ist, weil er ein solches Trauma überstanden hat. Auch wenn der Haarausfall für mich persönlich eine Herausforderung darstellt, denke ich daran, wie viele Menschen jedes Jahr an den Folgen einer Sepsis sterben und wie viel Glück ich habe, dass ich noch lebe – der Verlust meiner Haare ist ein geringer Preis.“
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